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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0025
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nachfolgenden Kirchen- und Friedhofsstätte an glei-
cher Stelle (Abb. 10) der Stadtgrabung 21 auf dem
Kohlmarkt, die einen kontinuierlichen Siedlungsab-
lauf seit dem 9. Jahrhundert bis in die städtische Zeit
belegen.
Die Keramik der „Kohlmarktsiedlung“ verbindet die
Basisbefunde auf der Burghalbinsel unter dem Vie-
weg-Haus. Dieser Grubenhorizont, der aus einer Reihe
von Eintiefungen besteht, die der Sand- und Wasser-
entnahme, der Bevorratung, der Abfall- und Abwas-
serbeseitigung aber auch der Kalklöschung dienten,
enthält in Sedimenten die gleichen Waren der Kohl-
markt-Keramik. (Tab. 1—3, S. 30f., Farbtaf. 7—9).
Für die Funktion der „Vieweg-Siedlung“ und die hier
abzuleitende Siedlungskonstellation sind aber die zu-
sätzlichen Merkmale eines befestigten Herrensitzes

entscheidend. Hierbei handelt es sich insbesondere um
die Herstellung gelöschten Kalks, die auf Mörtelver-
wendung schließen läßt, wie um die nachfolgende
zweimalige Oberflächenbefestigung des Grubenareals
mit Rogenbruchsteinen und einer Sandplanierung in
Verbindung mit der Errichtung eines Burgwalles und
einer nachfolgenden Wehrmauer.
Als Indikatoren einer sozial und funktionell heraus-
gehobenen Besiedlung sind auch die Sonderfunde ei-
nes zweilagig gearbeiteten Geweihstabes mit Tierkopf,
von Sporen, rheinischer Importkeramik wie zahlreiche
Bruchstücke bearbeiteter Sandsteine, Funde von Ei-
sennägeln und Mauerhaken, ein Bleiplattenfragment
und eine Schleuderkugel aus Ton anzusprechen, die in
die geschlossene Vieweg-Stratigraphie eingebunden
sind (Abb. 70ff., S. 129ff., Tab. 3, S. 31). Für die
funktionelle und chronologische Beurteilung der Be-


Abb. 9 Braunschweig, Altstadt-Südwest, Kohlmarkt (Stadtgrabung 21). Grabungsbefund und ein Rekonstruktionsversuch
eines Grubenhauses mit Pfettendach, Firstsäule, Vorhalle und verkämmter Blockwand ohne Vorstoß, aus Halbhölzern und
mit Flechtwandgiebel.
Befunde: Pfostengruben 288, 297, 303; Feuerstelle aus Granitbruch mit Kugeltopfmulde 300; Holzkohleschleier 299;
Eintiefung von ca. 1 m (Oberflächenvergleich) u.a.

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