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Feder, Heinrich von [Bearb.]
Geschichte der Stadt Mannheim: nach den Quellen (Band 1): XVII. und XVIII. Jahrhundert ; mit 3 Plänen der Stadt Mannheim aus den Jahren 1620, 1633 und 1794 (Belagerung der Rheinschanze), einem Verzeichnisse der Hausbesitzer aus dem Jahr 1663 — Mannheim und Straßburg, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.24279#0152
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Sehlinger von Seeligencroin

können. Frankreich hatte Namens der Herzogin von OrleanS,
der Tochter Carl Ludwigs, nicht nur Ansprüche auf das
Allodialvernwgen des verstorbenen Churfürsten Carl, sondern
auch auf deu übrigeu Besitz desselben erhoben. Dtan verhandelte
dariiber auf deni Reichstage zu Regensbnrg in der gewohnten
langsameu Weise. Dem Kundigen mußte es hiebei sofort
klar sein, daß hinter jenen vermeintlichen Ausprüchen ivieder
andere Pläne Ludwig XIV. sich verbargen, und daß sie nur
den Vorwand abgeben mußteu, um bei schicklicher Gelegenheit
abermals die Brandfackel des Krieges iiber den Rhein tragen
zu könuen.

An den Maßregelu, die in Atannheim getroffeu wurden,
bemerkt man, daß man sich auf einen Schlag vorbereitete.
Die Garnison wurde verstärkt, die Einguartierungslast regulirt
und die Miliz ergänzt (1686). Am 25. Juni trifft der neue,
aber fo unglückliche Gouverneur der Feftuug Friedrichsburg,
Zceligencro». Sehlinger v. Seeligencron in Mannheim ein und der Rath
beschließt, den abgehenden wie den ankommenden Commaii'
danten mit einer Mahlzeit zu deivillkommnen und zu beab-
schieden. Die Wachen werdeu verstärkt und die Festungswerke
besichtigt uud in den Stand gesetzt. Allein, ivas wollten
diese Maßregeln dem lauernden Tiger gegenüber, bedeuten,
der mit eiuem Spruuge das fast wehrlos daliegen.de Opferlamm
der Pfalz wieder erreichen konnte? Welchen Widerstand
konnte eine Garnison von wenig hnudert schlecht diSciplinirten
und demoralisirten Soldaten den siegestrunkeuen Schaaren
eines Melac eutgegenstelleu? Das Gewitter zog immer
näher. Man rüstete fich in Mannheim fortwährend, suchte
um Verstärkuug nach und traf die Anstalteu zur Vertheidigung,
wie sie im vorigen Capitel beschrieben sind. Als die Wafsen
des deutschen Kaisers gegen die Türken siegreich wareu, erließ
Ludwig XIV. eiu Manifest, daS von dem französischen Ge-
sandten am 23. September 1687 dem Neichstage ubergeben
wurde, und worin er die Ursacheu nuseiuandersetzte, die ihn
zum Kriege uöthigteu. Oesterreich und seine kriegerische und
 
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