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Feder, Heinrich von [Bearb.]
Geschichte der Stadt Mannheim: nach den Quellen (Band 1): XVII. und XVIII. Jahrhundert ; mit 3 Plänen der Stadt Mannheim aus den Jahren 1620, 1633 und 1794 (Belagerung der Rheinschanze), einem Verzeichnisse der Hausbesitzer aus dem Jahr 1663 — Mannheim und Straßburg, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.24279#0174
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Die ruinirte Stadt.

Widerstand zu leisteu. Zwar war beschlosseu, die Festuugs-
werke sofort wieder herzustelleu und 3000 Baueru arbeiteten
eine Zeit laug darau, uuter dem Schutze der Kaiserlicheu,
alleiu die feiudlicheu Bewegungen veranlaßten sehr bald wieder
eine Eiustelluug der Arbeiten.

Als die Franzosen iu Philippsburg erfuhreu, daß man in
Mannheim beginue, wieder Häuser aufzubailen, rückte ein Corps
uuter Marechal Duras am 4. Aug. 1689 nach Mannheim
und verbrannte alle Häuser, die uoch standeu oder dürftig
wieder hergestellt worden waren. Die nümlichen Epeditionen
wiederholten sich am 25. Aug. 1691; am 3. Februar 1692
und im Januar 1693. Am 3. Februar 1692 war es eine
Abtheiluug Franzosen zu Fuß uud zu Pferde, welche, nachdem
ein vergeblicher Handstreich auf Heidelberg versucht worden
mar, sich gegeu Mannheim wandten. Es mochten damals
wieder 100 Wohuungen gestaudeu haben. Die Franzosen
erklärten, daß ihr König nicht gestatte, daß sich jemand in
der Gegend aufhalte, steckteu die Wohnungen in Brand, zogen
Manns- und Frauenspersouen nackend aus, wie das Ilioatruin
Luropasunr erzählt, nnd trieben sie so in die Kälte uud auf
das Eis hinaus. Sie drohten zugleich, daß wenn Jemand
zurückkehren würde, er den Tod zu erleiden haben werde.
Darauf kehrteu die Franzosen uach Philippsburg, woher sie
gekommen waren, zurück. Selbst der ärmlichen Hütten jen-
seits des Neckars verschonte man nicht uud übergab sie deu
Flammeu. So war der Plan Ludwig XIV. in Wirklichkeit
ausgeführt. Mannheim war grüudlich zerstört; mau schätzte
den ganzen Schaden der Stadt auf 2,608,654 Gulden und für
Friedrichsburg auf 1,109,744 Guldeu; 10 Jahre lang lag
es in Trümmer, öde und verlassen da; kaum wagte man sich
in deu Bereich der Stadt, und uur schüchteru und verzagt
suchte man vor der feiudlichen Gewalt zu retten, was das
Feld und die Weide bot. Alleiu Mannhcim giug trotzdem
uicht unter; es lebte in den Herzen seiner Bürger sort und
dort hiclt man die Hoffuung auf bessere Zeiteu und auf die
 
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