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Feder, Heinrich von [Bearb.]
Geschichte der Stadt Mannheim: nach den Quellen (Band 1): XVII. und XVIII. Jahrhundert ; mit 3 Plänen der Stadt Mannheim aus den Jahren 1620, 1633 und 1794 (Belagerung der Rheinschanze), einem Verzeichnisse der Hausbesitzer aus dem Jahr 1663 — Mannheim und Straßburg, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.24279#0250
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Die Reformperiode.

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thi'imer waren nichts als Schuldverhältnisse daraus hervor-
gegangen; das Hof- nnd Staatsbeamtenheer hatte sich unver-
hältnißmäßig vermehrt; es verschlang nicht nur einen guten
Theil der Staatseinkünfte, sondern es ivar auch befreit von
allen Beiträgen zu den öffentlichen Lasten, unter denen der
Bürger seufzte; ivas demselben von des LebenS Nothdurft
übrig blieb, verschlang schließlich die Einqnartierung oder der
Mönch und der Jesuit.

Unter solchen Verhältnissen ivar es allerdings nicht schwer, N- L-f-rm-
sich den Namen eines Reformators zu verschaffen und in der
ersten Zeit seiner Regierungsthätigkeit suchte Carl Theodor
ihn zu verdienen. Er eröffnete seine Regierungsthätigkeit init
einein Wunsche: „Er inöchte es gerne sehen, schrieb er an
den Stadtrath von Mannheim, ivenn in allen katholischen
Rirchen ein Seelenamt und sonstige Andacht für den ver-
storbenen Churfürsten abgehalten würde", und dein Wunschs
wurde ivillfahrt. Alle Lustbarkeiten ivurden auf die Dauer
von sechs Atonaten eingestellt nnd das Trauergeläute ivährend
3 Stunden ain Tage angeordnet. Sofort inacht sich Carl
Theodor an seine Negententhätigkeit und der erste Schritt,
den er that, bestand darin, daß er den Luxusausgaben zu
steuern und das Uebermaß von Vorrechten einzelner Classen
M beschränken suchte. Die Diäten bei den Vorstellungen der
Geistlichen ivurden vermindert; es wnrde bestimmt, daß von
3un an anch die churfürstlichen Räthe und die Hofbedienten
M den Straßensäuberungskosten beitragen sollten; das Tabaks-
lnonopol ivnrde aufgehoben und der Verkauf des Tabaks
wieder freigegeben; den Handiverkslenten wird der freie Ver-
kauf und die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse gestattet; der Holz-
standel ivird freigegeben. Die bnreaucratische Maschinerie
wurde vereinfacht und insbesondere der sehr fromme Wunsch
ausgesprochen, daß die Vielschreiberei beseitigt und die Ge-
^chäste namentlich in Commnnalangelegenheiten befördert
werden sollten. Die sogenannten „Adjunctionen" und die
^hrer- und Bedienungsexspectanzen murden aufgehoben; eine
 
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