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höhen, brauchen wir ihre weihende und erhebende Wirkung
in den kleinen Lebensverhältniſſen, die uns leicht zur Niedrig-
keit hinabziehen. Das Judentum hat gerade in der Geſtalt,
die es ſeit Eſra durch unſere großen Schriftgelehrten gewonnen
hat, ſeine große Aufgabe an uns erfüllt, die jüdiſche Ge-
meinde zu einer wahrhaft gottesfürchtigen heranzubilden und
ſie widerſtandsfähig gegen all die böſen geiſtigen und phyſi-
ſchen Mächte zu machen, welche ihr auf ihrem ſchweren Gange
durch die Zeiten und Völker hemmend in den Weg traten.
Das herrliche Prophetentum hat mit ſeinen großen Mahnungen
doch nur die edelſten für ſich gewinnen, nur einen kleinen
Anhang um ſich ſcharen können. Das ſpätere Judentum iſt
dagegen ſo recht eine Volksreligion geworden.

Wir Juden brauchen um ſo mehr die Heiligungsmittel,
da wir Gott nicht verſinnlichen dürfen, um ihn
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heben. Die Heiligungsmittel unſerer Religion wirken ent-
weder unmittelbar auf unſere Heiligung, indem ſie uns ver-
anlaſſen, uns in eine gehobene, weihevolle Stimmung
zu verſetzen, und uns zur Enthaltſamkeit anleiten (Gebet,
öffentlicher Gottesdienſt, Sabbat- und Feſtesfeier — Studium
der Lehre — Speiſegeſetze), oder mittelbar, indem ſie uns
an Gott erinnern und ſo den Gottesgedanken in uns
lebendig und ſtets gegenwärtig erhalten:

Zizis (Und ihr ſollt ſie ſehen, und ihr ſollt gedenken aller
Gebote Gottes und ſie üben, daß ihr nicht nachfolget euren
Hexzen und euren Augen. 4. M. 15, 39). Tefillin Und ihr
ſollt ſie binden zum Zeichen an eure Hand und zur Stirn-
binde zwiſchen euren Augen. 5. M. 11, 18). Mefuſah (Du
ſollſt ſie ſchreiben an die Pfoſten deines Hauſes und an deine
Tore. 5. M. 11, 20. Beim Eintritt in unſer Haus und beim
Austritt aus demſelben ſollen wir an Gott gemahnt werden,
und unſer Haus ſoll ſich als ein iſraelitiſches nach außen Hin
gu erkennen geben). Dahin gehören auch einige Vorſchrifken
über das Zuſammenbringen von Verſchiedenartigem beim Acker-
bau, bei der Kleidung, bei den Speiſen. Sie haben wohl darin
ihren Grund, daß wir die Herrſchaft, die uns Gott über die
Natur verliehen, nicht ſo ganz nach Willkür üben, ſondern
 
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