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worden ſind, die Lehre von der Unſterblichkeit deutlich aus-
geſprochen.

Und der Staub kehrt zurück zur Erde, wie er geweſen, der
Geiſt aber kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben. Kohelet 12,7.
Pſ. 31, 20; 49, 16. — Im Talmud haben wir viele Aus-
ſprüche über das Fortleben nach dem Tode. Sprüche der
Väter 2, 16: Und wiſſe, die Belohnung der Frommen iſt in
der künftigen Welt. „Neu an jedem Morgen, groß iſt deine
Treue“ (Klagelieder 3, 23). Dazu bemerkt ein Talmudlehrer:
Da du uns täglich vom Schlafe zu neuem Leben erweckeſt, ſo
wiſſen wir, daß du uns einſt aus dem Todesſchlafe zu ewigem
Leben erwecken werdeſt. — Dieſe Welt iſt eine Voͤrhalle zur
künftigen Welt. Rüſte dich in der Vorhalle, damit du in den
Empfangsſaal hineingelaſſen werdeſt. Beſſer eine Stunde in
Rückkehr zu Gott und guten Werken in dieſer Welt als das
ganze Leben der künftigen Welt, und beſſer eine Stunde der
Beſeligung in der künftigen Welt als das ganze Leben (alle
Genüſſe) dieſer Welt. Spr. d V. 4, 21. 22. Allen Eigenſchaften
Gottes, ſeiner Weisheit, ſeiner Güte, ſeiner Gerechtigkeit würde
es widerſprechen, wenn er die vernünftigen und nach Voll-
kommenheit ſtrebenden Weſen nur zu einer zeitlichen Dauer
erſchaffen hätte. (Mendelsſohn Phädon.)

Unſere Religion legt das volle Gewicht auf dieſes irdiſche
Leben, in dem wir unſer gottgefälliges Werk zu vollziehen haben,
und ſie weiſt uns nur auch auf das Jenſeits hin, für welches wir
uns ganz der Gnade Gottes anvertrauen dürfen. „Die beiden
Welten hat Gott geſchaffen und ſie voneinander geſchieden, dieſe
zum Wirken, die andere zum ſeligen Frieden.“ (Die „Königs-
krone“ von Salomo Gabirol.) Alle Propheten weisſagten über
die meſſianiſche Zeit; aber das zukünftige Leben, kein Auge hat
es geſehen außer Gott, er bereitet es dem auf ihn Harrenden.
Sanhedrin 99a. In der künftigen Welt gibt es kein Eſſen
und Trinken, keinen Haß und Neid, ſondern die Frommen ge-
nießen den Glanz der Majeſtät Gottes. Berachot 17 a.
unfere talmadbiſchen MWeijen LO ren, Dayı aı Dl
heidniſchen Frommen Anteil haben am ewigen
Leben. Toſefta Sanhed. 13, 2. Maim Hilch. Teſch. 3, 5.

C. Die Lehre von den Beziehungen zwiſchen Gott und
den Menſchen und von den Pflichten, die daraus für uns
hervorgehen.

1. Unſere Bibel ſtellt überall unſere Beziehungen zu Gott
dar als die der Kinder zu ihrem Vater.
 
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