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verLhamvaane Ikimerad

Schriktleitmig: keldreltuiig deim
0.N.3, veutsche keldpost Nr. S7L

keldLvituns derLKrrnL«

Nerug In der Nelmat durch
alle postanstalten und vuchhandlungen

lhr daheiml

Eigentlich war ich ftets froh, daß wlr in den
erften Kriegsjahren nie in die NSHe einer großen
Stadt zu liegen kamen, denn vome im Feuer-
beretch, wo retne moralische Höhenluft weht, lebt
sichs beffer als in den Niederungen der Etappe
mit dem holperigen moralischen Pflaster. Doch
freute es mtch dennoch, als wir nach bald dret
Jahren zum erstenmale wieder durch lange
Straßen und Gassen fuhren. vorbei an prSchtigen
GotteshSusern, an von Wohlstand zeugenden
HSuserfronten wie an den braunroten Ziegel-
bauten des kleinen französischen Mannes. Gleich
am ersten Morgen fuhr ich mit der Elektrischen
wieder diesen Weg zurück, die Augen offen auf
das mich umgebende Leben und Tretben gerichtet,
jedoch überall fand ich alles gestempelt vom Ernst
des Krieges, die Frauen einfach und sittsam,
garnichts pariserisches, die VergnügungsstStten
mejstenteils geschlossen, das Nachtleben wohltätig
kurz beschnitten, am kommenden Sonntag aber
überaus zahlreiche Kirchenbesucher.

Da und dort mag im Verborgenen das Luder«
leben ja auch noch blühen, jedoch nicht der Oeffent-
lichkeit zum Aergernis.

Jhr daheim — kann man von «uch auch
solch ein Bild entwerfen? O ja. von den vielen,
recht vielen von euch, die ihr schafft und werkt
so emsig wie die Völker 1n den Bienenstöcken
meines Freundes. Aber da tappen noch vlele
Tausende in der deutschen Eeographie herum,
euch und uns, wenn wtr auf Urlaub kommen,
zum Aergernis. Auch in den Erohstüdten be«
gegnen wir den vielen Schaffern beiderlei Geschlechts,
und auch dem „Kriegsletd", aber auch hte und
da und nochmal da — wenn man dürfte etnen
Prügel zwischen die Füße werfen denen, die da
in Stöckelschuhen auf den Zehen umhertrippeln —,
der Gefallsucht, der Mode dtenende arme Seelen.
(Jene aber, dte da in den kleinen Stüdten ent-
aleisen, pfui denenl) Und potztausend, wie
schwirrt's in den nach außen verdunkelten, innen
aber taghell erleuchteten SSlen, wo all der nerven-
auspeitschende. geisttötende, kostbare Zeit stehlende
und unsittliche Tamtam und Ttngeltangel auf»
gesührt wird! He, wo ist bei euch der Kriegs»
ernst geblieben, wohl überhaupt noch keiner da-
gewesen, und auch für euch müssen wtr draußen
stehen, Leben und Gesundheit opfernd.

Und dann — dann wird Rechenschaft von
euch gefordert.

Ei, was kommt nun da für eine jämmerliche
Garde und gar in großer Zahl. Mtßmut und
Lauheit schaut zu allen Knopflöchern heraus,
/uch tSt es wohl gut, man führte euch mal dmch
oie Zeiten, da jahrelang Krieg im Land, wirk-
ltche Hungersnot und gar noch die Pest wüteten,
die ihr so dahertappt lau und mißmutig, euern
Mitmenschen das Mitleben erschwerend, ihr habt

sicherlich das Ziel aus euern Augen verloren,
ihr wißt wohl nicht mehr, welch große geschicht-
liche Entscheidung der Herrgott unserer Zeit auf-
gebürdet hat, ihr müßt schon den Kompaß eures
Lebensschifsleins etwas verbessern, denn es geht
um Bestand und Zukunft unseres Vaterlandes,




> Oeutsche Treue. »>

weckt üe« stolzen Briten Reuel

Sirbte Kriegeanlethel

Rühmte seiner Züitten StSrke, üeutsche Ratten zu


um unser eigenes Lebensglück und das Glück
von Kind und Kindeskind. Unsere Hände sind
rein, auch die unserer Führer, doch so lange der
Feind uns die grimmig geballte Faust vor
Augen HSlt (und dies tut er. das merken wir
nur zu gut hier draußen), müssen wir züh und
tapfer durchhalten. ihr dabeim, wir draußen, bis
die grimme Faust des Feindes sich öffnet, um
nach dem Frtedenszweig zu greifen. Und nun
Schluß! Nein. noch eins! Jch war da vor
kurzem nach einem langen Iahre wieder mal
daheim, da hab' ich denn gesehen, datz es halt

anders ist wie vor Jahren, aber in all den harten
Schickungen, der trostlosen Oede der Not und
des Leides fand ich den Segen der Selbst«
beslnnung. Wie manches KrSutlein kommt jetzt
wieder zu Ehren, die schicksalsschwere Zeit ist
zur Lehrmeisterin geworden der Einfachhett und
Nüchternheit in der deutschen Küche. Wenn
dieser Lehrmeister einmal ungrschickt und derb
zufaßt, so haltet euch doch immer gegenwärtig,
in welcher Zeit wir leben. Nimm das Schicksal
beim Schopf und preß aus ihm so viel wle
möglich dauernden Segen und Nutzen heraus.
„Was der Hobel dem Brett, das sei dem Menschen
die Trübsal, die ihn umgibt.«

ver Vormarsch der S. Krmee.

III.

An der Marne.

Unaufhaltsam setzte nunmebr nach dem Aisne«
Uebrrgang die 3. Arnree im Rahmen drr allgc-
meinen VorwSrtsbewegung des deutschen West-
heeres ihren Marsch nach Süden fort.

Wiederum versuchte der Feind den Vormarsch
auf der aanzen Front. vornehmltch durch Etnsatz
stmker Artillerie, aufzuhalten. Jeder etniger-
maßen sich abhebende GelSndeabschnttt mußte
erkämpft werden. So erreichte die Armee am
Abend des 2. September nach Gefechten bei
Pont-Faverger, Ste. Marie-L Py und
Somme-Py etwa die Ltnie Pont-Faverger—
St. Souplet — Ste. Marie- S-Py — Somme-
Py.

Jn glricher Weise wurde der Vormarsch am
3. September fortzesetzt. An diesem Tage nun
wurde die Gegend durchschritten, in der dann
später die 3. Armee ihren Anteil an der eisernen
Mauer bauen sollte, die nun schon im vterten
Jahr unerschütterlich in allen Stürmen stand-
HSlt und die Heimat schützi. Jn den eilig und
in gehobener Slimmung nach Süden drängenden
deutschen Kolonnen war wohl kaum einer, der
eine solche Entwicklung der Dinge vermutet
HStte, auch nur von ferne gedacht hätte, daß es
ihm beschieden sein werde, drei Jahre seines
Lebens in dieser keineswegs mit Naturschön-
heiten überladenen Eegend zu verbringen, in
den schmutztgen französischen DorfhSusern zu
allen Jahreszeiten ein Ruhequartier zu finden,
schmutzig und doch erwünscht, nach so und so
viel Tagen harten Grabendienstes. Man ge-
braucht heutzutage Worte, wie z. B. Graben-
dienst, ganz wie selbsiverstSndlich. Aber die
deutschen Soldaten, dte damals am 3. Sep'.ember
1914 durch all die bisher in den weitesten
Kreisen unbekannten Champagnenester zogen,
deren Namen nur wenige Monate daraus in
 
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