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„Solo aequare."

Ungefragt und uMiemerkt nehme die ewige
Gasmaske und verschwinde.

Zunächst setzt mich am andern Bachrande die
Breite des Wassers in Erstaunen; ach nein,
Täuschung! Das ailes gehört gar nicht mehr
zum Vache: Ein Granattrichter sitzt so nahe am
andcrn, datz ein ganzer Streifen wassergefüllter
Bertiefungen entstanden ist. Zwischen ihnen
hindurch schreite ich auf schlüpfrigem Boden auf
mehrere Steinhaufen zu. die sich noch als Kirche
erkennen lassen. Denn gerade nach dem Bach-
ufer zu blickt ein noch stehendes Mauerstück mit
emem feierlich hohen Vogenfenster; freilich. das
bunte Glas, das man sich darin denkt, ist längst
m Splitter geborsten. Nun komme ich von der
andern Seite an das Kirchlein heran. Wie eine
Zvstung, von Gräben umgeben, liegt es in einem

8 Nach memerschweren 8
ß Verwundung. 8

8 Ls klost mein vlut kür unsre deutfchen vrüder, 8
8 vie V^unde brennt noch von des keindes vlei, 8
8 vie tücksche lrugel wark mich blutig nieder, 8
8 Und ril) mein vasein jäh entrwei. 8

8 Nun lieg ich hier entkräktet und zerschossen. 8
8 Und weist nicht, was das Leben bringt, 8
8 Und doch... aus V7unden strahlt es licht- 8
8 umklossen 8

8 Und von dem Urankenbett es jubelnd klingt: 8
8 «Mr setsten ohn' vedenken, ohne Lagen, 8
8 kür veutschlands Lhr die besten Uräkte ein, 8
8 Mr blieben kest im Uampk, im mut'gen 8

^ Vei.Iag und Nacht, bei 5onn- und Monden- 8

8 Und lähmt die Urankheit, schmer^t auch noch 8
8 die V^unde, 8

8 V7ir klagen nicht, wir halten tapker aus. 8
8 6ott ist mit uns, auch in der schwersten 8
8 Ztunde, 8

8 lm La^arett, wie in dem blut'gen StraujZ." 8

Nicht einmal das läszt sich erkennen, ob das
Kirchlein einen Turm besessen hat! Eleich da-
neben, eingeklemmt, zusammengeschoben zwischen

gangen wie heute! Aber auch noch nie hatte er
so wenig davon gehört; wenn ihm sonst auch
wohl oft die Augen zugefallen waren, die^ die

sich dies ^rder jeiies GeräO selbst fertigte. Heute
blieb ihm der Schlaf fern. Und nun kam durchs
Bogenfenster im Südost ein dämmergoldiger
Sonnenstrahl, glitt langsam von Bank zu Bank,
von Haupt zu Haupt, bis er endlich auf Gretes

die Orgel lieh den Schlutzvers ertönen, die
Jugend drängte aus den Bänken, und hier und
da stieß eine stattliche Frau den schlafenden
Mann an, um dann an seiner Seite würdevoll
hinauszutreten; dort drautzen hatte sich der Nebel
inzwischen gelichtet. Die Sonne lag funkelnd
auf den noch feuchten Gräsern; Festtagsstimmung
kam in den Menschcn auch. Hier bildete sich
ein Kreis der älteren Bauern, der wichtig die
Ereignisse der Woche besprach; dort ein zweiter,
mehr beweglicher, aus den jungen Leuten, wo

flogen. Doch von denen ging bald einer, bald
der nächste davon, sich eine hübschere Gesellschaft
zu sichern. So auch Etienne. Leicht verlegen,
so keck er, sonst war, schritt er an Gretes Seite
hin, sprach — ach, er fand sich selbst so un-
geschickt! — von der Aussaat, vom Vieh, das
er von den Eltern geerbt, von dem kranken
Fohlen, zehn und zwanzig Dinge, die seiner
Vegleiterin ganz gleichgültig sein mochten. Doch,
dem Anschein nach wenigstens, fand sie Gefallen
an seinen Worten. Ihre Fragen und Einwürse
lockten ihn zu lebhafterem Plaudern, und gerade
war er im schönsten Zug; längst von Saat,
 
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