Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. US

ver Lhampagne -iramerad

3

da der reinliche Franzose menigstens Morgens
das Bedürfnis fühlt, sich in reincm Wasser zu
waschen, so mus; sie geleert werden. Nalürlich
durch's Fenster auf die Strahe. Auf die gleiche
Weise wird auch von Zeit zu Zeit, in jedem
al^ ^nii^ d^^^ ^weimal

ßLllieo" oder in einem Werke seirier Zei'tgenossen
und seit dieser Zeit hat sich an den Wasch-
anstalten auch nicht das Geringste geändert. An
öffentlichen Bedürfnisanstalten besitzen selbst
kleinere Städte (z. B. Vouziers und Attigny)
sogenannte Ilriooirs (Pissoirs). Sie dienen, wie der
Name sagt, zum Urinieren, sind aber hauptsäch-
lich aus idealeren Gründen angebracht. Erstens:

Zweitens: erfüllen sie die Umgebung mit Groh-
stadtluft und drittens: dienen sie zur Anbringung
von Affichen, in denen unfehlbare Mittel gegen
Syphilis, Tripper und Schankcr angepriesen
werden. Auherddm können unsittliche Menschen
ihre unsittlichen Gedanken auf diesen Affichen zu
Papier bringen. Leider haben die deutschen
Barbaren in völliger Verkennung hoher Kultur-
werte diese Affichen entfernt. Andere Abort-
anlagen ^sind ^felten.^ Jn^ Mery,^ Chuffilly und

nwire et wLllawe usm. pflegten diese Bedürfnisse
nach Art der Zulukaffern im Freien zu verrichten.
Jn Condö bei Vouziers, mo schon im Frieden
bessere Leute (Ofsiziere, Beamte usm.) wohnten,
sind Aborte mit Wafserspülung gänzlich un-

Höfen oder Gärten, aber nicht in den Häusern.
Eine einzige Ausnahme bildet das Haus der
Notarswitwe Behagnon. Jm vorigen Winter
wohnte ich als Ortskommandant von Condö bei

mit länglichem^ sühsäuerlichem Gesichte. Eine
Photographie von ihr besitze ich leider nicht,
aber der Leser kann sich die holden Züge der
Madame im Geiste darstellen, wenn er sich recht
lebhaft vorstellt, wie jemand in eine Zitrone
beißt und, nachdem er die bittere Schale durch-
bissen hat, urplötzlich und unerwartet auf sützes
Himbeereis stöht. Wie Madame mit geschlossenem
Munde aussieht, kann ich beim besten Willen
nicht schildern, denn sie redet ununterbrochen,
und selbst Unkenntnis der französischen Sprache
schützt vor Strafe nicht. Lieblingsthema ist der
Tod des psuvrs ßros, des seligen Gatten, der

eine Seitengasse. Durch sie hindurch gelangen
wir ans Ende der Stadt. Nun geht's wieder
in die freie Natur. Da ist so manches schöne

würmcheiO am Wege oder das Sonnenblümche^n
nicht sieht.

Zu Mittag gibt's eine halbe Stunde Nast.
Dann geht's weiter, erst durch freies, meites Ge-
lände, dann durch einen Wald. Das nächste
Dorf, in das wir kommen. ist schon zerschossen.
Jn der Nähe des Dorfes sind unter dem Schutze
des Waldes Lager eingerichtet. Dort werden
wir untergebracht, vorerst für einige Zeit, um
dann von dort aus unseren in erster Bereitschaft
kämpfenden Kameraden Neserve und Ablösung
3U sein. llffz. Jos. Just.Teil,s«n.

vie Kusdauer.

Jüngst ging sie durch meine Batterie und
nicht zum erstenmale, da sie ja auch schon im
dritten Fahre drauszen stcht — die schöne, schlanke

seine fettumhüllte Seele aushauchte, als ihm gerade
fein Leibgericht, eine mit Knoblauch angemachte
Hammelkeule, unter Assistenz des Herrn euro
recht gut schmecken sollte. Also einst ftellte ich
an Madame die diskrete Frage nach des Hauses
stillberühmter Klause. Madame führte mich
voller Stolz eine Hühnertreppe herab in einen
Kellerraum, der zeitweilig als Küche benutzt
wurde, dann ging's in den benachbarten Kohlen-
keller und von da aus in einen Naum, der als
Kaninchenstall, Numpelraum und Speisekammer
gleichzeitig diente. 2n einer Ecke war ein mit
Zeitungspapier austavezierter Vretterverschlag
und in diesem befand sich eine alte Kiste, die
mit einem, ihrem jetzigen Zwecke entsprechenden,
runden Loche versehen war. An der Wand
hing, ich übertreibe nicht, tatsächlich ein Kästchen
zur Aufbewahrung der demnächst fallenden

vas lebende Lied.


Merkblatt tür Urlauber.

Zieh dich warm an, und ärgere dich nicht,
wenn dein Zug nicht geheizt ist! Es liegt am
Matzgel ^icht von Fürsorge, sondern von Heiz-

bist und zu dem ruhmreichsten Heere gehörst, das
die Weligeschichte kennt. Obit. Fia«h.

ver stille Sarten.
 
Annotationen