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Nr. 121

ver Lhampagne-l^amerad

3


Land beteiligt.

Einen schweren Rückschlag in der natürlichen
Entwickelung brachte der hundertjährige Krieg
zwischen Frankreich und England in der
zweiten Halfte des vierzehnten und der ersten
des fünfzehnten Jahrhunderts. Trübe Zeiten
kamen über unseren Landstrich, wie sie
später in ähnlicher Weise der Dreißig-
jährige Krieg über so manche Gegenden
Deutschlands heraufbeschwor. Die Solda-
teska derselben Nation, die sich heute den
Verbünderen und Freund Frankreichs nennt,
verwüstete die Städte und Dörfer. Was
sie verschonten, das holten einbeimische
Räuberbanden nach, die in den Wäldern
sichere Schlupfwinkel fanden. Grandprö,
Cornay, Autry wurden damals von

Dörfer verschwanden vom Erdboden. „Jn
den Argonnen," so berichtet ein Zeitgenosse,

„stand kein Haus mehr." Die Bewohner
flüchteten in die Wälder und Höhlen. Aus
jener Zeit wohl stammen die wehrhaften
Kirchen mit ihren Pechnasen, Schieß-
scharten und festen Schränken an den
Jnnenwänden, darinnen der Bauer seine
Habe vor den Plünderern verbarg und
schützte. Die Kirchen in Verpel und
St. Juvin, weiter nördlich in Authe,
Autruche u. a. sind Beispiele dafür.

Selbst Backöfen und Brunnen legte man
damals in den Eotteshäusern an. Erst
das Auftreten der Jungfrau von Orl^ans,
die, von Englands Haß zum Scheiter-
haufen geführt, heute als Nationalheilige
in Frankreichs Kirchen verehrt wird, machte
der englischen Gewaltherrschaft ein
Ende. Sie ist nicht spurlos am Gedächtnis

lische Ueberlieferm^gen^des Dorfes Grand-
ham sind vielleicht auf sie zurückzuführen.

Mit dem Ausgang des hundertjährigen
Krieges verlor Grandprä, dessen Grafen
ihrem König treu gegen England beigestanden
hatten, seinen alten Glanz. Das gräfliche
Geschlecht entartete und machte seine Burg

Jahrhunderts gingGrandprö nach kurzemZwischen-
schicksal an die Familie de Joyeuse über, diees
bis zur französischen Revolution inne hatte und deren
Name bis zur Gegenwart in der Bellejoyeuse-

Klang sich erwarben: die Savignys aus^dem
gleichnamigen Dörfchen südlich Vouziers waren


von St. Menehould nennt sich die Heimat unseres
zum Deutschen gewordenen Dichters Adalbert
von Chamisso.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618
bis 1648) gaben die Spanier aus den Nieder-

landen ein kurzes Gastspiel in der Umgebung
der Argonnen. Schauplotz geschichtlicher Er-
eignisse wurden diese aber erst wieder nach Aus-
bruch der französischen Revolution, als die
verbündeten Preußen und Oesterreicher auf die
Kriegserklärung der Nepublikaner im Jahre 1792
hin den Versuch machten, mit Waffengewalt das
Schicksal der französischen Dynastie zu retten
und gleichzeitig demrevolutionären Gedanken
einen Schlag zu versetzen. Bekanntlich war
es dem unglücklichen Königspaar
Ludwig XVl. und Marie Antoinette
nicht geglückt, gleich so vielen ftanzösischen
Adeligen außer Landes zu fliehen. Jn
St. Menehould waren sie von dem ehe-
maligen Condö-Dragoner, Postmeister
Drouet^erkannt und aufseineVeranlassung
in der Nacht vom 22. zum 23. Juni 1791
verhaftet worden, nachdem sie über Les
Jslettes und Clermont bereits bis^ Va-
rennes am Ostrand der Argonnen ge-
kommen waren. Auch der Feldzug der
Verbündeten konnte ihr blutiges Geschick
nicht^mehr verhindern. Dumouriez, der

bündeten durch ein Täuschungsmanöoer,
' Dumouriez hinter die Aisne zurückzuzwingen
und ihm zwischen^ Montcheutin un^

eingeh^nd schilderte, kam sich bei der Rück-
fahrt über Grandprä und Buzancy durch
den gequollenen Lehmboden vor „wie eine

verschwinden.'O Man sieht: vor hundert-
fünfundzwanzig Jahren schon harten
deutsche Krieger den Kampf mit dem tückischen

„Meister Langohr" mit übernommen. Dieser
trägt nun auf seinem Rücken das nötige Naß
herbei. So ein Eselspfleger vergießt manchen
Schweißtropfen, wenn bei vlößlichem Feuerüber-
fall das störrische Vieh durch kein „Hü" und kein
„Hott", keine Prügel und kein Zückerlein zu
schnellerer Gangart zu bewegen ist. Erst gestern
ist unser Langohr mit seinem Pfleger auf der
Suche nach Deckung in einen Graben gefallen.

Schneeklockentreide».

Jch habe gelauscht in die stille Nacht,

Jch habe an unsere Heimctt gedacht

Jch dacht' an die Schwester, ich lieb' sie so sehr,
Und ^auch an^den S^ter.^den^guten, ^

Un^ wenn die ftagen: „Kommt Vat'er jetzt?"
Bor Weinen fast erblinden.

Die Argonnen sind weiß — mich ftiert so sehr.

Jn der Ferne nur tackt ein Maschinengewehr
Und stört den Frieden der Nacht.

DerMond scheint—esspieltmit den Flocken derWind,

Jürgs pkeikchen.

dabei in die Sonne und lächelte. Und^ als er
nun genug Tabak im Pfeifchen verstaut hatte,
machte er sich an das Jn-Brand-setzen. Die

Sommertag im Märr
 
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