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Deutsche Kriegszeitung — 1917

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Hefte 13-17, April 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2829#0117
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Nummer 15

5

m den Pripjet entfernt und 62 Kilometer
nordöstlich von Kowel liegt Toboly (auf
den Karten auch als Tobol und Tobole
verzeichnet) in einem flacheu, nach Osten
ausbiegenden Bogen des Flusses, der den
Russen durch Ausbau als Brückenkopf
aus dem westlichen Ufer eiuen Fuhpunkt
zu Unternehniungen geg-en unsere
Stochodfront bot. Mit der Wegnnhme
dieses Stützpunktes troh nller Ungunst
der Witterung und des versumpften Ge-
landes haben unsere prächtigen Truppen
einen schönen örtlichen Erfolg errungen.
Schlußfolgerungen aus der Zahl der bei
der Erstürmuug des Brückenkopfes ge-
inachten Gefangenen und sonstigen Beute

„Um 1 Uhr 13 Minuten sollte die Jn-
fanterie angreifon, um 1 Uhr 10 Minuten
begann sie schon von selbst damit. Unser
schweres Feuer koimte gar nicht schnell
genug verlegt werden. Mir zunächst
Jäger, weiter hinauf Jnsanterie. So
brachen sie vor, aufrecht, gar nicht ängst-
lich mit Fntervallen. Der Russe schoß
dagegen mit Artillerie an diesem und
jenem Punkt lebhast, inzwischen gar
nicht, an zwei Stellen mit Maschinen-
gewehren, wenig mit dem Gewehr.
Augenscheinlich waren seine Kräfte schon
erlnhmt, noch ehe sie angefangen hatten,
sich richtig zu betütigen. Deshalb hatten
j wir die 2sH Kilometer bis zum Stochod

Um 7 Uhr ging der Angriff auf Kalk-
ofen, es gab kein chalten mehr." . . .
Das russische Revolutionsheer hatte seine
erste blutige Niederlage erlitten, und dle
Sieger lohnt der Dank ihres Oberften
Kriegsherrn, der dem Bayernprinzen
nachstehendes Telegramm sandte:

„Allen Führern, die in planvollem
Durchdenken den schönen Erfolg am
Stochod vorbereiteten, und allen Trup-
pen, die in unaufhaltsamem Draufgehen
ihn zu so vollein Gelingen brachten,
spreche Jch Meinen Dank und Meine An-
erkennung aus. Wilhelm."

Der 4. April brachte frische Erfolge
unserer Stoßtrupps südlich von Riga und

anderswo. Als er nämlich am 1. April
nach starker Artillerievorbereitung zu
beiden Seiten des Uztales in sieben Kilo-
meter Breite zum Angriff auf die
Grenzhöhen vorging, brachen seine
Sturmwellen bereits im Feuer zusam-
men, und nur an einer Stelle kam es
zu einem sür ihn verlorenen Nahkampf.
— An demselben Tage hatten deutsche
Erkunder an der Ludowa in den
Waldkarpathen ein Tretminenfeld des
Feindes gefunden und gesprengt. In
diesem Gebirge kam es nuch am 6. April,
ebenso wie in dem Grenzgebirge der
Moldau zu Vorfeldgefechten, an die sich
j am 7. in den Waldkarpathen erfolgreiche

lZIick von einer bulgarischen vergstellung auf cke Lbene von Monastir.

Uufa

auf die Verfassung zu richten, in der sich
das russische Feldheer augenblicklich be-
findet, wäre aber gleichwohl unseres
Erachtens nicht angebracht, denn wir
dürfen nicht vergessen, daß der Feind hier
an diesem Punkte mit dem nur drei
Kilometer entsernten Fluß im Rücken
lämpfte und daß unter derartigen Ver-
hältnissen die unblutigen Verluste im
Falle einer Eroberung seiner Verteidi-
gungsanlagen durch den Gegner unter
allen Umständen beträchtlich sein mußten.
Mit welcher Tapferkeit aber unsere
Truppen stürmten, das geht aus der
Tatsache hervor, daß sür die schwere
Arbeit, die sie in einem Tage leisteten,
zwei Tage vorgesehen waren. Als die
Tapferen in Isch Stunden die Aufgabe er-
ledigt hatten, für die ein ganzer Nach-
inittag angesetzt worden war, wurde der
EnUchluß gefaßt, gleich ganze Arbeit zu
niachen.

Wir lassen hier die Schilderung
cines Augenzeugen des Infanterie-
Angrifses folgen, dem eine außerordent-
lich wirksame Artillerievorbereitung
vorangegangen war:

in einer guten Stunde zurückgelegt. Und
wie vorher unsere Angrifsstruppen
die sogenannte grüne Wiese bevölkert
hatten, so begnnnen es jetzt die russischen
Gefangenen zu tun. Mit erhobenen
Händen, mit geschwenkteni Tuch kamen
sie allein, in Gruppen, in chaufen, in
ganzen Zügen heran, und schon liefen
die Meldungen ein, daß von Hslenin bis
Rudka Czerwiscze alles in unserer Hand
wäre, ja, daß sogar unsere Posten den
Stochod überschritten hätten. Da be-
gann auf schnellen Entschluß der Ge-
fechtsleitung der zweite Teil der Unter-
nehmung. Zugleich erschienen unsere
Flieger. So schön und windstill der Tag
begonnen hatte, so kalt, bewölkt und
stürmisch war. er geworden. Aber vom
frühen Nachmittag ab hatte er sich wieder
geändert, und auch das gereichte uns
zum Vorteil. Das am nördlichsten tätige
Regiment schwenkte nach Norden cin.
Frisch bereitstehende Truppen griffen
von Westen und Norden an, und
wieder wetteiferten Artillerie, Minen-
werfer und Jnfanterie miteinander.
Nach 6 Uhr war Toboly genommen.

südlich Brody, während der Feind am I
darauffolgenden Tage an vielen Stellen,
darunter auch bei dem ihm entrifsenen
Toboly, beträchtliche Mengen von Muni- j
tion gegen unsere Stellungen verschoß.
Als er aber nach einer Minensprengung
südwestlich von Brzezany zum Angriff
vorzubrechen versuchte, wurde er blutig
abgewiesen. — Ani 6. April waren meh- ^
rere russische Vorstöße von Streifabteilun-
gen zu verzeichnen, die erfolglos blieben.
Sie machten sich bei Baranowitschi und
Stanislau bemerkbar: Derartige kleinere
russische Unternehmungen wiederholten
sich auch am 8. April bei Baranowitschi
südöstlich von Kowel und bei Brzezany
mit demselben Mißerfolg. Dann löste
sich die Kampftätigkeit in geringe Vor-
feldtätigkeit bei müßigem Feuer auf.
Der Russe hatte sich in die Tatsache der
Niederlage von Tobol offenbar ge-
funden. Kampflustiger schien der Feind
auf der

Front des Erzherzogs Ioseph

zu sein. Er war dort allerdings ebenso
wenig vom Kriegsglück begünstigt wie

Streifen unserer Sturmtruppe an-
schlossen, die aus den russischen Stellungen
Gefangene und Maschinengewehre hol-
ten. — Ein Kälterückfall und starkes
Schneetreiben machten am nächsten Tage
auch dieser Tätigkeit ein Ende.

Von der Heeresgruppe des Generaifeld-
marfchalls v. Mackenfen

war wenig zu melden. Am 4. April
drangen Erkundungsabteilungen in einen
russischen Stützpunkt ein, aus dem sie
30 Gefangene und 2 Mineuwerfer in dis
eigenen Linien zurückbrachten, und einen
ähnlichen Handstreich führten unsere Stoß-
trupps bei Faurei, 10 Kilometer nord-
nordwestlich der von uns genommenen
Festung Focsani am Gebirgsrand der Syl-
vanischen Alpen aus, indem sie in die
russische Stellung eindrangen, die Gräben
zerstörten und mit Gefangenen und
2 Maschinengewehren zurückkehrten.

In TNazedonien

kamen keine Ereignisse vor, die dnzu ge-
dient hätten, die französische Niederlage
bei Monastir für Ententeaugen in milde-
 
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