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Deutsche Kriegszeitung — 1917

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Hefte 22-25, Juni 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2829#0177
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Nr. 23 - 10. Zuni 1917

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Jlluftrrerte Wockien-ArrKgclbe

Her^cr-LÄFeyeber» r» c> rr»

Serlrner Kokal-Anzeryer

klus groszer Zeit.

von einem alten preuftischen Gffiziec.

6XI.VIII.

Die gescheikerke Arühjahrsoffensive 1617.

-^aut hinausposaunt in alle Welt war
^dieKunde von derbevorstehendenZer-
malmung der Zentralmächte im Früh-
jfahr 1917 durch ein Zusammenraffen des
mumerifch und an Kriegsmaterial viel-
ffach überlegenen Kampfmaterials der
Entente und ihrer Trabanten. Nichi
mehr in Einzeloffensiven, die in den
cheiden vorausgegangenen Kriegsjahren
Leinen Erfolg gezeitigt, sondern nur einen
mnangenehmen Blutgeschmack zurück-
gelassen hatten, sollten die feldgrauen
und hechtgrünen Wälle der Mittelmüchte
Lüesmal berannt, sondern unter Aus-
schaltung des Einzelwillens und Selbst-
beftimmungsrechtes durch die Völker-
.scharen der auf unseren Untergang be-
ldachten Welt eingedrückt und unsere tap-
iferen Verteidiger aus dem von ihnen in
heldenhaftem Ringen gewonnenen feind-
lichen Gebiete auf ih-re Landesgrenzen
-und über diese hinausaedrängt werden.
Jm Besitz Äeutschen und österreichischen
Landes gedachte man sodann dem bereits
als nahezu erschöpst betrachteten Gegner
den Frieden diktieren zu können.

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»tellsn «le» Verlsge» ^uzurt bciicrl 0. rn. b. H.

Die Winterzeit war für die Gegner
günstig. denn unser verschärfter U-Boot-
Krieg begann erst am 1. Februar, und
bis dahin konnten alle Kriegsmittel in
ausreichendem Maße bereitgeftellt sein.
Hiikter den Stellen, die man für den An-
grisf der Westfront gewählt hatte, schie-
nen'Magazine, Feldbahnen und ange-

machen kann, was er will, und hatte
man doch auf Grund des neuen Wehr-
pflichtgefetzes eine nach mehreren
Millionen zählende Armee gefchasfen.
Freilich, die Geschichte moderner Kriege
hätte, selbst wenn man nur bis auf die
republikanische Armee der Franzosen un-
mittelbar nach Sedan zurückgriff,

Generalleutnoint Oieffenbach, Zühcec eines Neservekorps,
erhielt nach ckec zweiten Ucrasschlacht cken Gccken bourlekllerite.

häuftes Transportmaterial jeden Fehl-
fchlag des Planes auszuschliehen. Gewiß,
ldie franzöfische Armee, nach englischer
Weise in den Vorjahren in englischem
Jnteresse stark verbraucht und geschwächt,
mußte einen verkürzten Frontstrich zu-
gewiesen erhalten, aber, nach englischer
Art zu denken, ging das auch sehr gut.
War man doch wie immer davon über-
zeugt, daß der Engländer alles nach-

bewiesen, daß sich wohl Volksmassen aus
dem Boden stampfen lassen, daß sich ader
für den Sauerteig militürischer Tradi-
tion bisher noch kein Ersatzmittel gefun-
den hat und daß sich dies vor allen Din-
gen im Offiziersstande verhängnisvoll be-
merkbar macht. Tapfer ist der Engländer
von Natur. Seine germanische Abstam-
j mung verleugnet sich nicht. Aber Dünkel
> und Unerschrockenheit sind kein Ersatz für

mangelnde Kenntnis und am allerwenig-
sten auf militärischem Gebiet und im
Offizierkorps.

So muß denn der Hauptsehler des
Ententeplanes den Engländern zur Last
geschrleben werden. Die militärisch am
wenigsten vorgebildete Armee glaubte,
nachdem man die militärisch geschulten
Bundesgenossen zwecks Schonung
eigenen Blutes sich hatte schwächen lassen,
die Hauptrolle in dem großen „End-
kamps" spielen zu können.

Der Plan der Entente hatte aber noch
eine weitere ausschlaggebende Schwäche.
Es fehlte an dem Faktor, der auf der
Gegenseite vorhanden war, an dem
Meistergenie, das imstande gewesen
wäre, die Zügel des vielpserdigen Ofsen-
sivkarrens in der Hand zu behalten. So
fiel denn der gemeinschaftliche Angrifs
von Anfang an in Teilosfensiven ausein-
ander. Das wäre selbst dann nicht not-
wendig gewesen, als man im Feindes-
lager die Entdeckung machte, daß die
Feldherrnkunst eines chindenburg durch
den strategischen Rückzug aus die Sieg-
friedstellung Änderungen im Angrisfs-
ziel vorschrieb.

Die Arrasschlacht begann mit einem
Anfangsersolg der Engländer, der nicht
weitersührte, weil gewandte Führung
und über alles Lob erhabene Tapferke-it
unserer vom Stoß getroffenen Feld-
grauen eine Verstärkung der bedrohten
Stelle möglich machten. Was sich nach-
her auf dieser Front abspielte, war der
trotz riesiger Opfer vergebliche feindliche
Verfuch, den Durchbruch nachträglich zu
erzwingen.

Das vorzeitige Einsetzen üer englischen
Offenfive hatte durch die Wahl des Punk-
tes aus dem rechten Flügel der „Sieg-
sriedstellung" den Plan der Gegner ver-
raten. Offenbar sollte der südliche linke
Flügel der Stellung von dem franzö-
fischen Durchbruch umfaßt werden. Absr
alle Tapferkeit der Franzosen an der
Aisne und in der Champagne brachten
diese ihrem Anfangsziel, dem Tal der
Aillette und dem Durchbruch an dem
Suippes-Vach nicht näher. Auch ein
Anfangserfolg blieb an dieser Stelle dem
Feind versagt, zum Teil wegen der Durch-
sichtigkeit seiner Pläne, zum Teil aus
dem Grunde, weil er mit be-deutcnderen
Geländeschwierigkeiten zu rechnen hatte
als sein Genosse -im Norden. Den Aus-
schlag in dem heißen Ringen, zu dem der
Angreifer alle Truppen seines Haupt-
heeres herangezogen hatte, gab absr
auch auf diefer Front die weitsehende
 
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