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Deutsche Kriegszeitung — 1917

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Hefte 26-30, Juli 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2829#0202
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tummer 26

erreichte. — Der ihnen so unangenehme
Lens-Bogen war nber das Ziel eines
erN'sterenAngriffes auf dem Nordufer des
Souchez-Baches, der nach kurzer aber
heftiger Artillerievorbereitung vorbrach.
Auf den Flügeln abgeschlagen, versuchte
der Feind durch immer erneuten Einsatz
starker Kräste bis in die Nacht an einer
kleinen Stelle, wo es ihm gelungen war,
m den vordersten Graben einzudringen,
einen Ersolg zu erzwingen, und nach
schweren Verlusten muhte der englische
Oberkommandierende das Scheitern
seines Angrifses durch die Meldung zu be-
schönigen versuchen, daß er „tagsüber et-
was Bodeu gewonnen" und „35 Ge-
fangene gemacht" habe. — Wenn er
serner oie Eroberung von vier Geschützen
!bei Messines meldete, so vergah er hinzu-
zufügen, daß seit dem 7. Iuni dort über-
haupt nicht mehr gekämpft wurde, und
chaß es sich demnach bestenfalls nur um
das Auffinden von damals dort durch das
Trommelfeuer zerschlagenen und ver-
schütteten Geschützen handelte, die sich
sreilich mit einiger Gewandtheit wohl da-
zu benutzen liehen, dem Volke in der Hei-
rnat die bittere Pille vom 19. Juni zu ver-
süßen. — Am 20. Juni sorgte tagsüber
mangelhafte Sicht für die Einschränkung
des Artilleriefeuers in Flandern und im
Artois. — Unsrerseits wurden in der
Nähe der Küste bei einem Überfall Eng-
länder gesangen, bei Hooge, östlich von
Ppern aber starke Erkundungsstöße ab-
gewiesen. Auch bei Vermelles und Loos
holte sich der Feind kleine Sa)wppen. —
Er steigerte daraus sein Feuer am näch-
sten Tage wieder südwestlich Lens und an
einzelnen Stellen der Front von Ppern
bis Armentieres. Vorstöße, die er nord-
westlich von Warneton und östlich von
chouplines unternahm, wurden zurückge-
wiesen, während ein Angriff sudwestlich
von Lens im Feuer verlustreich zu-
sammenbrach.

Der 22. Juni dämpfte bis zum Nach-
mittag durch Negen die Feuertätigkeit des
Feindes, die dann aber nnhe der Küste,
von Bixschote bis Armentiöres, sehr leb-
haft wurde, so daß dieAnnahme nichtfern
liegt, daß die Verschiebungen, die man in
der englischen Front beobachtete, mit
einem geplanten Angriff auf unseren
äußersten rechten Flügel in Zusammen-
hang stehen könnten. — Unsere Stellun-
gen bei der Höhe 70, östlich Loos, wur-
den unter zusammengefaßtes Feuer mitt-
lerer und schwerer Kaliber genommen,
hoch ließen es die Engländer bei dem

Lin llunstgenuß im Zelcke.


i Vortreiben von Erkundungsabteilungen
bewenden, die zurückgeworfen wurden. —-
j Besseren Erfolg hatte eine stärkere deut-
sche Patrouille zu verzeichnen, die süd-
westlich Hulluch bis in den zweiten eng-
lischen Graben vorstieß, dessen Besatzung
niedermachte und mit 17 Gefangenen zu-
rückkehrte. — Die Gegend von Marneton
wurde auch am nächsten Tage von dem
Feinde stark mit Feuer aus schweren Ka-
libern belegt, und es folgten Erkundungs-
vorstöße nördlich des genannten Ortes
und südlich der Scarpe, die, wie alle ihre
Vorläufer, abgewiesen wurden. Bemer-
kenswert war, daß sich an diesem Tage
das feindliche Feuer auf der ganzen bel-
^ gisch-englischen Front vom Kanal bis
, nach St.-Quentin steigerte. Es erreichte
I bei Oppy und zwischen der Scarpe und
Bullecourt, an den bekannten alten An-
griffspunkten der Engländer, besonders
große Heftigkeit, aber ein dicht südlich der
Scarpe einsetzender Angriff machte nur
an einer Stelle einen Gegenstoß nötig
und brach im übrigen bereits im deut-
schen Abwehrfeuer zusammen. — Auch

diesmal gelang es einer deutschen Pa-
trouille, bei Gavrelle in den englischen
Graben einzudringen und ein Maschrnen-
gewehr herauszuholen.

Die kämpfe des 24. Iuni

wuren'' wohl geeignet, uns in der An-
nahme* ZU bestävken, daß die Engländer
unserer Front in Flandern und im Ar-
tois^ gegenüber weitere Angriffsabsichten
hegen, ovgleich die bei ihren Unterneh-
mungen an diesem Tage gemachten Er-
fahrungen kaum dazu geeignet gewesen
sein dürften, ihre Lust dazu zu steigern.
— Der Feuerkampf im Dünenabschnitt
zwischen Pser und Lys war gesteigert und
dauerte bis in die Nacht hinein. — Auch
vom La Bassve-Kanal bis südlich der
Scarpe ging es lebhafter zu. Es war
wiederum der heihumkämpfte Lens-
bogen, dem der Feind seine Haup'tauf-
merksamkeit schenkte. Nach kurzer, ftar-
ker Artillerievorbereitung ging er nörd-
lich des Souchez-Baches und östlich der
Straße von Lens nach Arras vor, brach
irn Maschinengewehr- und Artillerie-

sperrfeuer zusammen und wiederholt^
seinen Angrisf in der Abendftunde zwi-h
schen 10 und 11 Uhr. Diesmal hatte ex^
stärkere Kräfte eingesetzt, aber ohne den^
geringsten Erfolg gewinnen zu können,'
Selbjt ein Begleitangriff nördlich Lens^
bei Hulluch vermochte ihm nicht zu helfen,
Unter schwerer Einbuße an Toten und
Vsrwundeten wurde er im Nahkampf
auch aus den wenigen Grabenstellen
hinausgeworfen, in die er einzudringen
vermocht hatte.

Nunmehr machte der Feind weiter
südlich, bei Loos, in den srühen Morgen-
stunden des 25. Iuni einen neuen An-
griffsversuch. Neue schwere Verluste
waren der einzige Erfolg sür ihn, und
die ihm so veryaßte Bogenstellung bei
Lens blieb nach wie vor in deutscher
Hand.

Groß war der Munitionseinsatz an
diefem Tage, denn die beiderseitigen Ar-
tillerien bekämp'ften einander auf das
heftigste, und die Fnfanteriestellungen
kamen nur dort unter seindliches Feuer,
wo der Feind Erkundungsvorstöße beab-
sichtigte, die in den meisten Fällen zu
Grabenkampsen sührten.

Vor unserer Siegsriedslellung

und demnach auch vor dem Naume von
St.-Quentin scheint der Feind nach wie
vor eine grohe Hochachtung zu befitzen,
denn seine Tätigkeit war auch in der ver-
gangenen Woche dort nur sehr gering.
Am 19. Juni kam es im Vorfeld unserer
Stellungen nördlich von St.-Quentin zu
Zusammenftößen unserer Sicherungen
mit englischen Streifabteilungen, die vor
unserem Feuer zurückwichen. — Etwas
regere Tätigkeit entwickelte fich am
21. Juni. Es waren aber diesmal deutsche
Patrouillen dafüb-, verantwortlich zu
machen, die östlich Lempire und füdlich
St.-Quentin erfolgreich vorftießen und
Gefangene und Maschinengewehre zu-
rückbrachten.

An der Aisne und in der Lhampagne

setzten fich die deutfchen Teilangrisfs,
durch die der so teuer erkaufte französische
geringe Geländegewinn der gescheiterten
großen Offensive nicht langsam, sonderu
schnell und sicher, wieder hinfällig gemacht
wird, fort, ohne dah es dem vor kurzem
noch von Offenfive redenden Gegner
möglich wäre, sich erfolgreich zu ver-
teidigen. Wir haben hier also in der
Tat das dritte Stadium der gefcheiterten
Offensive, die Gegenangriffe des bisheri-
gen Verteidigers, vor Augen, genau wie
 
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