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Deutsche Kriegszeitung — 1917

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Hefte 26-30, Juli 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2829#0234
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2

Nummer ZS

Feindes. Auch zwischen' dem Kanal von
La Bassoe und Lens hielt das starke
Feuer au, und in der Nacht solgten ihm
feindliche Aufklärungsunternehmungen
beiderseits Hulluch, denen jeder Erfolg
versagt blieb.

Im Raume von St..Quentiu

schloß sich an eine lebhafte Patrouillen-'
tätigkeit in der Gegend non Honnecourt,
Hargieourt und Jtancourt am 18. Jult
tm Südosten der Stadt eine deutsche llin
ternehmung an, durch die die Fvangosen
die unangenehme Entdeckung machen
konnten, daß deutscherseits durchaus nicht
beabsichilgt Anr, dem Feinde dte an die-
ser Stelle geWünschw Ruhe ungestört zu
lassen. Hessische Trnppen marsn es, die
nach starker Feuervorbereitung hier d/m
Gegner seine Höhenstellung in vierMlo-
meter Breite entrissen und oabet ein-e
größere Anzahl von Gesangenen mach-
ten. Auch mehrere Maschinengewehre
blieben tn deutscher Hand, und alle so-
sort unternommenen Gegenangriffe des
Feindes brachen ergebnislos vor den er-
oberten Gräben zusammen. — Auch drei-
malige Versuche der Franzosen, uns am
nächllen Tage die Gräben wieder zu
entreißen, scheiterten unter blutigen Ber-
lusten. Wcttene Versuche unterblieben.

Ans der Aroui des kronprinzeu

ging W recht lebhaft zu. An der Aisne
nnd trr der Champagne war die Kamps-

tätigkeit am 17. Juli zwar infolge trüben
Wetters meist gering und beschränkte sich
auf einen abgewiesenen französischen Pa-
trouillenvorstoß bei Tahure sowie auf
ersolgreiche Unternehmungen von deut-
schen Schleichtrupps, die dem Feinde
östlich der Straße Souplet—St.-Hilnire
Gefangene abnahmen, aber aus dem lin-
ken Ufer der Maas ging es dasür um sD
heißer her.

Der französische Angrisf weMth der
ZUaas.

Nachdem die Franzosen am 14. Juli
bei ihrenr Bestreben, uns die ihnen jüngst
entrissenen Stellungen zwischen dem
Walde von Malancourt und dem Toten
Mann wieder zu nehmen, ei.ne blutige
Schlappe erlitten hatten, lteßen' sie durch
einen allerdings etwas Aaghaften ver-
geblichen Angrifs am 15. Juli gegen die
Höhe 304, noch mehr aber durch ihr mit
Tagesanbruch des 16. Juli einsetzendes
starkes Artillerieseuer aus die ganze
Front vom Ostwald von Avocourt, der
nach Norden zu in den Wald von Malan-
court übergeht, bis zur Maas, deutlich
genug ihre Absicht erkennen, a>n dieser
Stelle einen nochmaligen Versuch zu
machen, den ihnen so außerordentlich un-
angenehmen Verlust ihrer Stellungen
wieder auszugleichem

Die Gründe für eine derartige Ha-rö-
näckigkeit waren durchaus einleuchtend.
Durch die Einbuße der Stellungen an der

Höhe 304 und unser Vordringen an der
Straße Malancourt—Esnes waren in
der Tat wichtige Punkte, wie das Dors
Esnes und die südlich davon gelagerte
Höhe 310, der deutschen Einwirkung un-
angenehm nahe gerückt worden, und was
das für dsn Feind hieß, zeigt uns ein
Vlick auf die nur noch acht Kilometer süd-
lich von Esnes sich hinziehende wichtige
Bahnlinie Verdun—Reims.

Die Jdee eines überwältigend starken
Gegenangriffs lag daher nahe und
konnte ohne große Mühe verwirklicht
werden, da sich vor einer nur süns Kilo-
meter breiten Frontstelle mit Leichtig-
keit numerisch überlegene Kräfte zusam-
menbringen lassen, besonders wenn man
zu diesem Zwecke über gute, zum Teil
durch Wald der Einsicht entzogene
Straßen und über eine Bahnlinie ver-
fügt. Wenn trotzdem der sranzösische
Ansturm auf der Front östlich'des Wal-
des von Malancourt bis zur Senke west-
lich des Toten Mannes am 17. Juli nur
in dem niedriger gelegeneni Teile am
Waldrande und beiderseits. der Straße
Esnes—Malaneourt die alten Stellun-
gen zu erreichen vermochte, von den
StellungLN an der Höhe 304 aber wir-
kungslos abprallte, so war damit auch
dieser Versuch, durch den Druck der Über-
macht, das Verlorene wiederzugewinnen,
ckls gescheitert anzusehen, weil gerude die
wichtigsten Teile unseres Gewinnes, die
Stellungen an der Höhe 304, von unseren

llarte Lum Ourchbruch cler russischen Zront in Gstgalizien.

tapferen Leuten unerschWert gehalten
wurden und westlich davon die Stellun-
gen am Thermitenhügel genügen, einem
weiteren Vordringen des Feindes >crn
dieser Stelke Einhcrlt zu tun. — Die
Aufgabe, die der Feind sich gestellt hatte,
war keine leichte, und er sah bereits am
nächsten Tage mehrere der von ihm am
17. Juli genommenen Stellungsteile im
^Walde von Avocourt wieder im Besitz der
Deutschen.

Der 18. Juli verlief sonst ziemlich er-
eignislos. Jn einzelnen Abschnitten an
der Aisne und in der Champagne lebte
die Gefechtstütigkeit aber aus, und am
Hochberg zwangen wir durch Zerstö-
rungsseuer die Franzosen, Teile des kürz-
lich dort gewonnenen Bodens zu raumen.

Märkische und Garde-Truppen

machten am nächsten Tage einen der Ein-
brüche, durch die die sranzösische Stellung
am Chemin-des-Dames nach und nach
zerbröckelt wird. Nach kürzer Feuervor-
bereitung entrissen sie dem Feind Teile
der Stellung nordwestlich von Craonne
auf dem Winterberg. Der Feind wehrte
sich verzweifelt und Hatte dementspre-
chend schwere Verluste. Außerdem büßte
er 375 Gefangene ein und ließ zahlreiche^
Grabenwaffen in den Händen der Sieger.
Am Abend raffte sich der Feind sodann
zu starken Gegenangrisfen auf, die zu
schweren Nachtkämpfen führten, bci
denen dem Gegner einige üer ihm ent-
rissenen Gräben wieder überlassen wer-
den mußten. — Am 20. Juli machte der
Feind keine weiteren Rückeroberungs-
versuche, wurde aber selbst von einem
Handstreich eines westsälischen Regi-
ments überrascht, dessen Angrifsstruppen
die gegenüberliegende Grabenbesatzung
überwältigten und am nächsten Morgen
mit 100 Gefangenen zurückkehrten,
ohne auch nureinen einzige«
Mann bei dem kühnen Unter-
nehmen verloren zu h a b e n.

Beunruhigende Tage sür den Feind
waren der 21. und 22. Juli. Am
ersteren drangen westfälische und ostpreu-
ßische Kampftruppen in die französischen
Stellungen bei Braye und Cerny ein, ver-
besserten dadurch unsere eigenen Stellun-
gen und machten zahlreiche Gsfangene.
Die feindlichen Gegenangriffe waren
heftig, aber vollständig ersolglos. Noch
unangenehmer war der Schlag, den
brandenburgische und Gardetruppen am
Nordhang des Winterberges dem Feinde
vcrsetzten, indein sie ihre Stellung um
einen Kilometer vorlegten. Die Franzo-
sen wurden dabei aus mehreren Graben-
linien geworfen und verloren über
230 Mann an Gefangenen. Jn der
Champagne war am gleichen Tage am
Cornillet-Verge südlich von Nauroy ein
hessisch-nassauisches Unternehmen erfolg-
reich. Auch am 23. Juli versuchten die
Franzosen ihren Geländeverlust bei
Eerny wieder wettzumachen, aber die
tapfere 13. Jnfanterie-Division ließ sich
auch diesmal keinen Fußbreit des gewon-
nenen Bodens entreißen. Sie muß sich
mit der Zeit an diese sranzösischen Gegen-
angriffe gewöhnt haben, hat doch
beispielsweise das aus Westfalen und
Lippern bestehende Jnfanterie-Regiment
Nr° 55 in kürzer Zeit nicht weniger als
21 französische Angrisfe abgeschlagen!
Hatten die Franzosen zu Beginn der
Woche aus dem linken Maasufer Taten-
drang entwickelt, so regten sich dasür am
23. Juli unsere Feldgrauen auf dem rech-
ten User des Flusses, und zwar mit
schönem Erfolg, denn Teile badischer
Regimenter drangen dort in den stark
verschanzten Cauridresmald ein, sügten
dem Feinde schwere Verluste zu und
kehrten sodann mit zahlreichen Gefange-
nen zurück.

Vei der Heeresgruppe Herzog Albrechk

waren am-19. Juli einige Vorfeldgefechte
zu verzeichnen, die für uns günstig ver-
 
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