Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kriegszeitung — 1917

DOI Heft:
Hefte 44-47, November 1917
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2829#0346
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nummer

Ocis Vainsizza-Plci'ecm.

'zosen, emmal zur Untersrützung oer sich
unmer mehr als zu schwach erweisenden
englischen Flandernoffensive, dann aber
«uch zur Rettung Jtaliens machen mutz-
Len, selbst wenn sie dazu ihre letzten
Kräfte in Anspruch zu nehmen haUen.
Am 23. Oktober begann der grotze fran-
zösiscbe Angrisf in zwei Teilen und auf
25 Kilometer Frontbreite am Ch^min-
des-Dames. — Aus deu Kämpfen süd-
lich des Oise—Aisne-Kanals enLwickslte
sich ein schweres Ringen zwischen der
Ailette nnd den chöhen von Ostel. Unsere
dellungen waren dort allerdings durch
sjsechstägige Beschiehung zerstört, aber
Der Feind fand ihre Trümmer doch so
ienergisch verteidigt, daß er wegen sch-we-
?rer Verluste nicht vorwärtszukommen
L-ermochte. Er bereitete daraufhin einen
V.euen Ansturm vor, zu dem er außer
Mhlreichen Panzerwagen auch frische
Truppen heranzog, und gelangte so ver-
siärkt bis zu den Dörfern Allemant und
Chaoignon. Unsere dazwischen liegen-
den Stellungen waren nach Verlust der
genannten Punkte aber nicht nur wert-
los, sondern gefährlich geworden und
wurden daher geräumt, nachdem man
vorher die in die Gräben eingebauten
Eeschütze durch Sprengung unbrouchbar
geinacht hatte. — Der Feind beging nun
einen Fehler, indem er unsere freiwillige
Räumung der Stellung als erzwungenen
Nückzug ansah, der weiteren Erfolg
möglich mache. Scharf nachdrängend
stieß er südlich Pinon auf unsere Reser-
ven und wurde unter blutigen Verlusten
zum Stehen gebracht. — Immerhin
ronnte er sich auf diesem Teil des Kamps-
feldes eines Erfolges rühmen, der ihm
nuf allen anderen Teilen vollständig
oersagt blieb, und dadurch das Gesamt-
resultat des Tages zu einem französi-
,ifchen Miherfolg geftaltete.

Auf der Hochfläche von La Royöre,
ßüdlich von Filain, scheiterten nämlich
während der geschilderten Kämpfe bei
Chavignon und Allemant die Angriffe
mehrerer französischer Divisionen uuter
schwersten Verlusten. Ebenso erging es
den Franzosen zwischen Braye und
Ailles. Jweimal griffen sie dort tief-
gegliedert an, brachen aber im Abwehr-
feuer oder in erbittertem Nahkampf
blutig zusammen und konuten sich trotz
des Andauerns örtlicher Kämpfe während
der Nacht, nicht noch einmal zu ernstem
Angriff aufraffen. — Der Heldengeist
unserer Truppen hatte auch hier wieder-
um die numerische ÜberlegenheiL des
Gegners mehr als ausgeglichen. — Erst
.,am Abend des näcksten Tages schwoll

der Feuerkampf wieder an, und es dran-
gen französische Erkundungstruppen
vor, die jedoch überall abgewiesen wur-
den.

Hinter dem Oise—Aisne-Kanal.

Am 25. Oktober fahte nunmehr die
deutsche Führung einen Entschluß, der
dem Feind zwar die gesuchte Gelegen-
heit bot, einen Erfolg zu verkünden, in
Wirklichkeit aber, wie damals die Rück-
verlegung unserer Stellung von der
Somme in die Siegfriedstellung, ledig-
lich den Zweck hatte, dem Feinde einen
wirklichen Erfolg unmöglich zu machen
und uns weitere unnütze Opfer zu er-
sparen. Nachdem der Feind die schwachen
Vortruppcn am Südrand des Waldes
von Pinon mit verstärkten Kräften wie-
der angegriffen hatte, wurden diese auf
das Nordufer des Oife—Aisne-Kanals
zurückgenommen und dadurch der Feind
vor eine vollständig neue Lage gestellt,
um so mehr, als auch an den übrigen
Stellen des Kampffeldes diese Rückver-
! legung hinter den Kanal erfolgte, trotz-
dem die feindlichsn Angriffe abgeschlagen
waren. Die Franzosen, die mehrsach die
Kanalniederung zu überschreiten versuch-
ten, hatten diese Versuche teuer zu be-
zahlen, ohne Erfolg zu haben. Wie an
der Somme, so hatte also auch hier un-
sere Heeresleitung es verstanden, dem
Feind wertloses Gelände nach blutigen
Feindverlusten zu überlassen, die eigenen
Truppen dabei zu schonen und dem Geg-
ner einen Durchbruch unmöglich zu
machen. — Auch am 26. wiederholten
sich die kostspieligen Versuche des Geg-
ners, das neue Hindernis zu forcieren,
während der Artilleriekampf an einigen
Stellen größere Stärke annahm und sich
nm nächsten Tage auf der Front Bran-
court—Anizy-le-Chateau noch steigerte.
Zu gröheren Angriffen kam es aber
weiter östlich am Chemin-des-Dames
östlich Filain und nordwestlich Braye,
wo der Feind mit blutigen Köpfen ab-
ziehen mutzte. — Wutentbrannt stürmte
er auch am 28. Oktober bei Braye mit
starken Kräften au, brach aber zweimal,
trotz stärkster Artillerievorbereitung im
Feuer, und an den wenigen Stellen, an
denen er die deutschen Gräben erreichte,
durch Gegenstoß der Besatzungen blutig
zusammen und wich unter chinterlassen
von Gefangenen.

Zwischen Aisne und Maas

war es während dieser Fehlangriffe der
Franzosen verhältnismätzig ruhig ge-
blieben. Es kam zwar durch örtliche
Erkundungsgefechtö «m 24. zur

Steigerung des Feuers, das auch am
26. besonders hervortrat, aber deutschen
Stoßtrupps war es überlassen, am 27.
durch erfolgreiche Unternehmungen bei
Souain, Tahure und Le Mesnil das
Knmpfbild zu beleben. '

Auch an der Maas

lag die Jnitiative durchaus auf deutscher
Seite. Am 23. Oktober hatten sich süd-
westlich Beaumont Grabenkämpfe abge-
spielt, und ihnen folgte nach einer Pause
von einem Tage

ein Sturm niedersächsischer Bataittone,

die trotz ungünstigsten Wetters unter An-
wendung von Flammenwerfern in die
französische Stellung im Chaume-Wald
eindrangen, die sie dem Gegner aus 1200
Meter Breite und 400 Meter Tiefe ent-
rifsen. Mehrere verzweiselte Gegen-
angriffe des Feindes erhöhten lediglich
defsen bereits schwere blutige. Verluste
und kosteten ihn autzerdem 3 Offiziere,
130 Mann an Gefangenen sowie
5 Maschinengewehre. Jn den nächsten
Tagen beschränkte sich der Gegner dar-
auf, die ihm entrissenen Gräben unter
Feuer zu halten.

Zwischen Maas und TUosel
ereignete sich wenig Bemerkenswertes.
Nur am 25. Oktober gingen mehrere
französische Kompaguien nach kurzer,

aber scharfer Feuervorbereitung zum An-
griff auf unsere Stellung südwestlich Les
Esparges vor, brachen aber restlos im
deutschen Feuer zusammen.

Der 2Z. Oktober

brachte in Flandern gesteigerte Artille-
rietätigkeit, die am Morgen des 30. zu
Trommelfeuer in dem Raume zwifchen
dem Houthoulster-Wald und dem Kanal
Comines—Dpern anwuchs. — Auch auf
der Front der cheeresgruppe Deutscher
Kronprinz und an anderen Stellen des
Berggeländes ließ die gesteigerte Artille-
rietätigkeit, besonders bei Vraye auf
kommende neue Angriffe schließen, die
aber bis zum 30. früh noch nicht ein-
getreten waren. Andererseits bereiteten
bewährte deutsche Kampftruppen dem
Feinde wiederum eine unliebsame Über-
raschung, ähnlich der am Chaume-Walde,
indem sie auf dem rechten Maasufer
nordwestlich Bezonvaux in feine
Stellung einbrachen und die ihm ent-
rissene 1200 Meter breite Grabenlinie
gegen vier Gegenangriffe verteidigten.
Die blutigen Verluste der Franzosen
waren sch-wer, und außerdem bühten sie
mehr als 200 Gesangene ein. Waren
nun auch im Westen während der ge-
schilderten Woche wenigstens Versuche
gemacht worden, den Jtalienern durch
Angrisfe auf unsere Westfron.t Luft zn
fch-affen, so fehlten

auf der russischen Fronk

auch die kleinsten Spuren derartiger
Versuche. Bedarf doch der Russe selbst
der chilfe zu notwendig, um an die Un-
terstützung anderer bedrängter Bundes-
genossen denken zu können. — Deutscher-
seits wurden am 23., nachdem nunmehr
durch Eroberung der Jnseln vor und in
dem Rigaischen Meerbusen die Stellung
in Riga gefestigt erschien, die Sicherun-
geu, die bis dahin unsere neue Stellung
gegen Sicht zu decken berufen waren und
die sich in vielen schneidigsn Gefechten
voll bewährt hatten, in Ruhestellung!
zurückgenommen, und seit diesem Tage
herrschte Ruhe auf der Ostfront.

Auch aus Alazedorüen

war wenig Bemerkenswertes zu melden.
Am 23. Oktober war die Artillerietätig-i
keit westlich des Ochrida-Sees und vom
Vardar bis Dojran eine lebhasts, es-
blieb aber bei kleineren englischen Vor-^
stößen an der letztgenannten Stelle, die
sämtlich abgewiesen wurden. Auch in
Albanien, südlich von Berat und beider-
seits des Devoli-Flusses kam es zu Vor-
postengefechten, die für die öfterreichisch---
ungarischen Truppen erfolgreich ver-
liefen und sich nicht wiederholten, da seit-
dem die Aufmerksamkeit der Ftaliener

Vlick nack Tolmein.
 
Annotationen