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Deutsche Kriegszeitung — 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.3215#0274
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2

Nummer 35

i—UHU-ÜLU-'_ . », ! >.

zwischen Oise und Aisne machen werde,
hatte er durch seinen Krafteinsatz bereits
verraten. Wir sehen daher am
20. Angust den Brennpunkt der Kämpse
wieder auf diese Stelle verlegt, wo ihn
die blutigen Stöhe vom 18. unü 19.
schon angekündigt hatten.

Nordwestlich von Roye schlug gleich-
zeitig eine aus Garde- und niedersächsi-
chen Reserve-Regimentern zusammenge-
setzte und erprobte Division wütende An-
griffe des Feintzes ab, befchränlte sich
aber nicht darauf, sondern nahm dem
Gegner, bis in dessen Linien nachftoßend,
Gefangene ab. Auch zwischen Avre und
Oise versuchte der Feind durch mehrfache
starke Angriffe beiderfeits von Crapeau-
mesnil, bei Lassigny und auf den Höhen
südwestlich von Noyon durch starke, aber
bereits in unserem Feuer oder im Gegen-
stoh zusammenbrechende Stöße den Ein-
druck zu erwecken, als sei dort noch eine
Hauptangriffsfront, steigerte aber ledig-
lich seine furchtbaren Verluste, ohne sei-
nem Vorgehen zwischen Oise und Aisne
dadurch Vorschub leiften zu können. Was
aber seine vergeblichen Angrisfe zwischen
Avre und Ancre ihn gekoftet hatten, da-
für spricht laut die Tatsache, daß er dort
seit üem 8. August mehr als 500 seiner
neuesten Panzerwagen einbüßte.

Stärkeres Artilleriefeuer eröffnete zwi-
schen Oise und Aisne den blutigen Tanz.
Jhm folgte um 7 Uhr morgens der erste
tiefgegliederte Anlauf der schwarzen und
wcißen Fraüzosen auf 25 Kilometer
Frontbreite mit der üblichen Unter-
'tützung durch die Panzerwagen, denen die
Jnfanterie unserer vorderen Linien
Raum gab, um sie den Geschützen un-
serer Artilleriestellung preiszugeben.
Hier brach denn auch in der Linie Carle-
mnt—südlich Elsrancourt—Vezaponin-
Pommiöre der feindliche Ansturm unter
furchtbaren Verlusten zusammen. Wo der
Feind weiter vorgebrochen war, als
statthaft erschicn, auf dem Äuvrgny-
Rücken, packte ihn der Gegenangriff deut-
scher Äägerregimenter und fegte ihn auf
Bieuz zurück. — Aber Foch nimmt keine
Rücksicht auf blulige Verluste. Waren es
doch in der Mehrzahl schwarze Truppen,
die hier dezimiert wurden, und so setzte er
denn bis in die Nacht hinein seine ver-
geblichcn Angriffe fort, durch die die
Gegend von Carlepont und Rampcel mit
den Leichen der Schwarzen bedeckt
wnrde.

warschau: 1m Zestungslazarett II. llrankensaal

Vor der Heeresgruppe Rupprecht hatte
sich der Engländer an diesem Tage durch
heftige Teilangriffe am Kamvfe b'eteiligt,
die im Vorgelände unserer neuen Linien
bei Neuf-Berquin, Merville und südlich
der Lys durch unsere dort belassenen
Änfanterieabteilungen abgesertigt wur-
den. Schwer bühte dort der Feind in
unferem Maschinengewehr- und Artille-
riefeuer.

An der Scarpe und nördlich der Ancre
blieb es bei Jnfanteriegefechten.

Der gewaltige Angriff zwischen Oise und
Aisne

war vollkommen unseren Absichten und
Maßnahmen entsprechend verlaufen.

Daß er kommen würde, war nach dem
starken Truppeneinsatz des Feindes an
diesem Teil der Kampffront zu erwarten,
und wir konnten daher dem Stoß in der
Weise entgegentreten, wie dies in letzter
Zeit nicht nur von uns, sondern auch von
dem Gegner geschehen ist, nämlich durch
möglichst dünne Befetzung der vordersten
j Linie, um dann den'feindlichen Stoß, der
> dadurch mehr oder weniger zum Luftstoh

wlirde, in einer vorbereiteten Linie auf-
zufangen und zum Halten zu bringen.
Es ist verständlich, dah die in den vorder-
sien Linien zurückgelasfenen schwachen
Bestände, denen die Aufgabe erteilt ist,
nicht nur das vorbereitende Feuer des
Angreifers über sich ergehen zu lafsen,
sondern den Angreifer auch nach Mög-
lichkeit durch Maschinengewehrfeuer jzu
schädigen, auf einem äußerst schwierigen
Posten stehen. Jn den meisten Fällen
wird es den tapferen Leuten, die in dieser
Stellung dem ersten Anprall des Feindes
trotzen, obgleich sie im voraus wissen, daß
er erst jenseits ihrer Linie aufgehalten
merden wird, nnmöglich sein, sich auf die
5)auptstellung in ihrem Rücken zurück-
zuziehen. Die Gefangenschaft wird in
den meiften Fällen ihr Lo-s sein; aber sie
können sie mit dem ftolzen Gedanken
antreten, daß sie durch ihr hingebungs-
volles, selbstaufopferndes Verhalten mit
dazu beitrugen, den Plan des Gegners zu
vereiteln. Wie wir durch das Ausweichen
des Feindes östlich von Reims dort um
die Frucht unseres Erfolges gebracht
wurden, so ift hier zwischen Oise und

Aisne der Feind um den an-
gestrebten Sieg gekommen. Unterschied:
Unsere cheeresleitung durchschaute den
feindlichen Plan, uns auf seine zweite
Linie auflaufen und dort fchwer bluten
zu lassen und tat dem Feinde nicht den
Gefallen, den Angriff weiterzutragen
und Menschen zu opfern. Hier, zwischen
Oife und'Aisne, hat sich der Gegner durch
die Scheinverteidigung der ausgedünn-
ten vordersten Linie zu weiterem Vorstoß
verleiten lassen, ist gegen die für seinen
Empfang vorbereitete Linie angerannt
und hat damit völlig unseren Abfichten
entsprochen und schwer dafür geblutet.

Der 21. August brachte auf derselben
Front neue vergebliche Anstürme des
Feindes. Zwischen Somme und Oise
verlief der Tag im allgemeinen ruhig und
südwestlich von Noyon hatten wir uns
während der Nacht zur Verbesserung un-
serer Stellung vom Feinde abgesetzt,
ohne dah dieser die Bewegung unserer-
seits zu stören versucht hätte. Sein Ar-
tilleriefeuer auf unsere alte Stellung
verriet denn auch, daß ihm unsere Ver-
legung der Linie hinter die Divette voll-
kommen entgangen war. — Zwischen
Oise und Aisne hatte der abgeschlagene
Angreifer die ganze Nacht hindurch seine
Geschütze rn Tätigkeit gehalten und deu-
tete am Morgen durch Trommelfeuer
seine Absicht an, den Ansturm wieder
aufzunehmen. Aber sein Angriff wurde
öftlich der Oise zum Luftstoß, da wir auch
hier unbemerkt unsere im Carlepont-
Walde kämpfenden Truppen hinter die
Oife zurückgenommen hatten. Zum
schweren blutigen Ringen kam es da-
gegen zwischen Blärancourt und der
Aisne. Bei und öftlich Blerancourt gin-
gen zahlreiche Panzerwagen den An-
griffswellen voran, die um 7.30 vor-
mittags vorbrachen. Aber nur nördlich
der Straße Blerancourt-Trosly gelang
es dem Gegner, einen geringen Gelände-
gewinn teuer zu erkaufen, und dieser
wurde durch das völlige Zusammen-
brechen seines Angriffes auf der ganzen
anderen Front vollkommen aufgewogen.
An der Morsain-Schlucht ging es ganz
befonders blutig zu. Eingedrungen und
wieder hinausgeworfen, versuchte der
Feind hier noch zweimal mit starken
Kräften und Tanks vorzukommen. Aber
alle Bemühungen waren vergeblich; der
Erfolg blieb ihm versagt.

Der Angriff auf die Linie Lombles-
Vapaume.

An diesem Tage unternahm es end-
lich der Engländer, nachdem er zugesehen
hatte, wie sich tagvorher ein beträchtlicher
Teil der französischen Kräfte zwischen
Oife und Aisne zerrieben hatte, die
Durchführung des französischen Durch-
bruchplanes durch einen ebensolchen
Durchbruch'südlich Arras zu unterstützen.
Weit ästlich der Linie Combles-Bapaume
hatte er sich selbst das Ziel gesteckt, und
seines Erfolßes war er in der ihm
eigenen Überhebung so sicher, daß er ein
Kavalleriekorps zur Verfolgung des ge-
schlagenen Feindes bereitgestellt hatte.
Englische Armeekorps und Neuseeländer
waren es, die sich in tiefen Massen zwi-
schen Moyenville und der Ancre in der
Richtung auf Bapaume heranwälzten.
Stärkstes Artilleriefeuer leitete den An-
griff ein, Massen von Tanks sollten ihm
Bahn brechen. Allein bei Achiet-le-Petit
rollten auf schmalem Raum über 100
Tanks heran. Aber ihre Wirkung war
enttäuschend. Wohlgezieltes Feuer trieb
die ineisten zurück, viele blieben zer-
schossen liegen, und der erfte Ansturm
brach vor unserer Front zusammen. Eine
schwere Niederlage mar aus dem er-
hofften Siege geworden, die von seiten
englischer Berichterstatter durch Nebel
entschuldigt wurde, der ansänglich die
Angreifer begünstigte, fpäter aber sowohl
bei der Jnfanterie wie bei den Tanks
„einige^ Vermirrung" hervoraerufen
 
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