Schwarzfirniskeramik klassischer Zeit aus den Agoragrabungen
athenische Erfindung und wird oft als Indiz für die attische Herkunft eines Gefäßes gewertet382; sie ist aber auch in der böotischen Firniskeramik üblich
und die Töpfer in Knossos versuchten, in den Produktionen ihrer Firniskeramik die Gestaltung attischer Keramik mit Miltos zu imitieren383.
Auf den Fragmenten von der Tetragonos Agora ist die Oberfläche nur bei wenigen Exemplaren entsprechend gut erhalten, um über die Verwendung von
Miltos Aufschluss zu geben. Auf dem Fuß Kat.-Nr. 324 ist die Kehle am Übergang vom Standring zum Stiel mit Miltos dekoriert. Ebenso sind die Kehle
am Übergang vom Fuß zur Wand bei Kat.-Nr. 418, die Außenseiten oder die gespaltenen Standflächen der Kantharosfüße Kat.-Nr. 448,449,460 und 463
und die Standflächen von Kat.-Nr. 509 und 548 gestaltet. Die Verwendung von Miltos ist weiters an den Bodenunterseiten der Oinochoe Kat.-Nr. 327,
der Kännchen Kat.-Nr. 328-330 und 349, des Skyphos Kat.-Nr. 356384, der Fußschalen Kat.-Nr. 413 und 414, der Bolsale Kat.-Nr. 422 und 423 und des
Schalenskyphos Kat.-Nr. 431 festzustellen. Der Bolsalboden Kat.-Nr. 427, der als nicht-attisch einzustufen ist, weist ebenfalls - wenngleich auch schlecht
erhalten - Miltos auf der nach attischem Vorbild dekorierten Unterseite auf. Auch auf dem Deckelgriff einer Miniaturpyxis aus lokaler Produktion
beobachtete bereits V. Mitsopoulos-Eeon Reste von Miltos385.
Ab dem ersten Viertel des 4. Jh.s kommt Miltos auf den Bodenunterseiten seltener zum Einsatz, da man zu diesem Zeitpunkt beginnt, die Unterseiten
einheitlich schwarz zu überziehen386. Für die Färbung geritzter Einien, besonders auf Kantharosfüßen - Kat.-Nr. 448 und 463 sind dafür gute Beispiele -
wird er allerdings bis in die Zeit des Hellenismus weiter verwendet387.
Gestaltung der Unterseiten
Abb. 181: Schwarzgefirnisster Skyphos
(Kat.-Nr. 360)
Abb. 182: Schwarzgefirnisster Skyphos
(Kat.-Nr. 361)
Vor allem Trinkgefäße zeichnen sich
durch die Dekoration der tongrundigen
Bodenunterseiten aus. Die Unterseiten
der Schalen, Skyphoi und Bolsale wer-
den beim Einsatz des Gefäßes für das
„Gegenüber“ des Trinkenden sichtbar
und sollten deshalb entsprechend ansehn-
lich gestaltet sein. Auch beim Aufbewah-
ren des gerade nicht benötigten Gefäßes -
es wird für diesen Zweck häufig an die
Wand gehängt - ist die Unterseite zu se-
hen388. Deshalb werden die mit Miltos
überzogenen389 oder tongrundigen Bo-
denunterseiten meist zusätzlich mit
Firniskreisen unterschiedlicher Breite
und Anordnung dekoriert; im Zentrum kann sich auch ein Firnispunkt befinden. Auf diese
Art gestaltete Bodenunterseiten sind im Material der Tetragonos Agora bei Kat.-Nr. 330,
348, 349, 356, 359-361,413, 423, 426, 427, 431,432, 434, 435, 441,442, 494, 499, 508,
519, 520, 539 und 540 zu beobachten.
Neben den Stempel Verbindungen390 kann gerade die Gestaltung der Unterseiten Hinweise
auf Werkstattzusammengehörigkeiten geben. Im Material der Tetragonos Agora befinden
sich allerdings kaum Indizien, die in diese Richtung gehende Schlüsse zulassen. Lediglich
in der Gestaltung der Bodenfragmente zweier attischer Teller (Kat.-Nr. 539, 540) ist eine
besondere Nähe festzustellen (Taf. 50)391. Eine gewisse Ähnlichkeit zeigen auch die beiden
nicht-attischen Skyphosböden Kat.-Nr. 360 und 361 (Abb. 181-182). Die Verwendung des Tauchbades macht nicht nur ausgesparte Bänder, sondern
auch nur partiell gefirnisste Böden unmöglich392.
Aus einer Kombination aus Rippendekor, Miltos und Aussparung entstanden die gepolstert wirkenden Gefäßunterseiten, wie sie für Schalen der delicate
dass und andere Fußschalen, für manche Näpfe, sessile kantharoi und Teller belegt sind393. Diese Dekoration ist auf der Tetragonos Agora nicht
belegt394.
Ritzung
Kurz vor der Mitte des 5. Jh.s beginnt sich ein neues Element im Dekor der nicht bemalten Feinkeramik durchzusetzen: schmale geritzte Linien. Im
Allgemeinen wird anfänglich der Firnis nach der Anbringung des Dekors aufgetragen; dadurch wird die Oberfläche geschlossen und dicht. Diese
382 Anhand einer attischen Pyxis in Würzburg bemerkt Z. Kotitsa: „Die Verwendung
des Miltos erlaubt schließlich keinen Zweifel über die landschaftliche Einordnung
des Exemplars. “; Z. Kotitsa, Eine frühhellenistische attische Pyxis, AA 1994, 36-
50, bes. 48. - Auf jeden Fall versuchte Athen, sich den Import von Miltos aus Keos
zu sichern; IG II2, 1128; vgl. zuletzt G. Reger in: L.G. Mendoni - A.I. Mazarakis
Ainian (Hrsg.), Kea-Kythnos: History and Archaeology, Meletemata 27 (1998) bes.
637. Vgl. Plin., n. h. 33.113ff.
383 Heimberg, Kabirion, 29: Miltos zumeist auf Kantharosstandplatten und Kegelfüßen:
J.N. Coldstream, Knossos 1951-61: Classical and Hellenistic Pottery from the
Town, BSA 94, 1999, 321-351, bes. 323.
384 Auf dem Boden des Skyphos Kat.-Nr. 358 dürfte der Miltos völlig abgerieben sein.
385 Mitsopoulos-Leon, Grab, 254 Abb. 4.
386 Agora 12, 18; Busse, Schwarzglanzton, 81. Zur gleichen Zeit beginnt sich das Tauch-
bad statt des Firnisauftrages mit Pinsel zu etablieren; siehe unten Anm. 392.
387 FiE IX/2/2, 43f. B44: hier wurde Miltos oberhalb und unterhalb des Firnis aufge-
tragen.
388 T. Seki, Untersuchung zum Verhältnis von Gefäßform und Malerei attischer Scha-
len (1985) 12f. - Aus dekorativen Gründen werden auch die Standring-Innenseiten
gefirnisst.
389 Siehe oben S. 196f.
390 Siehe unten S. 20If.
391 In diesem Fall sprechen allerdings auch noch andere Kriterien für eine gemeinsame
Werkstatt der beiden Fragmente, die außerdem auch einer im Material der Tetragonos
Agora unterproportional vertretenen Form angehören.
392 Schreiber, Dipping; siehe unten Anm. 444.
393 Agora 12, bes. Abb. 1B.
394 Lediglich die Schale der delicate dass aus einer Nekropole in Selpuk zeigt eine auf
diese Art gestaltete Unterseite (Abb. 183).
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athenische Erfindung und wird oft als Indiz für die attische Herkunft eines Gefäßes gewertet382; sie ist aber auch in der böotischen Firniskeramik üblich
und die Töpfer in Knossos versuchten, in den Produktionen ihrer Firniskeramik die Gestaltung attischer Keramik mit Miltos zu imitieren383.
Auf den Fragmenten von der Tetragonos Agora ist die Oberfläche nur bei wenigen Exemplaren entsprechend gut erhalten, um über die Verwendung von
Miltos Aufschluss zu geben. Auf dem Fuß Kat.-Nr. 324 ist die Kehle am Übergang vom Standring zum Stiel mit Miltos dekoriert. Ebenso sind die Kehle
am Übergang vom Fuß zur Wand bei Kat.-Nr. 418, die Außenseiten oder die gespaltenen Standflächen der Kantharosfüße Kat.-Nr. 448,449,460 und 463
und die Standflächen von Kat.-Nr. 509 und 548 gestaltet. Die Verwendung von Miltos ist weiters an den Bodenunterseiten der Oinochoe Kat.-Nr. 327,
der Kännchen Kat.-Nr. 328-330 und 349, des Skyphos Kat.-Nr. 356384, der Fußschalen Kat.-Nr. 413 und 414, der Bolsale Kat.-Nr. 422 und 423 und des
Schalenskyphos Kat.-Nr. 431 festzustellen. Der Bolsalboden Kat.-Nr. 427, der als nicht-attisch einzustufen ist, weist ebenfalls - wenngleich auch schlecht
erhalten - Miltos auf der nach attischem Vorbild dekorierten Unterseite auf. Auch auf dem Deckelgriff einer Miniaturpyxis aus lokaler Produktion
beobachtete bereits V. Mitsopoulos-Eeon Reste von Miltos385.
Ab dem ersten Viertel des 4. Jh.s kommt Miltos auf den Bodenunterseiten seltener zum Einsatz, da man zu diesem Zeitpunkt beginnt, die Unterseiten
einheitlich schwarz zu überziehen386. Für die Färbung geritzter Einien, besonders auf Kantharosfüßen - Kat.-Nr. 448 und 463 sind dafür gute Beispiele -
wird er allerdings bis in die Zeit des Hellenismus weiter verwendet387.
Gestaltung der Unterseiten
Abb. 181: Schwarzgefirnisster Skyphos
(Kat.-Nr. 360)
Abb. 182: Schwarzgefirnisster Skyphos
(Kat.-Nr. 361)
Vor allem Trinkgefäße zeichnen sich
durch die Dekoration der tongrundigen
Bodenunterseiten aus. Die Unterseiten
der Schalen, Skyphoi und Bolsale wer-
den beim Einsatz des Gefäßes für das
„Gegenüber“ des Trinkenden sichtbar
und sollten deshalb entsprechend ansehn-
lich gestaltet sein. Auch beim Aufbewah-
ren des gerade nicht benötigten Gefäßes -
es wird für diesen Zweck häufig an die
Wand gehängt - ist die Unterseite zu se-
hen388. Deshalb werden die mit Miltos
überzogenen389 oder tongrundigen Bo-
denunterseiten meist zusätzlich mit
Firniskreisen unterschiedlicher Breite
und Anordnung dekoriert; im Zentrum kann sich auch ein Firnispunkt befinden. Auf diese
Art gestaltete Bodenunterseiten sind im Material der Tetragonos Agora bei Kat.-Nr. 330,
348, 349, 356, 359-361,413, 423, 426, 427, 431,432, 434, 435, 441,442, 494, 499, 508,
519, 520, 539 und 540 zu beobachten.
Neben den Stempel Verbindungen390 kann gerade die Gestaltung der Unterseiten Hinweise
auf Werkstattzusammengehörigkeiten geben. Im Material der Tetragonos Agora befinden
sich allerdings kaum Indizien, die in diese Richtung gehende Schlüsse zulassen. Lediglich
in der Gestaltung der Bodenfragmente zweier attischer Teller (Kat.-Nr. 539, 540) ist eine
besondere Nähe festzustellen (Taf. 50)391. Eine gewisse Ähnlichkeit zeigen auch die beiden
nicht-attischen Skyphosböden Kat.-Nr. 360 und 361 (Abb. 181-182). Die Verwendung des Tauchbades macht nicht nur ausgesparte Bänder, sondern
auch nur partiell gefirnisste Böden unmöglich392.
Aus einer Kombination aus Rippendekor, Miltos und Aussparung entstanden die gepolstert wirkenden Gefäßunterseiten, wie sie für Schalen der delicate
dass und andere Fußschalen, für manche Näpfe, sessile kantharoi und Teller belegt sind393. Diese Dekoration ist auf der Tetragonos Agora nicht
belegt394.
Ritzung
Kurz vor der Mitte des 5. Jh.s beginnt sich ein neues Element im Dekor der nicht bemalten Feinkeramik durchzusetzen: schmale geritzte Linien. Im
Allgemeinen wird anfänglich der Firnis nach der Anbringung des Dekors aufgetragen; dadurch wird die Oberfläche geschlossen und dicht. Diese
382 Anhand einer attischen Pyxis in Würzburg bemerkt Z. Kotitsa: „Die Verwendung
des Miltos erlaubt schließlich keinen Zweifel über die landschaftliche Einordnung
des Exemplars. “; Z. Kotitsa, Eine frühhellenistische attische Pyxis, AA 1994, 36-
50, bes. 48. - Auf jeden Fall versuchte Athen, sich den Import von Miltos aus Keos
zu sichern; IG II2, 1128; vgl. zuletzt G. Reger in: L.G. Mendoni - A.I. Mazarakis
Ainian (Hrsg.), Kea-Kythnos: History and Archaeology, Meletemata 27 (1998) bes.
637. Vgl. Plin., n. h. 33.113ff.
383 Heimberg, Kabirion, 29: Miltos zumeist auf Kantharosstandplatten und Kegelfüßen:
J.N. Coldstream, Knossos 1951-61: Classical and Hellenistic Pottery from the
Town, BSA 94, 1999, 321-351, bes. 323.
384 Auf dem Boden des Skyphos Kat.-Nr. 358 dürfte der Miltos völlig abgerieben sein.
385 Mitsopoulos-Leon, Grab, 254 Abb. 4.
386 Agora 12, 18; Busse, Schwarzglanzton, 81. Zur gleichen Zeit beginnt sich das Tauch-
bad statt des Firnisauftrages mit Pinsel zu etablieren; siehe unten Anm. 392.
387 FiE IX/2/2, 43f. B44: hier wurde Miltos oberhalb und unterhalb des Firnis aufge-
tragen.
388 T. Seki, Untersuchung zum Verhältnis von Gefäßform und Malerei attischer Scha-
len (1985) 12f. - Aus dekorativen Gründen werden auch die Standring-Innenseiten
gefirnisst.
389 Siehe oben S. 196f.
390 Siehe unten S. 20If.
391 In diesem Fall sprechen allerdings auch noch andere Kriterien für eine gemeinsame
Werkstatt der beiden Fragmente, die außerdem auch einer im Material der Tetragonos
Agora unterproportional vertretenen Form angehören.
392 Schreiber, Dipping; siehe unten Anm. 444.
393 Agora 12, bes. Abb. 1B.
394 Lediglich die Schale der delicate dass aus einer Nekropole in Selpuk zeigt eine auf
diese Art gestaltete Unterseite (Abb. 183).
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