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sicheren Reste davon feststellen ließen, hier umgebogen sein. Dann scheint aber der Schluß
sich aufzudrängen (worauf ja auch die Abgrenzung der beiden Endsäle durch die Wand-
pfeiler hinweist), daß der Mittelraum zwischen den Säulen ein offener, von einer Säulen-
halle umrahmter Hof war. Für die Annahme, daß diese Säulenhalle zweigeschossig war,
worauf schon die Enge der Säulenstellung sowie die Treppenanlagen an der Nordwand
hinzuweisen scheinen, sprechen vor allem auch mehrere Säulenbasen, welche für die sicher
nachgewiesene untere Säulenstellung zu klein sind, aber den Maßen einer oberen Säulen-
reihe entsprechen würden. Leider ist eine sichere Entscheidung über die Frage der Be-
deckung nicht möglich und ich möchte nicht versäumen darauf hinzuweisen, daß Keil an
seiner in den Jahresh. XVIII 1915 Beibl. 279 dargelegten Meinung, der Mittelraum sei
nicht als offener Hof, sondern als bedecktes Mittelschiff zu ergänzen, auch heute festhält.
Einzelfunde, die über die Bestimmung dieses Baues Aufschluß gegeben hätten, sind nicht
gemacht worden. Keil hatte darauf hingewiesen (Österr. Jahresh. VIII 1905 196), daß in der
Marienkirche, im Schutt und auch verbaut mehrere Bruchstücke von Inschriftsteinen ge-
funden wurden, in denen Ιατροί από του Μουσείου genannt werden (vgl. unten S. 80 zu n. 1).
In der Voraussetzung, daß diese Steine von dem früheren Profanbau stammten, vermutete
er, daß der Name Μουσεΐον, der gewiß eine Lehranstalt oder eine Akademie im Sinne des
alexandrinischen Museums bezeichnet, auf eben diesen Bau zu beziehen sei. Durch Inschriften,
die an anderen Punkten der Stadt gefunden wurden, werden παιδευται περί τό Μουσεΐον bezeugt,
so daß also auch „Jugendbildner“ in Verbindung mit diesem Mouseion standen1). Diesen
zwei Gruppen der Ärzte und Professoren schien Keil die Zweiheit der Säle im Osten und
Westen des basilikalen Baues zu entsprechen2)· Aber so verführerisch diese Entsprechung
scheint, der große Langsaal des Mittelbaues findet in den Bedürfnissen einer höheren Lehr-
anstalt kaum eine befriedigende Erklärung. Für diese muß man vielmehr eine Anzahl von
größeren und kleineren Hörsälen, vielleicht auch von Bibliothekssälen voraussetzen, also
eine Gruppe von Räumen, wie sie in den großen Komplexen der sog. „Thermen“ der
Kaiserzeit vereinigt erscheinen3)· Für den langgestreckten basilikalen Profanbau von Ephesos
aber glaube ich, die Erklärung in anderer Richtung suchen zu müssen.
’) Keil, Österr. Jahreshefte VIII, 1905 135; Forsch, in
Ephesos II S. 177 n. 65, III S. 150 n. 64.
2) Keil hat zur Unterstützung seiner Vermutung darauf
verwiesen, daß in den Faustina-Thermen von Milet ein lang-
gestreckter, durch zahlreiche Wandnischen charakterisierter
Raum mit einem Apsidensaal verbunden ist und daß für
diesen mit Musenstatuen geschmückten Apsidensaal von
Wiegand der Name Mouseion in Vorschlag gebracht worden
ist. Fr. Drexel (Milet I Heft 9 S.94)hat diese Parallele zwischen
der milesischen Anlage und dem ephesischen Bau noch weiter
auszuführen versucht. Aber mag man auch den milesischen
,Musensaal1 nach Analogie der Musenheiligtümer als ,Mouseion1
bezeichnen, so wäre damit nur eine Namens-, nicht eine
Wesensgleichheit mit der als Mouseion berühmt gewordenen
Gelehrtenakademie von Alexandreia gegeben. Der Typus
des mit Wandnischen ausgestatteten Saales kehrt aber in den
kaiserzeitlichen ,Gymnasien1 von Ephesos so häufig wieder
(vgl. Österr. Jahreshefte XXVI 1930 Beibl. 19, Abb. 10; XXVII
1931 Beibl. 19, Abb. 9, 23, Abb. 10), daß er nicht als charak-
teristisch für eine Stätte höherer Schulen gelten kann.
3) Für das Mouseion von Ephesos läge es am nächsten,
einen baulichen Zusammenhang mit den (erst unvollständig
ausgegrabenen) sog. ,Hafenthermen“ (vgl. Österr. Jahreshefte
XXVIII Beiblatt) anzunehmen.
Forschungen in Ephesos IV.
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sicheren Reste davon feststellen ließen, hier umgebogen sein. Dann scheint aber der Schluß
sich aufzudrängen (worauf ja auch die Abgrenzung der beiden Endsäle durch die Wand-
pfeiler hinweist), daß der Mittelraum zwischen den Säulen ein offener, von einer Säulen-
halle umrahmter Hof war. Für die Annahme, daß diese Säulenhalle zweigeschossig war,
worauf schon die Enge der Säulenstellung sowie die Treppenanlagen an der Nordwand
hinzuweisen scheinen, sprechen vor allem auch mehrere Säulenbasen, welche für die sicher
nachgewiesene untere Säulenstellung zu klein sind, aber den Maßen einer oberen Säulen-
reihe entsprechen würden. Leider ist eine sichere Entscheidung über die Frage der Be-
deckung nicht möglich und ich möchte nicht versäumen darauf hinzuweisen, daß Keil an
seiner in den Jahresh. XVIII 1915 Beibl. 279 dargelegten Meinung, der Mittelraum sei
nicht als offener Hof, sondern als bedecktes Mittelschiff zu ergänzen, auch heute festhält.
Einzelfunde, die über die Bestimmung dieses Baues Aufschluß gegeben hätten, sind nicht
gemacht worden. Keil hatte darauf hingewiesen (Österr. Jahresh. VIII 1905 196), daß in der
Marienkirche, im Schutt und auch verbaut mehrere Bruchstücke von Inschriftsteinen ge-
funden wurden, in denen Ιατροί από του Μουσείου genannt werden (vgl. unten S. 80 zu n. 1).
In der Voraussetzung, daß diese Steine von dem früheren Profanbau stammten, vermutete
er, daß der Name Μουσεΐον, der gewiß eine Lehranstalt oder eine Akademie im Sinne des
alexandrinischen Museums bezeichnet, auf eben diesen Bau zu beziehen sei. Durch Inschriften,
die an anderen Punkten der Stadt gefunden wurden, werden παιδευται περί τό Μουσεΐον bezeugt,
so daß also auch „Jugendbildner“ in Verbindung mit diesem Mouseion standen1). Diesen
zwei Gruppen der Ärzte und Professoren schien Keil die Zweiheit der Säle im Osten und
Westen des basilikalen Baues zu entsprechen2)· Aber so verführerisch diese Entsprechung
scheint, der große Langsaal des Mittelbaues findet in den Bedürfnissen einer höheren Lehr-
anstalt kaum eine befriedigende Erklärung. Für diese muß man vielmehr eine Anzahl von
größeren und kleineren Hörsälen, vielleicht auch von Bibliothekssälen voraussetzen, also
eine Gruppe von Räumen, wie sie in den großen Komplexen der sog. „Thermen“ der
Kaiserzeit vereinigt erscheinen3)· Für den langgestreckten basilikalen Profanbau von Ephesos
aber glaube ich, die Erklärung in anderer Richtung suchen zu müssen.
’) Keil, Österr. Jahreshefte VIII, 1905 135; Forsch, in
Ephesos II S. 177 n. 65, III S. 150 n. 64.
2) Keil hat zur Unterstützung seiner Vermutung darauf
verwiesen, daß in den Faustina-Thermen von Milet ein lang-
gestreckter, durch zahlreiche Wandnischen charakterisierter
Raum mit einem Apsidensaal verbunden ist und daß für
diesen mit Musenstatuen geschmückten Apsidensaal von
Wiegand der Name Mouseion in Vorschlag gebracht worden
ist. Fr. Drexel (Milet I Heft 9 S.94)hat diese Parallele zwischen
der milesischen Anlage und dem ephesischen Bau noch weiter
auszuführen versucht. Aber mag man auch den milesischen
,Musensaal1 nach Analogie der Musenheiligtümer als ,Mouseion1
bezeichnen, so wäre damit nur eine Namens-, nicht eine
Wesensgleichheit mit der als Mouseion berühmt gewordenen
Gelehrtenakademie von Alexandreia gegeben. Der Typus
des mit Wandnischen ausgestatteten Saales kehrt aber in den
kaiserzeitlichen ,Gymnasien1 von Ephesos so häufig wieder
(vgl. Österr. Jahreshefte XXVI 1930 Beibl. 19, Abb. 10; XXVII
1931 Beibl. 19, Abb. 9, 23, Abb. 10), daß er nicht als charak-
teristisch für eine Stätte höherer Schulen gelten kann.
3) Für das Mouseion von Ephesos läge es am nächsten,
einen baulichen Zusammenhang mit den (erst unvollständig
ausgegrabenen) sog. ,Hafenthermen“ (vgl. Österr. Jahreshefte
XXVIII Beiblatt) anzunehmen.
Forschungen in Ephesos IV.
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