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Adenstedt, Ingrid; Thür, Hilke [Hrsg.]; Rathmayr, Elisabeth [Hrsg.]; Kanitz, Ernst [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheit 6: Baubefund, Ausstattung, Funde (Band 8,9: Textband 2): Textband 2 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.46291#0191
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XVII Glas

Ein Vergleich mit den bisher untersuchten Wohneinheiten des H 21 macht deutlich, dass in der WE 6 wesentlich größere Mengen an Zer-
störungsschutt erhalten blieben: Dieser enthielt einerseits Fragmente von Gefäßen, die unmittelbar vor der Bebenzerstörung im 3. Viertel
des 3. Jhs. n. Chr. in Gebrauch standen2, andererseits auch zahlreiche spätantike Funde, welche die intensive Nachnutzung bzw. Über-
bauung einiger Bereiche für diese Zeit belegen3.
Wesentliche Unterschiede im Formenspektrum der in den einzelnen WE geborgenen Glasgefäße4 ließen sich dagegen kaum erken-
nen; auf eine typologische Auswertung wurde daher im vorliegenden Band verzichtet5. Die Besprechung der Glasobjekte erfolgt nach
Bauphasen6 sowie nach Räumen7 und Fundkomplexen8 geordnet, wobei wenig aussagekräftige Fundschichten lediglich im Katalogteil
behandelt werden9.

1 HELLENISTISCHE PERIODE
Glasgefäße aus der Zeit vor der Errichtung der WE 6 sind lediglich im Peristylhof 31a belegt (Taf. 219.1). Erhalten blieben mehrere
Fragmente von Schalen aus geformtem Glas: vier Schliffrillenschalen (G 1-3, G 29) sowie das Wandfragment einer Rippenschale I 3c
(G 4, o. Abb.). Hinzu kommt eine kleine Perle aus opak weiß verwittertem Glas (G 27, Taf. 219.7)10. Alle Fragmente stammen aus dem
Bereich des Peristyl-Nordumgangs und können aufgrund der kontextuellen Auswertung in späthellenistische bis augusteische Zeit datiert
werden11.
Die Schliffrillenschalen bestehen aus hell- und dunkelgrünem Glas von hoher Qualität und besitzen jeweils ein bis drei horizontale
Schliffreifen an ihrer Innen- bzw. Außenseite. Ähnliche Schalen sind in den Hanghäusern bereits mehrfach aus späthellenistisch-frühkai-
serzeitlichen Kontexten belegt12.

2 BAUPHASE I
Auch für die Bauphase I (Taf. 326-327) blieben in der WE 6 nur wenige Belege erhalten: Ebenfalls im N-Umgang von Peristylhof 31a
wurden der Boden einer Schale (G 5, Taf. 219.1) sowie mehrere winzige Bruchstücke einer Intarsie (G 6, Taf. 404) geborgen: Diese
bestehen aus opak rotem Glas und besitzen eine Wandstärke von 0,3 cm, die maximale Größe beträgt 2x2 cm. Die kontextuelle Auswer-
tung erbrachte hier eine Datierung ins 2. Viertel des 1. Jhs. n. Chr.13 Im Gegensatz zu den in der WE 2 erhaltenen Intarsien14 lassen sich
allerdings keinerlei Rückschlüsse oder Hinweise auf eine ursprüngliche Verwendung bzw. Anbringung erkennen.
Zwei weitere Gefäße aus Raum 32b konnten der 1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. zugeordnet werden: Hier fanden sich der Boden einer Vier-
kantflasche I 50 (G 256) sowie ein weiteres Fragment einer Rippenschale I 3c (G 257, o. Abb.)15. Die kontextuelle Auswertung ergab hier
eine Datierung von tiberischer Zeit bis um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr.16

1 Krinzinger, WE 1 und 2; Thür, WE 4; Ladstätter, WE 3 und 5.
2 Vgl. Ladstätter, Kap. XV.2.5; Schätzschock, Kap. XVII.5.
3 Vgl. Ladstätter, Kap. XV.2.6; Schätzschock, Kap. XVII.6.
4 s. Schätzschock, WE 1 und 2; Schätzschock, WE 4; Schätzschock, WE 3 und 5.
5 Die Bearbeitung der Glasfunde erfolgte im Rahmen des Projekts „Wohneinheit 6
des Hanghauses 2 in Ephesos, Funde im Kontext“ unter der Leitung von H. Thür
und wurde durch die finanzielle Unterstützung des Fonds zur Förderung der wis-
senschaftlichen Forschung ermöglicht (FWF Projekt Nr. P 19483).
6 s. Thür, Kap. IV. Die Bauphase III ist in der WE 6 lediglich bauhistorisch fassbar.
7 s. Thür, Kap. III.
8 s. Ladstätter - Waldner, Kap. XV.
9 Der Katalog hingegen wurde auf Wunsch der Herausgeberinnen nach den einzel-
nen Räumen der WE 6 angeordnet, innerhalb dieser chronologisch nach Fund-
kontexten. Die Farbbestimmungen im Katalogteil beziehen sich auf H. Küppers,
DuMont’s Farben-Atlas7 (1995). Häufig verwendete Formen im Text- und Kata-

logteil werden wie folgt abgekürzt: AR = Form nach Rütti, Augst; I = Form nach
Isings, Glass; T = Form nach Goethert-Polaschek, Trier; Bonn = Form nach
Follmann-Schulz, Bonn.
10 Vgl. auch Schätzschock, WE 1, A-G 135; Schätzschock, WE 4, G 95; Schätz-
schock, WE 5, B-G 94-95.
11 s. Waldner, Kap. XV.2.1; möglicherweise stammen sie von jener Wohnbebau-
ung, die auf dem Areal vor der Errichtung der WE 6 bestand; siehe dazu Rath-
MAYR U. A., Kap. XXIII. 1.
12 Vgl. Czurda-Ruth, Hanghaus 1, Kap. A.2; Schätzschock, WE 1, Kap. A.XII.1.2;
Schätzschock, First Century, 231 f.
13 s. Waldner, Kap. XV.2.2.
14 Vgl. Schätzschock, WE 1, Kap. A.XII.4.3.
15 Vgl. Schätzschock, WE 1, Kap. A.XII.1.1; Schätzschock, First Century, 231 f.
16 s. Waldner, Kap. XV.2.2.

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