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Adenstedt, Ingrid; Thür, Hilke [Hrsg.]; Rathmayr, Elisabeth [Hrsg.]; Kanitz, Ernst [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheit 6: Baubefund, Ausstattung, Funde (Band 8,9: Textband 2): Textband 2 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.46291#0223
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XVIII Kleinfunde

1 Einleitung
In der WE 6 wurden Gegenstände unterschiedlicher Funktion aus Bein, Bronze, Eisen, Blei, Stein und Ton1 gefunden. Im Katalog sind
alle Kleinfunde aus der WE 6 zusammengestellt, im Text werden hingegen nur die aussagekräftigen Stücke besprochen. Die Funde stam-
men einerseits aus dem Schutt und andererseits aus den unter den jüngsten Böden durchgeführten Grabungen (Taf. 21; 384). Während die
Mehrzahl der im Schutt geborgenen Stücke der jüngsten Wohnphase im 3. Jh. n. Chr. zugewiesen werden kann, werden die Kleinfunde
aus den Grabungen in der WE 6 ihrer chronologischen Stellung zufolge einer Vorgängerbebauung auf der Fläche dieser Wohneinheit und
älteren Wohnperioden zugewiesen2. Sowohl die Funde aus dem Schutt als auch jene aus den Grabungen setzen sich aus den für Haus-
ausstattungen üblichen Gegenständen zusammen3. In diesem Beitrag wird zuerst auf die Funktion der Objekte eingegangen, in einem
abschließenden Teil wird ihre Einbindung in die jeweiligen Raumkontexte diskutiert.
2 Möbel und Einrichtungsgegenstände
In antiken Wohnhäusern waren einerseits Möbel und Einrichtungsgegenstände vorhanden, die einen festen Standort hatten, andererseits
solche, die je nach Bedarf in unterschiedlichen Räumen aufgestellt werden konnten4. Als Materialien kommen Stein, Metall und Holz
vor5. Aus Holz waren in der WE 6 die Türen, die im Raum 31b rekonstruierten Bücherschränke und vermutlich auch die Abschrankung
auf der rückwärtigen Brüstung des Brunnens im Peristylhof 31a6. Ferner sind hier noch Teile der Holzdecke des Marmorsaals 31a anzu-
schließen7.
Das bewegliche Mobiliar wird sich wie in vergleichbaren Häusern aus Tischen, Klinen, Stühlen sowie Kisten, Truhen und Kästchen
zusammengesetzt haben8. Von diesem ist im H 2 aber nur wenig erhalten geblieben9, meist zeugen nur mehr Beschläge von seiner Exi-
stenz. Darüber hinaus ist durch die große Anzahl von Banketträumen in diesem Haus von einer größeren Zahl an Klinen auszugehen, von
denen jedoch nichts erhalten blieb10. Das Fehlen dieser Möbelstücke könnte damit Zusammenhängen, dass sie aus Holz waren und bei
der Zerstörung verbrannten; in Betracht zu ziehen ist aber auch, dass sie im Zuge der umfangreichen Renovierungsarbeiten, die bei der
endgültigen Zerstörung noch nicht abgeschlossen waren11, an einem anderen Ort zwischengelagert worden waren.
2.1 Schlüssel und Beschläge
In der WE 6 wurden drei Schlüssel aus Bronze (B 28. B 198. B 254) und vier aus Eisen (B 78. B 219. B 260. B 315) gefunden. Während
es sich bei B 28, B 78, B 198, B 219, B 260 und B 315. (Taf. 235) um kleine Schiebeschlüssel mit kürzerer Griffplatte und Ringöse han-

1 Es handelt sich um Keramikgefäße und Terrakotten; s. Rathmayr, Kap. XIV; Lad-
stätter - Waldner, Kap. XV.
2 Zu einer späthellenistischen Vorgängerbebauung auf der Fläche der WE 6: Thür,
Kap. IV. 1; Rathmayr u. a., Kap. XXIII. 1; zu Funden, die vermutlich zum Inventar
dieses im späten Hellenismus erbauten Hauses gehörten, s. das Unterkapitel 23
sowie Rathmayr, Kap. XIV.3.6 (Skulpturen); Waldner, Kap. XV (Keramik).
3 Zu den Funden aus dem H 1 und H 2 in Ephesos: Jilek, Metall- und Beinfunde; Ji-
lek, WE 4; Kowalleck - Rathmayr, WE 1 und 2, 322-329. 605-647; Rathmayr,
WE 3 und 5, Kleinfunde; zu Funden aus anderen hellenistisch/römischen Wohn-
häusern: G. Siebert, Mobilier Delien en Bronze, BCH Suppl 1 (1973) 555-587
(zu Möbel- und Gefäßteilen des hellenistischen Delos); J. Rüssel, Household fur-
nishings, in: C. Kondoleon (Hrsg.), Antioch. The lost ancient city (2000) 79-89;
Davidson, Corinth; 78 f.
4 Dickmann, Domus, 108-113; 281-287; zum Mobiliar im H 2: Rathmayr, Möbel;
Jilek, Mobiliar; Jilek, WE 4, 391-393; zu Mobiliar aus dem H 1 in Ephesos:
Jilek, Metall- und Beinfunde, 265-267.

5 Riha, Möbelteile, 12; zu antiken Holzmöbeln: Mols, Wooden fumiture, mit älte-
rer Lit.
6 Zu diesen Räumen s. Thür, Kap. III.2.3 und 2.5.
7 Außer den Gewölbedecken, die aus Ziegeln gemauert waren, hatten alle anderen
Räume Holzbalkendecken; dazu Thür, Kap. VI.1.1-1.2.
8 Zu antikem Mobiliar: Richter, furniture; Riha, Möbelteile; Mols, Wooden fur-
niture; M. Kemkes, Truhenbeschläge aus der römischen Villa von Eckartsbrunn,
Fundberichte aus Baden-Württemberg 16, 1991, 299-387; E. Deschler-Erb, Die
Kleinfunde aus Edelmetall, Bronze und Blei, in: Beiträge zum römischen Ober-
winterthur - Vitudurum 7 (1996) 40-44.
9 Einen guten Erhaltungszustand weisen beispielsweise aus Bronze und Eisen
gefertigte Klapptische und -Stühle aus den WE 2 und 5 des H 2 auf; zu diesen
s. Rathmayr Möbel; Jilek, Mobiliar, 89 Abb. 112; Kowalleck - Rathmayr, WE 1
und 2, 607 f. 610 (Rathmayr); Rathmayr, WE 3 und 5, Kleinfunde.
10 Zu Banketträumen s. Thür, Kap. XXIII.2.3.
11 Dazu Thür, Kap. IV.6.

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