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Adenstedt, Ingrid; Thür, Hilke [Hrsg.]; Rathmayr, Elisabeth [Hrsg.]; Kanitz, Ernst [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheit 6: Baubefund, Ausstattung, Funde (Band 8,9: Textband 2): Textband 2 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.46291#0291
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XIX Funde aus Marmor und anderen Gesteinen*

1 Einleitung
Wie bereits an anderer Stelle dargelegt, umfasst das „Marmorinventar“ der einzelnen Wohneinheiten des H 2 Gefäße und Geräte aus
Marmor, Bunt- und sonstigen Gesteinen* 1. Anders als in den bisherigen Faszikeln zum H 2 werden im Text - ähnlich der Publikation zum
benachbarten H l2 - die Funde typologisch geordnet vorgelegt. Grund dafür ist die Befundsituation der WE 6: Zum Zeitpunkt der Zerstö-
rung wurden Handwerks- und Reparaturarbeiten durchgeführt3. Damit ist von einem eingeschränkten Bestand an Ausstattungsgegenstän-
den auszugehen, was sich - trotz der im Vergleich zu den WE 3, 4 und 5 verbesserten Dokumentationslage4 - im Befund widerspiegelt5.
Damit ergibt eine Zuordnung zu einzelnen Räumen zwar ein Bild zum Zeitpunkt der Zerstörung, trägt jedoch nur begrenzt zu unserem
Verständnis von Aufstellung- und Nutzungskontexten der Gefäße und Geräte aus Stein bei. Umso eindrucksvoller spiegeln jedoch gerade
die in der WE 6 gefundenen Gegenstände den gehobenen Status und Wohnluxus ihrer Besitzer wider.

2 Die im Bereich der WE 6 gefundenen Gefäße und Geräte aus Stein

2.1 Gefäße

Für die im Bereich der WE 6 gefundenen Gefäße ist festzuhalten, dass es sich in erster Linie um Ziergefäße handelt. Besonders Reib-
schüsseln, die den Bestand im Fundmaterial des gesamten Hanghauses dominieren, sind hier im Verhältnis unterrepräsentiert6. In reprä-
sentativen Wohn- und Empfangsäumen wie jenen der WE 6 sind in erster Linie auch entsprechende Gegenstände zu erwarten, die osten-
tativ den luxuriösen Lebensstil der Bewohner zur Schau stellten.

2.1.1 Ziergefäße
Gefäß(e) mit Meerwesen
Zwei Fragmente aus der WE 6 (MI-5 und MI-9) stammen von einem Gefäß mit Reliefdekoration. Zwar wurden beide in zwei unter-
schiedlichen Räumen - im Peristylhof 31a sowie im Verkehrsraum 36 - gefunden. Es handelt sich aber um die einzigen beiden Gefäßteile
mit Reliefs aus dem gesamten Fundspektrum des H 2, weshalb zu vermuten ist, dass beide Stücke von ein und demselben Objekt stam-
men: Sowohl Material als auch die Oberflächenbearbeitung scheinen identisch zu sein. Der leicht abweichende Schnitt der beiden Frag-
mente könnte einerseits mit einer unterschiedlichen Position am Gefäßkörper Zusammenhängen. Darüber hinaus ist bei Marmorgefäßen zu
berücksichtigen, dass sie meistens „freihändig“ gearbeitet und nicht wie Keramik auf einer Drehscheibe produziert wurden7. Auch dadurch
entstehen Unregelmäßigkeiten. Der ursprüngliche Aufstellungsort des Gefäßes mit Reliefdekor kann nicht mehr rekonstruiert werden.

* Die Bearbeitung der entsprechenden Funde aus den beiden Hanghäusem in Ephe-
sos erfolgte am Institut für Kulturgeschichte der Antike an der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften, für die WE 1 bis 3 und 5 bis 7 gefördert vom
Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, Projekt-Nr. 9004, unter der
Leitung von H. Thür. Ihr sei an dieser Stelle ebenso herzlich gedankt wie meinen
Kolleginnen E. Rathmayr und E. Trinkl. Ü. Yügrük sowie F. Kat unterstützten
freundlicherweise die Bearbeitung des im Depot des Efes Müzesi Selfuk befind-
lichen Stückes. Die Fotos wurden in bewährter Weise von N. Gail, die Tafeln von
N. Math angefertigt.
1 Quatember, Marmorinventar, WE 4, 409; Quatember, WE 1 und 2, Marmorin-
ventar, 331.
2 Quatember, Marmorinventar Hanghaus 1, 121-152. Taf. 55-71. Taf. 161.
3 Thür, Kap. IV.6; s. auch Thür, Chronologie, 63 f.
4 Vgl. Quatember, WE 4, Marmorinventar, 409; Quatember, WE 3 und 5, Mar-
morinventar, in: Ladstätter, WE 3 und 5.

5 Zur Grabungsdokumentation im Bereich des H 2 s. Ladstätter, Chronologie,
9-39
6 Eine statistische Auswertung ist auf Basis des bislang vorgelegten Fundmaterials
allerdings nicht möglich, da nur jene Funde in die Bände zu den einzelnen Wohn-
einheiten aufgenommen wurden, die einem Fund- und Nutzungskontext zugeord-
net werden können. Eine abschließende Vorlage aller Gefäße aus dem H 2 - also
auch jener ohne bekannten Kontext - ist jedoch nach Vorlage aller Wohneinheiten
geplant.
7 Feine Rillen, die parallel zum Rand verlaufen und so auf eine Herstellung mittels
Drehscheibe hinweisen könnten, finden sich nur an wenigen Fundstücken aus dem
H 2. Vgl. aus der WE 6 beispielsweise ML10. Zu einem Werkstück-Fragment
von einer Reibschüssel aus dem Heiligtum des Apollo Smintheus in der Troas
s. D. Kaplan, New Light on the Production of Marble Vessels from Smintheion,
Anadolu 32, 2007, 153-159.

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