Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 5.1981

DOI Artikel:
Oehlke, Horst: Design-Geschichte - Wandel der Gegestände und Bedeutungen: allgemeine Bemerkungen zur historischen Betrachtung von Designgegenständen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30597#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Horst Oehlke

Design-Geschichte - Wandel der Gegenstände und Bedeutungen

Allgemeine Bemerkungen zur historischen Betrachtung von

Desipinsegenständen

I.

Designgeschichte betreihen bedeutet die Sprache der materiellen
Objekte entschlüsseln. Doch Gegenstände erklären sich nicht von
selbst.

Aus seinem konkreten historischen oder aktuellen Kontext ent-
femt, vertrocknet das Produkt zum geometrisch-stofflichen Ge-
bilde, das nur soweit verstanden wird, wie es mit heute Bekann-
tem korrespondierende Merkmale aufweist.

Die Idee eines Amerikaners, der in den 50er oder 60er Jahren ein
ganzes Kaufhaus aufkaufen und mit einem Schlag aus dem Verkehr
ziehen wollte, so wie es war abschließen, ujn es nach 50 Jahren
wieder zu öffnen, mag einige Faszination ausüben. Der historische
hutzen wäre dennoch relativ gering, da zwar ein Riesenensemble
toter Gegenstände erhalten bliebe in einer zeitlichen Vollstän-
digkeit, wie sie wahrscheinlich nie wieder erreicht werden könn-
te, aber eben ohne die Verhaltens- und Denkaktivität-en seiner
ehemaligen Besitzer, Verkäufer und Käufer.

Es bleibt der Unterschied zwischen einem Fossil und einem leben-
digen Tier. Das eine kann nur aus bestimmten formalen Indizien
heraus beschrieben werden, beim anderen ist das zugehörige Ver-
halten untersuchbar.

Vielleicht provozierten aus eben diesem Grund die Kunstgewerbe-
museen des 19. Jahrhunderts mehr den Eklektizismus der formalen
Erscheinungen, statt zur Herausbildung funktionsadäquater Gegen-
standsformen beizutragen. Die Erscheinungsforra selbst wurde als
ästhetischer Inhalt genomraen, statt als Ausdruck und Gefäß funk-
tionaler Zusammenhänge.

Designgeschichte als Kulturgeschichte verstanden, nicht als Mu-
seum abgelegter Gegenstände oder als Steinbruch für formale An-
regungen, zielt darauf, das Produkt als Produktbild, als bedeu-

27
 
Annotationen