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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 5.1981

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Frick, Rolf; Müller, Johannes: Die historische Entwicklung fachspezifischer Methodenforschung und die weiteren Aufgaben beim Entwurf einer Fachmethodik für die industrielle Formgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.30597#0124

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1. Dle hlstorlsche Entwlckl\ing fachspezlflscher Methodenforschung

In allen Industrienationen der Welt werden seit Jahrzehnten
große Anstrengungen xmtemommen, fachspezifische Methoden zu
explizieren, mit deren Hilfe es den Menschen erfahrungsgemäß
gelingt, anstehende Aufgaben qualitätsgerecht und mit einem ver-
tretbaren Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu lösen. Die Bemühungen
reichen zurück bis zu den antlken Wissenschaften und bis zu uns
heute noch bekannten Persönlichkeiten, die in ihren Schriften
nicht nur darüber berichten, was sie gedacht und getan haben,
sondem zum Teil auch darüber reflektieren, wle es sinnvoller-
weise getan werden sollte.

Drei charakteristische Epochen lassen sich unter dem hier in
Frage stehenden Sachverhalt unterscheiden:

a) die Epoche des Aufbaus methodischer Sammlungen in den antiken
Wissenschaften,

b) die Epoche der Suche nach einer einzigen universellen
Methode, und

c) die Epoche der Methodenforschung in der Neuzeit.

Um unsere derzeitigen Bemühungen zum Aufbau einer Fachmethodik
für die industrielle Formgestaltung besser verstehen zu können,
sollen die genannten Epochen etwas näher betrachtet werden.

1.1. Methodische Sammlungen in den antiken Wlssenschaften

Eine frühe Methodenlehre ist von SOKRATES (469 bis 399 v. u. Z.)
entwickelt xmd praktiziert worden. Er setzte sich als Philosoph
nicht zum Ziel, ein fertiges System zu lehren, sondem eine
Methode, mlt deren Anwendung man Systeme entwickeln kann /46/.
Nicht der Bau interessierte ihn, sondem die Anweisung, wie beim
Bau zu verfahren sei. Dabei bevorzugte er das Wechselgespräch,
in dem er seinen Partnem zum Nachdenken verhalf. Sie erkannten
damit ihre Ideen aber auch deren Widersprüche. Dies aber trug
dazu bei, die Gedanken zu entwickeln. Die Methode nannte
SOKRATES 'Mäeutik', was zu deutsch 1Hebammenkunst* heißt und
recht treffend sein Anliegen zum Ausdruck bringt.

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