Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 5.1981

DOI Artikel:
Nagy, Èva Mària: Bedürfnisse und Ansprüche
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30597#0183

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bedürfnis befriedigt.

Dementsprechend hat jedes Produkt zwei grundlegende, miteinander
zusammenhängende Punktionen:

- zum ersten eine Funktion, die mit dem Zweck des Gebrauchs in
Beziehung steht, diese können wir als Grundfunktion hezeichnen;

- zum zweiten eine Punktion, die mit der Art und Weise des Ge-
hrauchs in Beziehung steht, ich möchte dafür den Terminus 'Uher-
haufunktion' empfehlen.

Die Uberhaufunktion stellt eine komplexe Erscheinung dar.

Sie wird u. a. von folgenden Paktoren hestimmt:

- von den aus den nationalen Besonderheiten entspringenden Pak-
toren (dehken wir an die Größe einer Kaffeetasse in Ungam oder
in der DDR);

- weiterhin von den schichtspezifischen Konsumentengewohnheiten,
die aus ihrer jeweiligen Lehensweise resultieren;

- des weiteren von den ethlschen und ästhetischen Idealen der
Gesellschaft in deren schichtspezifischer Ausprägung (Die ästhe-
tische Komponente ist also nur eine der Komponenten der Üherhau-
fuhktion und darf nicht auf die ästhetische Punktion eingeengt
werden);

- einen weiteren determinierenden Faktor der Üherbaufuktion
stellt die konkrete Situation dar, in der das Produkt benutzt
wird. £in Gegenstand mit einer hestimmten Grundfunktion, sagen
wir eine Kaffeekanne, hesitst eine unterschiedliche Üherhau-
funktion, wenn sie entweder für eine Kantine oder für den Emp-
fang eines Botschafters hestimmt ist.

- zuletzt muß man unter den determinierenden Faktoren der Üher-
hauf-unktion die unbewußten, sogar die irrationalen Faktoren er-
wähnen.

In der Epoche der handwerklichen Produktion bildete sich die
’endgültige' Form eines Prodhktes nur langsam heraus. Es war
alßo ein langer Prozeß, bis sich ein Bedürfnis in einen konkre-
ten Anspruch umgewandelt hatte. Die Artikulierung der Ansprüche
erfolgte zwischen dem Handwerker und dem Kunden, wohei letzterer
gleichzeitig auch der Benutzer war. Es wurden die Erwartungen
der Verhraucher und die Möglichkeiten der Herstellung raitein-
ander konfrontiert und schrittweise, durch die Entstehung imrner

181
 
Annotationen