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Frankfurter Latern — 2.1861

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Jllustrirtes - satyrisches, humoristisch - lyrisches, kritisch - raisonnirendes, ästhetisch - annoncirendes
Wocheublutt, wo die Woch' zehn Tage hat.


.M 1.

Irankfmt a. M., 10. Zanuar 1861.

Zweiter Jahrgang.

Diese Laterne wird im 1. Quartal 1861 an folgenden Abenden angesteckt werden: am 10., 18., 27. Januar, 5., 12., 20., 28. Februar, 9-, 17., 24. und 31. März, wovon die am 27. Januar und 31,
März' erscheinenden Nummern Doppelnummern werden. — Das Laternengeld beträgt per Quartal, rosp. 12—13 Nummern, i 12 kr., auswärts mit dem betreffenden Postauffchlag. Man
abonnirt bei allen Postämtern und Buchhandlungen. — Eine einzelne Laterne kostet 9 kr. — Beiträge, sowohl literarische als artistische, werden angenommen nnd anständig honorirt.

Hnus- und Gartenkulender der Laterne.

Bauernregel.

Machet einen Schneemann auf der Eschenheimer Gasse und gebet ihm ein
hölzern Schwert in die Hand.

Rex Wilhelm klar, bringt gutes Jahr;
Hat er Wind, so regent's g'schwind.


Das politische Glaubensbekenntniß unseres Blattes.

Lichte sei dein Angesicht gekehrt,
Und Hoheit leuchte Stirne und Geberde!
So tritt einher in deinem Menschenwerth,
Der freigeborne Sohn der grünen Erde.
Ob auch kein Purpur dir vom Rucken wallt,
Und Krouenreif und Herrschcrstav dir fehle,
Stolz trage deine menschliche Gestalt
Im Hochgefühle einer freien Seele!
Denn das ist dein! dein freies Erb' und Recht,
Und keine Macht vermag dir das zu rauben!
Entsagen kannst du ihm — und wirst zum Knecht!
Und, ach, entsagest an dir selbst dem Glauben.
O tritt nicht diesen Himmel in den Staub!
Gott oder Sklave ist die Wahl — nun wähle!
Begehe nicht den Ungeheuern Raub
Am Hochgefühle einer freien Seele!

Denn das ist dein! Ein Zeugniß bringst du's mit,
Den rechten Adelsbrief des ächten Blutes!
Mit diesem Siegel an der Stirne tritt
Vor den Tyrannen hin voll stolzen Muthes;
Ob er dich schleifen lasse aufs Schaffst,
Auf Foltcrüäuken deinen Leib zerguäle —
Du blutest und du stirbst — doch wie ein Gott!
Im Hochgefühle einer freien Seele!
Denn das ist dein! Was isfs um Glanz und Pracht?
Und wer steht mit dem Glück im ew'gcn Bunde?
Und Macht! die Macht kann stürzen über Nacht!
Und Ruhm ist Schall, ersterbend auf dem Munde.
Die Schönheit währt nur eine Morgenzeit,
Die Rose stirbt, so klagt die Philomele,
Du aber trägst in dir die Ewigkeit,
Im Hochgefühle einer freien Seele!
 
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