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Frankfurter Latern — 2.1861

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Wir Mtuliren zum neuen Jahr!



Rechenschaftsbericht des Zoologischen Gartens.

<^Bir erlauben uns
beim Jahreswechsel, ei-
nem verehelichen Pub-
likum und den schätz-
baren Mitgliedern un-
serer Gesellschaft über
den blühenden Zustand
unsres Instituts hier-
mit die alte Dame Ka-
therine, sammt ihrem
neuen jugendlichen Ehe-
gatten, öffentlich aufzu-
binden.

besser dafür als alles Andere. Selbst die Versuche der Speisung meh-
rer Hirschkühe, des Zebuochsen und der Gazelle mit Worschthaut und
Solberknochen, mag immerhin als ein erfreuliches Streben gelten, sich
auch über diese Thiergattungeu Gewißheit zu verschaffen.
Durch die Anschaffung einer neuen rothen Reitschabbracke für
das junge Kameel und dadurch ermöglichten Proberitt durch die Wüste,
(gegen ein Trinkgeld), haben wir für die Veranschaulichung und Kunde-
des Morgenlandes unser Möglichstes gethan. Nach der allgemeinen
Versicherung kühner Reisenden und Naturforscher ist dieser schönen und
hoch-rothen Reitschabbracke gleich nach der Harmoniemusik unserer
vortrefflichen Kapelle, der nächste und wichtigste Platz in unserem In-
stitute einzuräumen.
Vor Allem aber müssen wir die Gründung einer zoologischen

Wer die Schwierigkeiten unseres Kameels kennt, wird die Aus-
dauer unseres Wüstenesels zu schätzen wissen.
Ohne der Bescheidenheit zu nahe treten zu wollen, dürfen wir
sagen, wir haben in dem verflossenen Geschäftsjahre manche schwere
Aufgabe gelöst: so z. B. drei alten Kakadus die Zunge. Dieselben
sind jetzt schon im Stande, die nicht leichten Worte „Deficit", „Abon-
nements-Erhöhung" und „36 Kreuzer Entrö" ganz deutlich auszusprechen.

Gartenzeitung hervorheben. Diese Zeitung, eine nothwendig gewordene
Ergänzung und Berichtigung der veralteten Buffon'schen Naturgeschichte,
hat den ungeheuren Vortheil vor jedem andern Blatte, ihre Stoffe
direkt und gleichsam von dem Behälter der Thiere aus, redigiren zu
können, während der trockene Gelehrte in seiner Studirstube sich Über
die Geschöpfe Gottes und die Wunder der Natur oft höchst lächer-
liche Urtheile anmaßt. So werden z. B. die nächsten Nummern un-

Besonders erfreulich war uns im Laufe des vergangenen Jahres
die Wahrnehmung eines höheren und geläuterten Geschmackes, sowohl
an den männlichen als besonders an den weiblichen Mitgliedern unserer
Gesellschaft. Wirhaben diese erfreuliche Wahrnehmung seit unserer glück-
lichen Acquisition mehrerer seltenen Affenarten, Pfauen und bunten
Papagaien gemacht. Auch von unserem Zebra dürfen wir behaup-
ten, daß es nicht ohne Einfluß auf die Sommermäntel der Damen
gewesen ist. Dieses Zebra beißt! was an seinem Behälter in drei
Sprachen bemerkt ist.
Für die Verbreitung und Bereicherung naturgeschichtlicher Kennt-
nisse unter dem Volke, haben wir, durch Herabsetzung des Entrs's an
Sonn- und Feiertagen, unablässig und mit Aufopferung gewirkt. Die
Fütterung des Seehundes und der beiden Fischottern mit Milchbrod,
von Seiten unserer zahlreichen und verehrten Sonntagsgäste, spricht

serer zoologischen Gartenzeitung Beschreibungen von höchst seltenen
Thieren bringen, wie sie nur unser zoologischer Garten aufzuweisen
hat. Wir erwähne» hier nur der beiden Ruckeltauben, (oolumdu rnk>
lloläiollulln) mehrerer Hof- und Bauernhinkel (Auliuu ssolrkuellsnsis)
und einer höchst seltenen Ansammlung von Meerschweinchen und Eich-
hörnchen. Es sind das lauter Thiere, von deren Existenz unser deut-
sches Vaterland bisher keine Ahndung hatte und die in unserer Stadt
gewiß früher nie gesehen worden sind. Auch des gemeinen Storchs
(oiooZnia vuodAiobsIonÄs) sei hier Erwähnung gethan, der nur auf
Schornsteinen nistet und welchen also noch Niemand in der Nähe zu
beobachten Gelegenheit hatte.
Ist es uns erst gelungen, unsere Sammlungen durch mehrere
weiße Mäuse, den seltenen Dach- und Kendelspatz, einer Hauskatze
(Lodoollolinu Niiw), den Laubfrosch und die Bettwanze zu vervoll-
 
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