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in seinem Wettbewerb gegen die Dampferlinien fremder Nationen zu
unterstützen ist, so würden wir alle dafür sein. Wissen doch viele von
den in andern Ländern gezahlten Unterstützungen zu erzählen und sind
uns doch erst kürzlich Dampfer der „Messageries Maritimes" und der
freiwilligen russischen Flotte begegnet, die sich solcher Zuschüsse erfreuen.
Ganz zu schweigen von den nnternehnmngslustigen Japanern, die ihre
schönen, stark subventionirten Dampfer im Gelben Meer mit drei
englisch-chinesischen Dampferlinien nm die Wette fahren lassen und deren
Schiffe sich, wie wir auf der „Genkai Maru" von Tschifu nach Taku
späher beobachteten, durch Schnelligkeit, Bequemlichkeit, Sauberkeit uud
niedrigen Fahrpreis vor ihren Nebenbuhlern vorteilhaft auszeichnen,
wenn sie auch vorläufig noch kein großes Geschäft machen. Für den
Lloyd herrscht insbesondere bei den in Ostasien ansässigen Deutschen
eine große Vorliebe, weil seine stattlichen Dampfer bei allen Nationen
geachtet sind und zur Zeit, wo die deutsche Marine dort noch so schwach
vertreten ist, wesentlich dazu beitragen, das Ansehen des Deutschen
Reiches Chinesen und Japanern gegenüber zu heben. Nur ein deutscher
Kaufmann aus Hongkong, der mit Hamburg in engen geschäftlichen
Verbindungen steht, will der Bremer Dampferlinie die staatliche Unter-
stützung nicht gewähren. Er wird jedoch überstimmt.
Aber ich schweife ab. Vorläufig sind wir, von Colombo
kommend, nahe vor Singapur, nachdem wir den ganzen Tag zwischen
dicht bewaldeten Inseln hindurch gefahren. Palmen, Bananen,
Bambus u. s. w. in tropischer Ueppigkeit bedecken die steilen Ufer,
in deren engen Schluchten malerische, aber jämmerliche Pfahldörfer
deutlich zu erkennen sind. Unsere Phantasie belebt das Dickicht mit
Tigern nnd Schlangen, die Dörfer mit menschenfressenden Wilden,
doch bald zeigt sich ein ganz anderes .Bild. Die ersten Landhäuser
von Singapur tauchen aus dem Grün auf, links unter wunder-
vollen Bäumen vor einer im Abendrot glühenden Villa stehen mehrere
Europäer und begrüßen jubelnd mit vollen Gläsern unfern dicken
Reisegenossen D., der von Hamburg uach Singapur zurückkehrt. Rechts
liegen die großen Zinnschmelzen, die jährlich für sechs Millionen Mark
Zinn nach Europa liefern sollen, dahinter Festungswerke. Dann ge-
langen wir in den mnern Hasen, wo die Passagierdampfer an hölzernen
Kais anlegen und aus deu zahlreichen mit japanischer Kohle gefüllten
Magazinen ihren Vorrat ergänzen können. Hier liegt auch der aus
den Howaldts-Werken in Kiel erbaute Dampfer Sumatra, der eineu
Teil unserer Reisegenossen nach Deli bringen wird. Hunderte von
 
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