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Das ist nun aber ein schwacher Punkt bei unfern Seefahrern. An
Bord wird nicht gewaschen und wer weich wann das Schiff wieder so
lange in einem Hasen liegen wird, daß man seine Wäsche an Land
geben kann. Nur für den Kommandanten wird eine Ausnahme ge-
macht, und er ist denn auch freundlich genug, uns mit Handtüchern zu
versorgen, während die übrige Wäsche aus dem Lazarett entnommen
wird, bis wir selbst in die Lage kommen, uns auszurüsten. Der uns
zugewiesene Bursche Schulze weiß für Alles Rath und faßt die Sache
so aus, als ob wir seiner Obhut anvertrant wären. Braver Schulze!
Wer dachte damals, daß Du das Opfer unseres Unternehmens werden
solltest?
Die Sonne ist leider nut der Kiffte verschwunden, ein kalter, mit
Schneeflocken gemischter Regen rieselt herab und der zunehmende Ost-
Monsun macht die See unruhig und bringt unser kurzes Schiff bald
zum Stampfen. Längst sind alle Pforten dicht, das durch die kleinen
Ochsenaugen dringende Licht vermag die Kammern nicht mehr zu er-
hellen, statt desselben wird künstlich beleuchtet, und die Luft in unfern
Gemächern fängt an, durch die Dampfheizung stark zu leiden. Wir
gehen also trotz des Regens an Deck, wo der Oberstabsarzt in Mantel
und Gummischuhen grade seinen täglichen Abendspaziergang macht, in-
dem er unter einem kleinen Schutzdach genau in der Diagvnalrichtung
hin und her geht. In dieser Richtung kann er sechs Schritte machen,
ohne umzukehren, sonst nur füus. Dies ist der beste Platz zum
Spazierengehen, den er uns sehr empfehlen kann. Er ist aber nur
frei, wenn die Mannschaft zu Abend ißt. Der Kommandant und die
die Wache habenden Offiziere sind auch anfangs ans den Kommando-
brücken hin und her gegangen, um bei dem schlechten Wetter sich warm
zu halten. Jetzt geht das aber nicht mehr. Hunderte von Dschunken
haben ihre Fischernetze ausgeworfen, und so weit man in dem Grau
des Regens ringsum sehen kann, erblickt man Fahrzeuge. Dazu
kommen die zahlreichen Felsen und kleinen Inseln, die ja wunderbar
genug auf den englischen Seekarten meist mit großer Zuverlässigkeit
eingezeichnet sind, aber es heißt jetzt weniger Karten studieren, als mit
angespanntester Aufmerksamkeit hinausschauen.
Das soll herrlich sein, brummt mein Begleiter. Und doch können
wir nicht froh genug sein, uns auf so großem Schiff zu befinden. Der
kleine Cormoran, der nns begleitet, tanzt ans Pen Wellen wie ein
Boot und schlingert so mächtig, daß man schon seekrank werden kann,
wenn man ihn nur ansieht. Wir ziehen uns doch lieber in die Kammer
 
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