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Irr der englischen Kolonie Hongkong wurde mir, allerdings ganz
vereinzelt nur, von deutschen Kaufleuten gesagt, sie bedürften des
Schutzes unserer Flagge überhaupt nicht. Sie seien unter englischer
Flagge und gemeinsam mit Engländern seit Jahrzehnten sehr gut ge-
fahren. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Engländern sei in
Hongkong ausgezeichnet, die englische Verwaltung eine vorzügliche, für
den Kaufmann meistens besser als die deutsche, kurzum, die Herren
waren im Lause der Jahre Engländer geworden, oder doch so inter-
national, daß sie neben ihren persönlichen Interessen keine Empfindung
mehr für die Bedürfnisse des Heimatlandes zu Haber: schieuen. Aber
ihrer waren, wie gesagt, sehr wenige. Die ganz überwiegende Mehr-
zahl der Kaufleute, die ich sprach, bestätigte erfreulicherweise das gute
Einvernehmen mit den Vertretern aller andern Nationen, insbesondere
mit den Engländern, wies aber ^entweder daraus hin, daß bei den
Wünschen nach Schutzzöllen, die jetzt selbst irr England laut würden,
eine Änderung der Verhältnisse irr Hongkong sehr wohl eines Tages
eiutreten könnte, oder glaubte, daß die Deutschen des englischen
Schutzes in China nicht mehr bedürften, sonder:: unter deutscher
Flagge den eigenen Weg gehen könnten. Daß Deutschland dazu
ebenso einer kräftigen Flotte bedürfe wie die anderen Nationen, die in
Ostasien Interessen zu vertreten haben, erschien jedem selbstverständlich.
Ohne Schiffe hätten weder Engländer noch Franzosen noch Russen
und Japaner in China etwas Dauerndes erreichen können. Besonders
fehlte es augenblicklich an kleinen Kreuzern, da es notwendig sei, daß
unsere Flagge tiefer in: Innern Chinas öfter gezeigt werde. Der
Handel konzentriere sich nicht mehr so ausschließlich in Hongkong und
Schanghai, sondern eine ganze Zahl kleinerer Plätze beginne an Be-
deutung zu gewinnen. Tientsin habe einen großen Aufschwung ge-
nommen, Tschisu sei in kurzer Zeit zu einer Stadt von 100 000 Ein-
wohnern angewachsen, Hankan und die übrigen Häsen an: Jangtse
ständen vor einer großen Entwicklung, am Westslnß seien neue Gebiete
erschlossen, überall gälte es weiter ins Land zu dringen. Dies würde
in demselben Augenblicke, wo China sich entschlösse, die Jnlandzölle
einheitlich zu regeln, oder wo das ganze Land dem fremdländischen
Handel geöffnet werde, noch weit mehr zutage treten und bei diesen:
Vorgehen sei es notwendig, daß der deutsche Handel durch die deutsche
Flagge geschützt und unterstützt werde.
Noch weit entschiedener als diese Kaufleute sprachen sich Vertreter
der Schiffahrtsinteressen und der Industrie aus. Sie klagten über
 
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