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den Mangel an einem deutschen Stützpunkte, von welchem aus die
Deutschen ihre Interessen so wahrnehmen könnten, wie die Engländer,
Franzosen, Russen und Japaner. An einen: solchen Stützpunkte müsse
und werde nicht nur ein Stapelplatz, sondern der Ausgangspunkt für
den Handel ms Hinterland geschaffen werden, dort müßten auch
deutsche Dock- und Schiffsreparatur - Anstalten entstehen. Daß die
Hongkong und Whampoa-Dockgesellschast bisher so zu sagen ein Mo-
nopol für die Ausführung von Schiffsreparaturen an der füdchinesischen
Küste besitzt, habe ich schon früher erwähnt.
Die Industriellen hielten einen besonderen Ausgangspunkt deut-
scher Interessen für erforderlich, um von jda aus den Eisenbahnbau
ins Innere und damit zugleich die Aufschließung der chinesischen
Mineralschätze zu betreiben. Um solche Aufgaben zu lösen, müsse
aber der deutsche Kaufmann den Schutz seiner Flagge zur Seite
haben, müßte also unter den Chinesen die Empfindung wach werden,
daß Deutschland imstande sei, seine Angehörigen auch in einem so
entfernten Rieseureich ohne Zeitverlust zu schützen. Wenn auch die
chinesische Regierung vielleicht lieber mit Nationen Geschäfte mache,
die in Asien nur schwach seien, so werde doch von den dort allmäch-
tigen Staaten, wie England, Rußland u. s. w., ein solcher Einfluß aus
sie ausgeübt, daß sie sich demselben nicht entziehen könne. Es sei also
auch wegen dieses Wettbewerbs unbedingt nötig, daß Deutschland in:
Osten allgemein als ein Staat gelte, der ebenso wohl wie jene
Staaten, oder wie Frankreich sund Japan, seine Interessen wahren
werde, wenn das notwendig sein sollte.
Vertreter des deutschen Kapitals meinten, das Publikum sei bei
uus jetzt sehr äugstlich, Geld iu Chiua anzulegen. Die Chinesen
Hütten es aber z. B. nicht als eine Stärke Deutschlands angesehen
und auch übel geuommen, daß die deutschen Banken den ihnen zu-
gefallenen dritten Teil der chinesischen Anleihe nur mit englischer Hilfe
übernommen hätten. Das sei bedauerlich, da das Land außerordent-
liche Reichtümer besitze und ausreichende Sicherheit biete. Freilich ge-
höre dazu ein kräftiges deutsches Kreuzergeschwader. Zwar hätten die
Chinesen nicht verstanden, wie Deutschland habe drohen können, die
alte Kaiserstadt Nanking zu bombardieren, weil ein deutscher Unter-
offizier, vielleicht nicht ohne seine Schuld, thätlich angegriffen worden
sei, aber ohne solche energische Drohung und ohne die Möglichkeit, sie
auszuführen, sei es unter Umstünden nicht möglich, auch die gerechteste
Forderung erfüllt zu sehen.
 
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