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Gedanken gearbeitet, daß man sehr bald mit vollen Taschen in die
Heimat zurückkehren möchte. Ich habe den Eindruck gehabt, als ob
noch zu viel Sekt getrunken würde. Das mag im Süden bei zeitweise
ungünstigem Klima erklärlich und zu entschuldigen sein, aber in und
nördlich von Schanghai läßt es sich auch ohne Sekt recht gut leben,
und ich glaube, daß noch viel mehr unserer Söhne sehr wohl ihr Brot
in China finden würden, wenn sie mit gründlicher Kenntnis der eng-
lischen Sprache und mäßigen Ansprüchen hinübergingen. Es ist ein
Jammer, daß bei uns gerade auf die englische Sprache noch immer
nicht genügendes Gewicht gelegt wird. Denn mag man über die
Engländer denken, wie man will, ihre Sprache beherrscht die Welt,
insbesondere Ostasien.
Die chinesischen Wohnungen weichen von den unsrigen einiger-
maßen ab. Die ärmere Landbevölkerung lebt in Lehmhütten. Die
Wände sind entweder aus Lehm gestampft oder aus an der Luft ge-
trockneten Ziegeln gebildet, die Dächer meistens mit gebrannten Dach-
pfannen eingedeckt. Aus Lehmschlag besteht auch der Fußboden. Die
Thüren und Fenster sind klein, letztere mit Papier geschlossen. Einzelne
Wohlhabende wohnen in Gehöften, die ganz mit einer hohen Ziegel-
mauer auf Granitsockel umgeben sind. An der Mauerecke findet man
nicht die bei uns gebräuchliche Warnungstafel in Bezug auf Rein-
haltung, sondern ein großes irdenes Gefäß, wie es z. B. in den engen
Straßen Cantons an jeder Straßenecke steht. Durch ein mächtiges
grell bemaltes Holzthor gelangt man in den ersten Hof. Bei hohen
Beamten, wie z. B. bei dem Oberwerftdirektor in Futschou, war
außerhalb noch ein halboffener Gefängnisraum angebracht, in welchem
zwei Sünder, mit dem großen Holzkragen geschmückt, sich langweilten.
Rings um den Hof liegen Wirtschaftsräume, Schulzimmer und Wohn-
räume für Diener u. s. w. Quer vor befindet sich ein bedeckter Säulen-
gang, gewissermaßen wie ein Vorzimmer. Dann folgt ein zweiter
Hof, hinter dem nun das eigentliche Wohngebäude steht, in der Mitte
das Empfangszimmer mit Hausaltar, zu den Seiten Wohn- und
Schlafzimmer des Hausherrn und seiner Frauen, die aus allen Ritzen
und Fensterchen neugierig nach dem Fremden schauen, während zahlreiche
Kinder sich hervordrängen, aber ängstlich zurückweichen, wenn dieser
sich nähert. Die Stadtkinder sind mutiger, aber selten unverschämt.
Das Haus ist in allen tragenden Teilen aus Holz hergestellt, die
Ziegelmauern dienen nur zur Umschließung und Trennung der Räume.
Die Höfe sind mit Blumentöpfen geschmückt, und kleine Gärten ent-
Gedanken gearbeitet, daß man sehr bald mit vollen Taschen in die
Heimat zurückkehren möchte. Ich habe den Eindruck gehabt, als ob
noch zu viel Sekt getrunken würde. Das mag im Süden bei zeitweise
ungünstigem Klima erklärlich und zu entschuldigen sein, aber in und
nördlich von Schanghai läßt es sich auch ohne Sekt recht gut leben,
und ich glaube, daß noch viel mehr unserer Söhne sehr wohl ihr Brot
in China finden würden, wenn sie mit gründlicher Kenntnis der eng-
lischen Sprache und mäßigen Ansprüchen hinübergingen. Es ist ein
Jammer, daß bei uns gerade auf die englische Sprache noch immer
nicht genügendes Gewicht gelegt wird. Denn mag man über die
Engländer denken, wie man will, ihre Sprache beherrscht die Welt,
insbesondere Ostasien.
Die chinesischen Wohnungen weichen von den unsrigen einiger-
maßen ab. Die ärmere Landbevölkerung lebt in Lehmhütten. Die
Wände sind entweder aus Lehm gestampft oder aus an der Luft ge-
trockneten Ziegeln gebildet, die Dächer meistens mit gebrannten Dach-
pfannen eingedeckt. Aus Lehmschlag besteht auch der Fußboden. Die
Thüren und Fenster sind klein, letztere mit Papier geschlossen. Einzelne
Wohlhabende wohnen in Gehöften, die ganz mit einer hohen Ziegel-
mauer auf Granitsockel umgeben sind. An der Mauerecke findet man
nicht die bei uns gebräuchliche Warnungstafel in Bezug auf Rein-
haltung, sondern ein großes irdenes Gefäß, wie es z. B. in den engen
Straßen Cantons an jeder Straßenecke steht. Durch ein mächtiges
grell bemaltes Holzthor gelangt man in den ersten Hof. Bei hohen
Beamten, wie z. B. bei dem Oberwerftdirektor in Futschou, war
außerhalb noch ein halboffener Gefängnisraum angebracht, in welchem
zwei Sünder, mit dem großen Holzkragen geschmückt, sich langweilten.
Rings um den Hof liegen Wirtschaftsräume, Schulzimmer und Wohn-
räume für Diener u. s. w. Quer vor befindet sich ein bedeckter Säulen-
gang, gewissermaßen wie ein Vorzimmer. Dann folgt ein zweiter
Hof, hinter dem nun das eigentliche Wohngebäude steht, in der Mitte
das Empfangszimmer mit Hausaltar, zu den Seiten Wohn- und
Schlafzimmer des Hausherrn und seiner Frauen, die aus allen Ritzen
und Fensterchen neugierig nach dem Fremden schauen, während zahlreiche
Kinder sich hervordrängen, aber ängstlich zurückweichen, wenn dieser
sich nähert. Die Stadtkinder sind mutiger, aber selten unverschämt.
Das Haus ist in allen tragenden Teilen aus Holz hergestellt, die
Ziegelmauern dienen nur zur Umschließung und Trennung der Räume.
Die Höfe sind mit Blumentöpfen geschmückt, und kleine Gärten ent-