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vollen Auftreten unseres obengenannten Landsmannes, des Regiernngs-
banmeisters H. Hildebrand, der sich durch seine Tüchtigkeit und Sach-
lichkeit, durch seinen geraden, unparteiischen Sinn, durch seine Festigkeit
und Geduld und sicher auch durch seine Liebenswürdigkeit die höchste
Achtung und das größte Vertrauen nicht nur seiner Landsleute, sondern
auch der chinesischen Behörden und insbesondere des Taotai Tseng er-
worben hat. Hildebrand hat im Auftrage Tseugs die Vorarbeiten
für die 1500 Kilometer lange Eisenbahn Hankau-Peking gemacht
und einen Kostenanschlag im Betrage von rund 240 Millionen Mark
dafür ausgearbeitet. Es handelt sich jetzt um die Aufbringung dieser
Mittel durch eine Anleihe, und Engländer, Amerikaner, Russen und
Belgier wetteifern, die günstigsten Bedingungen zu stellen, während
das deutsche Kapital leider aussichtslos hohe Forderungen zu stellen
scheint.
Ich darf hier wohl bemerken, daß mir in China häufig die Ver-
wunderung und das Bedauern unserer Landsleute über die Zurück-
haltung des deutschen Geldes ausgesprochen worden ist. Man konnte
es sich nur dadurch erklären, daß es schon zu sehr in andern Ländern
sestgelegt sei. Auch war man z. B. gar nicht sehr damit einverstanden,
daß die deutsch-asiatische Bank nicht suche, die asiatischeu Firmen an
der Bank zu beteilige», so daß diese vielfach Vorzügen, die Hongkong-
Schanghai-Bank zu benutzen. Ich kann die Berechtigung solcher
Klagen nicht beurteilen, ich weiß nur, daß, wenn ich Kapitalist wäre,
ich die Bestrebungen meines, wie ich glaube, mit weitem Blick voraus-
schauenden, in deutschem Interesse unermüdlichen Kollegen Hildebrand
aufs kräftigste unterstützen würde.
Die Bahn Hankau-Kanton, die den Süden mit dem Norden in
gerader Linie verbinden würde, ist vorläufig noch zurückgestellt. Dagegen
ist die ebenfalls von Hildebrand projektierte Bahn Wusung-Schanghai-
Sutschou-Nanking unter Leitung des jüngern Hildebrand im Ban
begriffen und zwischen Wusung und Schanghai wahrscheinlich jetzt
vollendet. Die Ausführung erfolgt durchaus nach den Grundsätzen der
preußischen Eisenbahnverwaltung. Es ist bezeichnend für die Gründ-
lichkeit, mit welcher Tseng arbeitet, daß er sich zunächst von Hildebrand
die ältesten Preußischen Eisenbahngesetze übersetzen ließ. Er wollte die
Verhältnisse kennen lernen, die zu Beginn des Eisenbahnbaues in
Deutschland bestanden haben.
Am Tage meiner Ankunft in Hankau hatte Hildebrand die dieser
Stadt zunächst gelegene, wegen der Überschwemmungen des Hanflusses
 
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