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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Panzer, Friedrich: Der romanische Bildfries am südlichen Choreingang des Freiburger Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0033
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Panzer, Der romanische Bilderfries am südlichen Choreingang

29

Anmerkungen.

Die vorstehenden Ausführungen geben in etwas um-
gearbeiteter, teils erweiterter, teils gekürzter Gestalt einen Vor-
trag wieder, der im Frühjahre 1904 in der hiesigen Gesellschaft
für Geschichtskunde gehalten wurde. Ich begleite den Text
hier mit einigen Anmerkungen, die teils manches oben Aus-
gesprochene näher zu begründen bestimmt sind, teils solchen
Lesern, die ein tieferes Interesse an den erörterten Ober-
lieferungskreisen nehmen, als Wegweiser bei weiterem Ein-
dringen dienen mögen.

1 Zu nennen wären J. Marmon, Unserer lieben Frauen
Münster. Freiburg 1875. S. 99ff.; J. Keßler, Die symbolischen
Relief bilder im südlichen Hahnenturm des Freiburger Münsters
im Freiburger Diözesanarchiv 17, 155 ff.; K. Schäfer, Die älteste
Bauperiode des Münsters zu Freiburg i. B., 1894, S. 21 f., und
Das alte Freiburg S. 8f.; auch Cahier in den Melanges d'archeo-
logie I, 124 ff. wäre anzuführen.

2 Durand in den Annales d'archeologie 25. 141 ff.; Cahier,
Nouveaux Melanges d'archeologie, Curiosites. Paris 1874.
S. 166 ff.

3 Die bequemste Übersicht über die weitverzweigte lite-
rarische Überlieferung der Alexandersage gibt die Einleitung
des 2. Bandes von P. Meyer, Alexandre le Grand. Paris 1886
(Bibliotheque francaise du moyen äge V.). Einen kritischen
Überblick über die neuesten Forschungen findet man bei
F. Kampers, Alexander der Große und die Idee des Welt-
imperiums in Prophetie und Sage. Freiburg i. B. 1901 (Studien
u. Darstellungen aus d. Geb. d. Geschichte, hrsg. v. Grauert,
I, 2. 3). S. 55 ff.

1 Rudolfs Alexandreis ist noch ungedruckt. Die Verse
über Bertold von Herbolzheim lauten in der Münchener Hand-
schrift nach Zachers Mitteilung, Zeitschr. f. deutsche Philo-
logie 10, 97:

... so manig wise man
Vor mir sich hat genumen an
Zu dichtende die mere.
Dem edeln Zeringere
Dichtes durch siner hulden sölt
Von Herboltzheim her Berchtolt.
Der hat als ein bescheiden man
Gefuge vnd wol gesprochen dran
Vnd det bescheidenliche erkant,
Das er von ime geschriben vant;
Doch hat er gedichtet nicht
Des die historie von im gicht,
Das der zehende möhte wesen,
Des ich von ime han gelesen.

Über die Herren von Herbolzheim vgl. J. Kinder von Knob-
loch, Oberbad. Geschlechterbuch 2, 37. Dass die in einer Hs. zu
Wernigerode erhaltene deutsche Alexanderdichtung nicht, wie
Toischer vermutet, mit dem Werke Bertolds von Herbolzheim
identisch sein kann, ist durch Neulings Untersuchung, Beitr. z.
Gesch. d. dtschn. Sprache u. Liter., hrsg. v. Paul u. Braune,
10, 315ff., festgestellt; sie stammt erst aus dem Ende des
14. Jahrhunderts.

■' Es mag übrigens ausdrücklich bemerkt sein, dass Wasser-
und Luftfahrt Alexanders, die uns jetzt als Korrelate erscheinen
möchten, von Hause aus keineswegs zusammengehören, wie sie
ja auch bei Pseudokallisthenes noch nicht zusammenstehen.
Über den ursprünglichen Sinn der Wasserfahrt siehe Kampers
a. a. O. S. 128. Doch ist jene Auffassung schon alt, vgl. z. B.
ßojardo im Orlando inamorato XXX, 28: Poscia che fu la terra
da lui vinta, A doi grifon nel ciel si fa portare. Poi dentro a un
vetro si cala nel mare E vede le balene e ogni gran pesce.

Es fehlt in den Pariser Handschriften AB, steht aber in
C (Pseudo-Callisthenes ed. C. Müller. Paris 1846. S. 91) sowie

in der Leidener Handschrift (hrsg. v. Meusel. Leipzig 1871.
S. 767) am Ende des zweiten Buches.

7 Der Text der hier ausführlicheren und wie mir scheint
ursprünglicheren Leidener Handschrift ist leider gerade an
dieser Stelle lückenhaft: rjj 3e Tpkij \pipq »cpooeTal« xaxaaxeoao-
ftvjvai fy'Aov o(j.oiov £'>"(<« v.r/i . . . (y.c.l) TaurrjV TvpoaosO-rjvw.; Iv \>.zim
toö Cu-foü * TaöxT|V bb xaxeaxeoaoa oi3-sp OKopcSa, y.patojv o'jo
oöpf] usw.

8 Der Jerusalemische Talmud übers, v. A. Wünsche, Zürich
1880, S. 288: „Alexander von Mazedonien, erzählt Rabbi Jona,
stieg auf eine Anhöhe, bis er die ganze Welt wie einen Ball
und das Meer wie eine Schüssel sah." (Andere Erwähnungen
bei Nöldeke, Beiträge zur Gesch. des Alexanderromans in den
Denkschr. d. Wiener Akad., Phil.-hist. Kl., 1890, 38, S. 26).
Diese Angabe setzt eine Fassung der Alexandergeschichte vor-
aus, wie sie nicht in den Handschriften CL des Pseudokalli-
sthenes, wohl aber in der Historia de proeliis erscheint, wo
die Greifenfahrt von der Bemerkung eingeleitet wird (Land-
graf S. 130, vgl. Zingerle S. 252): Et erat ibi mons altus,
ascendimus eum et [visum est nobis] quasi essemus in caelo.
In C fehlt Entsprechendes ganz, L hat wenigstens die ein-
leitende Bemerkung, Meusel S. 767: WaX'.v oov StevoYi$7]v ev £autü>
).E'f(ov e! tc«vtü>s EVcaö^-a eoxiv xb xsp^ia tv)^ '('7]<; v.al b oüpavö^ svtaö^a
xXivexat.

'■' Vgl. A. Rambaud, La Russie epique. Paris 1876. S. 398ff.

10 Nach Barmesteter, Journal asiatique, VIII. Serie, 5. 222f.
- Etwas abweichend Weil, Biblische Legenden der Musel-
männer. Frankfurt a. M. 1845. S. 77 f: Nimrod fährt von der
Spitze eines 9000 Ellen hohen Turmes ab, die Vögel sind Adler.
Nimrod sitzt mit seinem Jäger in einer Sänfte, durch deren
Fenster er den Vögeln eine Stange mit Fleisch vorhält, im
Himmel ruft ihm „eine Stimme" zu: „Wohin willst du Gott-
loser?" Der letzte Zug ist interessant, da er eine Parallele in
Enikels Erzählung von der Greifenfahrt hat, wo das jcstscvöv
ävf)p(u7:öjiop(pov, der menschengestaltete Vogel des Pseudokalli-
sthenes, gleichfalls durch eine „Stimme" ersetzt ist, die dem
Luftfahrer zuruft (V. 19495): Alexander, wä wilt du hin? wil du
wider die gotheit streben, daz wirt dir Ieit. -- In jüdischer
Überlieferung findet man dieselbe Geschichte im „Midrasch
von den zehn Königen" und im Sepher hayaschar; vgl. Revue
des etudes juives 3, 230.

11 Nach der Übersetzung von Friedrich Rückert, hrsg. von
Bayer, Berlin 1890, 1.403 ff. — Auch außerhalb des Schahname
findet sich die Erzählung, bei Yaqut, Dinawari, ja in Anspielungen
im Avesta, vgl. Journal asiatique VIII. ser., 5, 225 ff.; Nöldeke,
Beitr. z. Gesch. d. Alexanderromans S. 26 (wo die Erzählung
wohl mit Unrecht aus Pseudokallisthenes abgeleitet wird).

12 E. T. Harper, Beiträge zur Assyriologie 2. 390 ff., dazu
M. Lidzbarski, Zeitschr. f. Assyriologie 8. 266ff. -- Die Er-
zählung von Gilgamos (Älian, De nat. anim. XII, 21), den ein
Adler auffängt und rettet, da er ausgesetzt wird, scheint mir
dagegen einem ganz andern Überlieferungskreis anzugehören,
so dass ich sie nicht (wie z. B. von B. Meissner, Alexander u.
Gilgamos, Hall. Habilitat.-Schr., 1894, S. 18 geschieht) mit der
Etanalegende zusammenbringen kann.

13 Vgl. darüber Zarncke, Berichte über die Verhandlungen
der sächs. Gesellsch. der Wiss. in Leipzig, Phil.-hist. Cl. 29 (1877),
S. 57 ff., auch P. Meyer a. a. O. II, 44 ff. Das Gedicht, ein so-
genanntes Abecedarium, ist in acht dreizeiligen Strophen leider
nur fragmentarisch und sehr schlecht überliefert. Von Julius
Valerius ebenso unabhängig wie natürlich von dem jüngeren
Leo, ginge es nach Zarncke direkt auf Pseudokallisthenes zurück,
ohne diesen anders als durch Hörensagen zu kennen. Das Ge-
dicht hat aber vieles Besondere; auch die Greifenfahrt wird von
ihm mit eigentümlichen Zügen erzählt, doch ist gerade hier der
Text heillos entstellt. Die Strophe F lautet:

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