Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Rhetorische Bildbeschreibung

15

Malern begeistert empfohlene und von Filarete in seinem Traktat
der Baukunst (S. 514 u, 735) als Wandgemälde beschriebene
„Verleumdung“, die Lukian in seiner gleichnamigen Schrift nach
dem Bilde des Apelles in unvergleichlicher Weise schildert (2ff.).
Die mit Botticellis bekanntem Tafelbild „La Calunnia“ x) eröff-
nete Reihe —' von Foerster2) in ihrer ganzen Reichhaltigkeit auf«
gerollt — geht, um nur die Größten zu nennen, über Raffael3) zu
Dürer4), Kaum weniger beliebt wurde Aetons Gemälde von
Alexanders Hochzeit mit der schönen Roxane5), wie es
Lukian im „Herodot“ (5 ff.) darstellt, und selbst das im „Herakles“
(Iff.) beschriebene ergötzliche Bild des gallischen Herkules als
Gott der Beredsamkeit, wie er an goldenen und elfenbeinernen
Kettchen, die von seiner Zungenspitze ausgehen, die Hörer un«
widerstehlich nach sich zieht, lebt nicht nur in ZeichnungenG),
sondern auch in einem guten Holzschnitt7), den wir in Abbildung
Nr, 1 wiedergeben, weiter.
Abgesehen von zahlreichen kurzen Vergleichen mit Kunst«
werken interessieren uns bei Lukian hauptsächlich noch die Tem«
pelbilder in seinem romanhaften „Toxaris“ (Kap, 6), die das
Schicksal von Orest und Pylades zum Inhalte haben, ferner die Be-
schreibung des „Hauses zur Sonne“ mit zehn Wandgemälden
im Rednersaal (de domo, 22ff,), deren Anschaulichkeit zwar bei
weitem nicht an die oben genannten Einzelgemälde hinanreicht,
die aber z. B. im Bilde des Perseus mit Andromeda oder des
Apoll und in der Marmorstatue Minervas dennoch denselben
Sinn für Schönheit und künstlerische Absichten verraten, Inhalt«
lieh bieten sie eine Eigentümlichkeit in der Orionsage, derzufolge
der geblendete Riese Orion den Knaben Kedalion auf den Schul«
tern trägt und sich von ihm den Weg zeigen läßt zu Helios, der
den Blinden wieder sehend machts).
Schließlich sei auch noch der knidischen Aphrodite des Praxi«
teles gedacht, die Lukian in seinen „Imagines“ anläßlich eines
Besuches in ihrem Heiligtume mit Kennerworten schildert mit
dem Zwecke, die Schönheit Pantheias, der Geliebten des Kaisers
Verus, im Vergleiche mit der Statue hervorzuheben.
Nicht zu unterschätzen ist letzten Endes die anregende Wir«
kung, die von Lukians bildhafter Sprache auch dort ausging, wo
 
Annotationen