I. Die Vorzeit der griechischen Plastik.
Vor dem siebenten Jahrhundert scheint sich eine natio-
nale Kunst in Griechenland nicht entwickelt zu haben, noch
in diesem Jahrhundert gab es nur Anfänge. Allerdings wa-
ren die hölzernen puppenhaften Götterbilder in den Tempeln
Werke griechischer Meister, aber was Kunstreicheres in Stein
oder Metall existirte, war ausländischen Ursprungs oder Cha-
rakters. Griechenland wurde von der älteren Kunst des
Orients beherrscht, spätere Anregungen kamen aus Aegypten.
Aus dieser Vorzeit ist uns das folgende Bildwerk erhalten.
1. Löwenthor von Mykenä*. Das Original besteht
aus hartem graugelblichem Kalkstein und befindet sich über
dem Hauptthor der Burgmauer von Mykenä. Die dreieckige,
giebelartige Form ist durch die umgebende Architektur ver-
anlasst. Um nämlich den Thürsturz gegen jeden Bruch zu
sichern, führte man die Mauer nicht über ihn hinweg, sondern
sparte eine dreieckige Oeffnung aus, indem man die Mauer-
steine von beiden Seiten in schräger Linie über einander vor-
treten und erst in der Spitze sich wieder berühren liess.
Diese Oeffnung wurde dann durch eine leichtere Steintafel
verschlossen.
Die eigenthümliche Form der zwischen den Thüren be-
findlichen Säule näher zu erörtern, liegt ausser unserer Auf-
gabe, wir bemerken nur, dass sie der Träger eines jetzt feh-
lenden, die Spitze des Dreiecks ausfüllenden Symbols gewesen
* Im Griechischen Hof.
Friederichs, grieeh. Plastik.
Vor dem siebenten Jahrhundert scheint sich eine natio-
nale Kunst in Griechenland nicht entwickelt zu haben, noch
in diesem Jahrhundert gab es nur Anfänge. Allerdings wa-
ren die hölzernen puppenhaften Götterbilder in den Tempeln
Werke griechischer Meister, aber was Kunstreicheres in Stein
oder Metall existirte, war ausländischen Ursprungs oder Cha-
rakters. Griechenland wurde von der älteren Kunst des
Orients beherrscht, spätere Anregungen kamen aus Aegypten.
Aus dieser Vorzeit ist uns das folgende Bildwerk erhalten.
1. Löwenthor von Mykenä*. Das Original besteht
aus hartem graugelblichem Kalkstein und befindet sich über
dem Hauptthor der Burgmauer von Mykenä. Die dreieckige,
giebelartige Form ist durch die umgebende Architektur ver-
anlasst. Um nämlich den Thürsturz gegen jeden Bruch zu
sichern, führte man die Mauer nicht über ihn hinweg, sondern
sparte eine dreieckige Oeffnung aus, indem man die Mauer-
steine von beiden Seiten in schräger Linie über einander vor-
treten und erst in der Spitze sich wieder berühren liess.
Diese Oeffnung wurde dann durch eine leichtere Steintafel
verschlossen.
Die eigenthümliche Form der zwischen den Thüren be-
findlichen Säule näher zu erörtern, liegt ausser unserer Auf-
gabe, wir bemerken nur, dass sie der Träger eines jetzt feh-
lenden, die Spitze des Dreiecks ausfüllenden Symbols gewesen
* Im Griechischen Hof.
Friederichs, grieeh. Plastik.