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Altsriechische Knust.

A. Werke des siebenten und sechsten Jahrhunderts.

2 und 3. Apollo von Thera und Tenea*, beide
von Marmor. Der erste ist im Anfang der 30er Jahre auf
der Insel Thera (Santorin) gefunden und durch Vermittlung
von Prof. Ross im J. 1836 für Athen erworben, wo er sich
im Theseion befindet. Der Kopf, aus einem besondern Stück
gearbeitet, ist durch einen eisernen Zapfen mit dem Rumpf
verbunden. Der zweite ist im Jahr 1846 an der Stelle des
alten Tenea (im Dorf Athiki, am Fuss von Akrokorinth) ge-
funden, vom Freiherrn von Prokesch an Ort und Stelle er-
worben und später in den Besitz der Glyptothek zu München
übergegangen. Arme und Beine waren in sechs Stücke ge-
brochen, doch fand sich Alles bis auf ein kleines Stück, so
dass die Figur im Wesentlichen ohne Restauration ist.

Es ist in den beiden Figuren ein und derselbe Typus
dargestellt, aber in sehr verschiedenem Grade der Ausbildung.
Die theräische ist weit roher und üppiger, besonders in der
Brust, und am Rücken ist kaum etwas von anatomischem
Detail ausgedrückt. Man sieht hier an einem recht instruk-
tiven Beispiel, wie die Kunst von einer mehr umrissartigen
Darstellung zu immer sorgfältigerer Nachahmung des Details
fortging.

In der Münchner Figur ist Alles knapp und schlank
und besonders charakteristisch ist die straffe Anspannung der
Muskeln. Man beachte namentlich die Stellung der Knie-
scheibe, die eben nur durch diese Anspannung veranlasst ist.
Im Einklang mit der strammen Stellung der Beine stehen die
straff herabhängenden Arme und die zusammengeballten Hände,
das Leichte, Zwanglose in der Anordnung der Glieder ist
diesem Stil noch fremd. Die Figuren sind übrigens stehend,
nicht schreitend zu denken, man kannte eben noch nicht die
leichte, graziöse Stellung der spätem Zeit, wo das Gewicht
des Körpers nur auf einem Bein ruht, während das andere
entlastete, leicht gekrümmt, nur mit der Spitze den Boden
berührt. Im alten Stil tragen beide Beine in gleicher Weise
den Oberkörper und sind mit der vollen Fussfläche auf den
Boden gestemmt.

Das kantig Abgeschnittene der Formen im alten Stil,

Im Lyrischen Hof n. 206 und 205.
 
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