Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Die zweite Hälfte der griechischen Kunstbliithe.

Die zweite Hälfte der griechischen Kunsthlüthe ist in
unserm Denkmälervorrath nicht so reich vertreten, wie die
erste, und zumal an sicher beglaubigten Werken sind wir
sehr arm. Unter diesen aber sind die meisten nur Copien,
andere nur "Werke untergeordneter Künstler. Zwar besitzen
wir auch von den grossen Meistern der ersten Periode kein
einziges sicher beglaubigtes Originalwerk, allein die reichen
Ueberreste des. Parthenon, namentlich der Giebelgruppen,
geben uns doch eine deutliche Vorstellung von den höchsten
Leistungen der damaligen Zeit. Ein ähnliches, die Höhe der
Kunst repräsentirendes und nach allen Seiten veranschau-
lichendes Werk ist uns aus dieser Periode nicht erhalten,
doch sind theils die Copien, theils einzelne Originalwerke we-
nigstens ausreichend, die Eigentümlichkeit derselben erkennen
zo lassen.

Diese besteht vornehmlich in der Darstellung des Seelen-
lebens. Es geht eine weichere Stimmung durch diese Periode,
als mit dem grossartigen Charakter der Zeit des Phidias ver-
einbar war, und die "Kunst tritt dem Menschen näher. Die
griechische Plastik hat in dieser Periode die höchste Innig-
keit erreicht, deren sie fähig war, und andrerseits auch der
bewegten Seelenstimmung, der Leidenschaft und dem Pathos
den ergreifendsten Ausdruck gegeben. Allerdings ist wenig-
stens in den attischen Werken, die auch hier wieder die
Hauptmasse des Erhaltenen bilden, der Zusammenhang mit
dem Ernst und der Strenge der früheren Zeit noch nicht

Friederichs, griech. Plastik. 15
 
Annotationen