Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nervenverhältnisse des Brustschulterapparates und der vorderen
Extremität bei den Ordnungen der Lacertilier und Rhyncho-
cephalier die am meisten primitive Entwickelung unter
den Sauropsiden bekunden. Dies wird auch durch tue Resultate
fremder und eigener Untersuchungen an zahlreichen anderen
Teilen des Körpers dieser Tiere bestätigt.

Von den Rhynchocephaliern ist nur noch ein Repräsentant,
Sphenodon, übrig geblieben; um so größer ist der Reichtum und
die Mannigfaltigkeit der noch mehr als 1600 lebende Vertreter
zählenden Lacertilier.

Diese Mannigfaltigkeit ist auf den ersten Blick verwirrend
und läßt zunächst leicht den Gedanken entstehen, daß hier ein
Heer von recht divergenten Specialisten vorliege; bei sehr
gattungs- und familienreichen Abteilungen fallen stets zuerst die
Divergenzen auf, und erst die tiefer gehende Vergleichung läßt
das Gemeinsame erkennen. Diese zeigt hier, daß alle diese ver-
schiedenartigen und zum Teil sehr fein ausgearbeiteten Differen-
zierungen — beispielsweise sei an die zahlreichen Fensterbildungen
und die ungemein gracile Gestaltung vieler Skeletelemente1) er-
innert — keineswegs einen höheren Standpunkt bekunden, sondern
sich vielmehr innerhalb relativ tieferer Entwickelungsstufen be-
wegen und ungezwungen auf einen sehr primitiven Typus des
Reptilienkörpers zurückführen lassen, welchem die tiefsten Vertreter
der kionokranen Lacertilier (Geckonidae, danach die in mancher
Hinsicht schon höher entwickelten Scincidae) recht nahe stehen.

Der rhynchocephale Sphenodon giebt sich auch in der
überwiegenden Summe seiner Merkmale als ein recht primitives
Reptil von genereller Struktur und Erhaltung verschiedener, sehr
alten fossilen Reptilien eigenthümlicher Charaktere (die zum Teil
von den Lacertiliern aufgegeben wurden) zu erkennen; andere
Merkmale, am Kopf und an den Extremitäten, bekunden eine
höhere und speciellere Differenzierung, als wir bei den primitiveren
Formen der Lacertilier finden. Die gewissenhafte Abschätzung
aller Instanzen wird ihn tiefer als die höheren Typen unter den
Lacertiliern, aber höher als die tieferen Vertreter derselben stellen.
Ganz besonders sei auf den Kieferstiel (Quadratum) hingewiesen,

1) Fensterbildungen und gracile Gestaltungen dieses oder jenes
Skeletteiles finden sich bereits bei Selachiern, ohne daß damit der
primitiven Stellung dieser Vertebraten Eintrag geschieht.

598
 
Annotationen