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Gestaltung besaßen als die jetzt lebenden Vertreter, aber lange
nicht in der voluminösen Ausbildung, welche uns Stegocephalier
und viele andere Reptilien zeigen*). Wir kennen die direkten
Vorfahren der Lacertilier nicht, wir wissen nicht einmal genug von
den fossilen Lacertiliern, um uns ganz direkte Schlüsse über deren
Konfiguration zu gestatten, und aus diesem Grunde ist auch hier
große Vorsicht und geduldige Zurückhaltung geboten.

Zum Teil mit dieser Frage hängt auch die viel allgemeinere
von der Abstammung der Sauropsiden von tiefer stehenden
Wirbeltieren ab. Daß die Vorfahren derselben eine Entwickelungs-
stufe durchlaufen haben, welche graduell mit derjenigen der Am-
phibien gleichwertig war, ist nicht zu bezweifeln. Wie aber das
Quäle der direkten amphibienartigen Vorfahren der Sauropsiden
thatsächlich beschaffen war, entzieht sich zunächst noch unserer
Kenntnis. Konstruieren kann man sich dieselben sehr leicht; aber
solche Konstruktionen sind keine reelle Lösung, keine Erkenntnis.
Da die lebenden Amphibien mit ihren vielen besonderen Differen-
zierungen progressiver und regressiver Natur eine direkte An-
knüpfung der Sauropsiden an sie nicht gestatten, so sind wir auf
die ältesten fossilen Amphibien, die Stegocephalen angewiesen, die
bereits im Karbon und im unteren Perm in großem Reichtum und
in großer Mannigfaltigkeit entwickelt waren; vermutlich lebten
auch primitive Vertreter von ihnen schon im Devon. Zahlreiche
Züge in ihrem Skelettsystem zeigen Uebereinstimmung mit dem
der ältesten Reptilien (Palaeohatteria, Hylonomus, Petrobates), und
namentlich die Konfiguration des Deckknochenapparates am Schädel,
Brustschulterapparat und Rumpf erhebt sich bei allen zu großer
Aehnlichkeit. Aber gerade die wichtigeren typischen Konfigura-
tionen in ihren Knorpelteilen, unter anderem das genauere Ver-
halten des primordialen Kiefergaumenapparates, sind uns noch un-
bekannt; unsere Vergleichung arbeitet mit Bruchstücken und hat
daher nur bedingten Wert.

Nichts hindert anzunehmen, daß das, was man jetzt unter
dem Namen Stegocephalen zusammenfaßt, neben echten stego-
cephalen Amphibien auch Formen enthält, die diesen äußerlich
wohl ähneln, in ihrem innersten Wesen und in ihrer Entwickelung
aber ganz heterogen von ihnen sich verhalten. Und ebenso gut
kann man annehmen, daß die wahren Proreptilieu sich gar nicht

1) Ich nehme dabei an, daß diese Vorfahren bei ihrer Klein-
heit und dem versteckten Leben, das sie führten (vergl. p. 600
Anm. l),"jenes Schutzes nicht so sehr bedurften wie die größeren
und mehr exponierten Formen.

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