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Hinsichtlich der genealogischen Beziehungen der Chelonier
zu anderen Wirbeltieren sind, wie schon erwähnt, die generalisierten
und tiefstehenden Rhynchocephalier herangezogen worden. Owen
(1839), Cope (1871, 1887), Paekek (1880), Baur (1887, 1888),
Lydekker (1889), Hulke (1892) u. A. haben namentlich im Bau
des Kopfes, sowie des Brustschulter- und Beckengürtels Zeichen
der Verwandtschaft mit den Sauropterygiern gefunden. Von Zittel
(1889) und Haeckel (1875) wurde auf große Aehnlichkeiten im
Schädel der theromorphen Anomodontia (Therochelonia Seeley,
chelycephale Theromora Haeckel) hingewiesen; Zittel hält es für
überaus wahrscheinlich, daß Theromorphen und Chelonier von ge-
meinsamen Ahnen entsprungen sind, Haeckel hat selbst die direkte
Abstammung der Chelonier von den Anomodontia vermutungsweise
ausgesprochen. Baue (1894) findet in der specielleren Zusammen-
setzung und Anordnung des einen (dem ganzen Komplex der
Stegocephalen homologen) Schläfenbogens übereinstimmende Ver-
hältnisse bei Cheloniern, Sauropterygiern, Theromorphen und
Mammalia. Rütimeyer (1873) endlich weist auf die Batrachier
als den mutmaßlichen Ausgang der Chelonier hin.

Gegenüber den verschiedenen Anschauungen über die Ein-
teilung der Chelonier kann ich mich mit derjenigen, welche
den Sphargidae einen besonders primitiven und isolierten Platz
in der Reihe derselben anweist, nicht vereinigen. Eigene Unter-
suchungen an Dermochelys coriacea haben mich überzeugt, daß
das, was hier einfach erscheint, nur zum kleinsten Teile als wirk-
lich primitiv beurteilt werden darf, daß das meiste nur infolge
von sekundären Anpassungen an das Wasserleben und von Rück-
bildungen der einstmals gewiß höher entfalteten Hautpanzer-
bildungen sich vereinfacht hat. Dazu kommen zahlreiche Einzel-
merkmale, welche Sphargis ein höhere Stellung anweisen als vielen
anderen namentlich land- und sumpflebenden Cryptodira. Auch
ich befürworte mit Stannius, Baur, Zittel u. A. eine nähere
Verwandtschaft mit den Chelonidae, wenn ich auch nicht so weit
gehen kann wie Stannius, der beide Familien zur Subordo Euereta,
wenn ich recht verstehe seiner höchsten Abteilung der Chelonier,
zusammenfaßt. Meine Auffassung kommt am nächsten mit Baur's
Anschauungen überein. Für mich bilden die Sphargidae und
Chelonidae Familien der Cryptodira und stehen hier nicht unter den
tiefsten Formen derselben. Auch Milani (1897) macht darauf auf-
merksam, daß Thalassochelys — Dermochelys konnte er nicht unter-
suchen — den höchsten Typus der Chlelonierlunge repräsentiere.

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