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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 13.1952-1954

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Fundberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.60965#0013
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Altsteinzeit

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Fundberichte

Altsteinzeit
Die Grabungen in der Bocksteinschmiede im Lonetal wurden von R.
Wetzel (Tübingen) fortgesetzt. Besonders erfreulich ist, daß auch im Frei-
land, und zwar im Lößgebiet des Unterlandes, in der großen Lehmgrube von
Böckingen, wieder Spuren des diluvialen Menschen festgestellt werden
konnten. Solche Freilandfunde sind die Funde im Travertin von Untertürk-
heim (siehe Paret, Groß-Stuttgart in vorgeschichtlicher Zeit, 9 ff.).
Böckingen (Gern. Heilbronn). Die große Lehmgrube der Ziegelwerke
Heilbronn-Böckingen A. G. liegt am Nordhang des Wurmbergs, 1 km W von
Böckingen. Der Löß (Löß I, II und III) erreicht dort eine Mächtigkeit von
16 m. Trotz der Aufmerksamkeit von Wilhelm Butz, der nun seit 9 Jahren
den Lehmabbau leitet, sind seit langen Jahren in der Grube keine vorge-
schichtlichen Spuren beobachtet worden. Der Abbau findet zur Zeit an einer
160 m langen, N—S gerichteten Wand statt, die westwärts vorrückt.
1. Am 18. Februar 1953 stieß Albert Wieland beim Handstich in 5,5 m
Tiefe auf Brandreste. Zwei Tage darnach teilte er seine Beobachtung Herrn
Butz mit, auf dessen Eilmeldung Paret am 21. Februar die Fundstelle be-
sichtigte. Die Untersuchung wurde am 26. und 27. Februar durchgeführt
unter Mitwirkung des Geologen Dr. H. Freising und im Beisein von Rektor
a. D. Mattes (Heilbronn) und Karl Nagel (Böckingen). Direktor Hiller von
den Ziegelwerken wie auch W. Butz unterstützten die Grabung. Das Wetter
war heiter, am Fuß der Grubenwände lagen noch Schneereste. Die Fund-
stelle liegt an der derzeitigen Westwand der Grube, 48 m südlich ihres Nord-
endes. Das Profil an der Fundstelle ist folgendes:
Der auf Schotter ruhende Löß II mit 8 m Mächtigkeit wird durch einen
Bagger abgebaut (Verarbeitung zu Backsteinen), wobei eine steile, ziemlich
glatte Wand entsteht. Darüber folgt, etwa 1,5 m mächtig, rötlicher Lößlehm
(Unterboden der Göttweiger Bodenbildung und aus ihr hervorgegangene
Fließerden), der mit dem Spaten abgestochen und für Dachplatten verwen-
det wird. Auf ihr bewegt sich ein zweiter Bagger, der den 4 m mächtigen
jüngsten Löß III abbaut. Die Brandreste lagen im untersten Teil der Gött-
weiger Bodenbildung (nach Untersuchungen bei der Abtei Göttweig in Nie-
derösterreich). Die Ablagerungen darüber waren ganz ungestört. Eine alte,
zum Löß III gehörige Nagerröhre (Lemming?) zog sich schräg über die Brand-
reste, ebenfalls ohne jede Störung. Die Brandreste lagen ursprünglich im
Löß II. In der nachfolgenden Warmzeit bildete sich auf dessen Oberfläche
ein Boden aus (Göttweiger Bodenbildung), und die Brandreste gerieten in
den untersten Bereich des Bodens. Sie stammen also aus dem Ende der vor-
letzten Kaltzeit (Eiszeit).
Der Finder versicherte, daß nicht mehr als 10 bis 20 cm von der Fundschicht
abgestochen worden sei, ehe die Untersuchung begann. An der Wand zeigten
 
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