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Furtwängler, Adolf
Beschreibung der geschnittenen Steine im Antiquarium — Berlin, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.3974#0007
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Vorwort und Geschichte der Sammlung. yjj

Winckelmann'sche Nummer beigesetzt erhielten, Steine der Stoschischen Sammlung, die ich den
neueren Zeiten zuschreibe, die aber bei Tölken noch im Anschlüsse an Winckelmann als antik
aufgeführt werden.

Ueberhaupt gehören alle diejenigen Nummern des vorliegenden Cataloges, bei denen
eine Winckelmann'sche Nummer (W.) zugefügt ist, der Stoschischen Sammlung an. Die am
Schlüsse gegebene tabellarische Nebeneinanderstellung der Winckelmann'schen und der neuen
Nummern giebt den Antheil, den die Stoschische Sammlung an der ganzen jetzigen Sammlung
des Kgl. Antiquariums hat, genau an.

Nach der Stoschischen war die nächste grössere Bereicherung die markgräflich
Anspach'sche Sammlung, die 256 Stück (darunter 56 Cameen) enthielt. Tölken hat die
aus dieser Sammlung herrührenden Intagli in seinem Verzeichniss durch Beisetzung von M. B. A.
kenntlich gemacht, was ich im vorliegenden Cataloge übernommen habe. Auch bei den Cameen
habe ich diese Buchstaben beigesetzt, wo die Herkunft aus jener Sammlung sich noch konstatiren

liess. __ Nicht mehr zu identifiziren waren die noch von Friedrich II erworbenen Cameen

des holländischen Grafen Od am.

Nachdem die Stoschischen Gemmen aus Potsdam nach Berlin verbracht worden waren
(1798), erfährt man etwas mehr von der Sammlung. Henry, der Conservator des Münzkabinets,
dem die Gemmen überwiesen waren, beabsichtigte eine Neuordnung und liess sich zu dem
Zwecke ein Exemplar der Daktyliothek von Lippert (das noch auf dem Kgl. Antiquarium auf-
bewahrt ist) überweisen (Oct. 1798). 1804 liess derselbe eine Anzahl ungefasster Steine (192
nach der Rechnung vom Sept.) in Silber fassen. In demselben Jahre wurde eine kleine Sammlung
von Pfarrer Redenbacher gekauft, die auch Intaglien und Cameen enthielt.

Es kam dann die schlimme Kriegszeit und mit ihr die Entführung der Sammlung
nach Paris. Endlich, April 1815, bescheinigte Henry den Empfang der Kunstsachen, die aus
Paris zurückgesandt waren, darunter der Gemmen. Eine 1816 vorgenommene Revision, mit
der E. H. Tölken beauftragt worden war, ergab, dass auch die Stoschische Sammlung voll-
ständig wieder zurückgekommen war. Da sich das Gerücht verbreitet hatte, die Gemmen wären
zerstreut, ward das Resultat jener Revision veröffentlicht1).

Es folgen nun rasch mehrere neue Erwerbungen. 1817 wurden von der Wittwe
Schiavonetti 44 Cameen und 54 Intagli angekauft, von denen Henry unter Assistenz von
Tölken ein Verzeichniss machte. Die Cameen waren indess meist moderne Arbeiten. In
demselben Jahre 1817 wurden 19 Gemmen (6 Cameen und 13.Intagli) aus der Sammlung
des Grafen Collemberg ausgesucht und für den Preis von 16500 Thalern angekauft, ein
Preis der enorm war, da kein einziges bedeutendes Stück sich darunter befand, ja fast alles
nur moderne Arbeiten waren. Die Auswahl war vom Fürsten Radziwill unter Beihilfe von
Henry und Tölken getroffen worden.

1821 wurde das Abformen der ganzen Stoschischen Sammlung sowie einer von Rauch
und Tölken zu treffenden Auswahl aus den übrigen Gemmen angeordnet.

1822 wurden 35 Steine von der Fürstin Wolkonsky gekauft; auch darunter waren
viele moderne und das meiste unbedeutend, weshalb man Anfangs acht davon wieder verkaufen
wollte, was aber dann unterblieb. — 1827 erwarb man aus dem Nachlasse eines Herrn
Kohlrausch in Berlin einen Pichlerschen Stein mit der Inschrift E A A H N 0 Y als antike signirte
Gemme (No 9395 dieses Catalogs; vgl. Jahrbuch des arch. Inst. III S. 137). Eine glücklichere
Erwerbung war die von 122 antiken Glaspasten der Sammlung Bartholdy im Jahre 1829;
darunter waren manche gute, wenn auch oft schlecht erhaltene Stücke. Sie sind in der Sammlung
leicht kenntlich, da sie alle eine leichte Goldfassung mit gekörntem Rande haben. Ein bedeutendes
Stück dieser Erwerbung war die antike Paste nach einem Cameo des Athenion (No 11142).
Um dieselbe Zeit wurden 35 Gemmen von dem Hofrath Dorow erworben, von demselben,
dem das Antiquarium eine schöne Sammlung Vasen verdankt (vgl. meine Beschreibung der
Vasensamml. S. XVI). Die Gemmen waren indess nicht bedeutend, darunter mehrere geringe
Skarabäen aus seinen Nachgrabungen bei Corneto.

l) Vgl. Tölken, Verzeichniss, Vorrede S. LI ff.


 
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