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Furtwängler, Adolf
Beschreibung der geschnittenen Steine im Antiquarium — Berlin, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.3974#0035
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Etiuskische Skarabäen.

21

vermuthlich ist es nur ein misslungenes und durch
das folgende Zeichen ersetztes I. Ihm gegen-
über sitzt auf einem gleichen Stuhle Polyneikes
nach r., im Mantel, den Kopf in die r. Hand
gestützt. Er hat langes Haar. Hinter seinem
Rücken von oben herab ^DIVNVCD. Von ihm .
zum Theil verdeckt steht hinter ihm Tydeus
nach r. in voller Rüstung; der eine vorgesetzte
Fuss steht fest auf, der andere wird nachge-
zogen und berührt nur mit den Zehen den
Boden. Die hoch erhobene R. stützt die Lanze
auf, die L. hält den Rundschild gehoben und
vorgestreckt. Auch er senkt den Kopf. Er
hat kurze Haare, runden Helm mit Busch,
einen Panzer, dessen Rückentheil punktiert ist
wie das Fell des Amphiaraos, wol um Leder
anzudeuten; die Schulter ist glatt und mit einer
Volute verziert, also mit metallner Schulterklappe
bedeckt. Unten sind Beinschienen angedeutet.
Hinter ihm 3TVT Hinter dem Amphiaraos
sitzt Parthenopaios auf einem Klappstuhl
(ÖKXaöiaq) in den Mantel gehüllt, der nur die
Unterbeine freilässt; er umfasstmitbeidenHänden
das r. Knie (vgl. den Odysseus der Gesandt-
schaft bei Achill auf den streng rothfigurigen
Vasen, Mon. delPInst. VI, 20, 21; Arch. Zeitg.
1881, Taf. 8, 1), sein Kopf ist gehoben; das
Haar fällt voll auf den Nacken. Hinter seinem
Rücken von oben herab die Inschrift, die sich
unten in den Zwischenräumen der Beine fort-
setzt: PRDOrAN[ÄnrA5*. Hinter Amphiaraos,
von ihm zum Theil verdeckt, schreitet Adrastos
nach r.; es ist nur das eine (r.) Unterbein
von ihm sichtbar, das andere vorgesetzte ist
hinter dem Parthenopaios zu denken. Er ist
vollgerüstet; am Oberarm erkennt man den
Chiton, die Brust ist gepanzert; runder Helm
mit Busch; langes Haar. Der Held hebt den
r. Oberarm hoch und trägt die Lanze ge-
schultert, mit der L. hält er den Schild (der
büotischen Form) gehoben. R. von ihm steht
F\TDE^OE. — Die Köpfe sind gross, die Augen
sind von vorn gebildet und vorquellend. Im
Ganzen entspricht die Stilstufe indess ganz der-
jenigen des strengrothfigurigen Vasenstils der
Zeit um 500—480. Die Komposition wie die
Motive der Figuren und das ganze Ethos der-
selben finden in den schon oben citierten
Vasen mit der Gesandtschaft bei Achill ihre
nächsten Parallelen; Amphiaraos und Polyneikes
erinnern ebenso an den Achill jener Vasen wie
der Parthenopaios an den Odysseus. Der Skara-
bäus muss die Nachbildung eines griechischen
Originales der Zeit jener Vasen sein. Von den

Deutungen ist die von Welcker und Overbeck
vertretene wol die richtigste; dabei wird an-
genommen, dass der Steinschneider die Namen
des Adrast und des Parthenopaios irrthümlich
vertauscht habe. Das Brüten und Sinnen der
sitzenden Helden bezieht sich gewiss auf die
Unheilsverkündung des Amphiaraos; die bei-
den stehenden sind im Gegensatze dazu kampf-
bereit und ungeduldig. — Eine dem Amphi-
araos sehr ähnliche Figur (auch mit dem Fell
bekleidet) kommt auf zwei Skarabäen desselben
Stiles wie der vorliegende mit den etruskischen
Inschriften „Achle" und „These" vor (vgl.
Britisch. Museum, catal. N0272 mit der Note).
195 (T. II, 143; W. III, 174.) Tiefrother in-
discher Karneol mit einigen hellen Flecken. —
Stich v. I. A. Schweikart in einigen Exem-
plaren von Winckelmann's Descriptiondespierres
gr.; ferner abg. in der Originalausgabe von
Winckelmann's Geschichte der Kunst und in
mehreren anderen Ausgaben; dann in Winckel-
mann's Monumenti inediti No. 106; p. 141;
d'Hancarville, antiqu. gr. etr. et rom. IV, pl.
13, f. 3; Lippert Daktyliothek, 2. Tausend No.
82; Raspe, catal. de Tassie No. 9099 mit Ab-
bild, pl. 51; Lanzi, saggio di lingua etr. II,
tav. 8, f. 9; p. 151; Miliin, galerie mythol. pl.
139, 508; Müller-Wieseler, Denkm. a. Kunst
I, Taf. 53, 320; Panofka, Gemmen mit In-
schriften (Abh. Berl. Akad. 1851) S. 60 f.;
Taf. 2, 16; Overbeck, Gallerie her. Bildw.
Taf. 5, 7; S. 129 No. 46; King, ancient gems
and rings pl. 42, 5. Vgl. Visconti, Museo Pio-
clem. I, p. 23, not. a. Fabretti, corpus inscr. ital.
2545; Köhler, gesammelte Schriften V, S. 140.
Welcker, epischer Cyklus 1,363, Anm. 101.

Wahrscheinlich von einem Skarabäus ab-
gesägt; die Rückseite zeigt indess keine Spuren
der Durchbohrung mehr. Rings sehr sauberer
Strichrand. Tydeus, als nackter Jüngling ge-
bildet, reinigt sich mit der Strigilis (die von einer
jeden Zweifel ausschliessenden Deutlichkeit ist)
am r. Unterbein, indem er sich dazu herab-
beugt. L. die Inschrift ^fVT- D"3 Füsse
stehen auf horizontaler Grundlinie. Kurzes
Haar, vorn herum Buckellöckchen, um den
Nacken herum läuft eine doppelte Reihe von
Buckellöckchen (vielleicht ist hier auch ein Zopf
gemeint). Das Auge ist von vorne gebildet.
Die Stilstufe ist die gleiche wie die des vorigen
Skarabäus, also auch die Zeit (Anfang des 5
Jahrb.); aber die Ausführung ist eine ungleich
feinere. Die Arbeit ist von einer ganz ausser-
ordentlichen Sorgfalt; die Gravierung ist schön
 
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