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Die Gartenkunst — 30.1917

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May, Ernst: Friedhöfe in Russisch-Polen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0075

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50 cm aus der Erde ragen-
des Holzkreuz bezeichnet, das
meist nicht einmal eine Auf-
schrift trägt. Dafür sind an
der Kreuzungsstelle der Arme,
einem alten Brauch folgend,
bunte Läppdien angebracht.
Die Reichen halten sich gleich-
falls fast ausnahmslos an die
Form des schlichten, aus qua-
dratischen Balken gefertigten
Holzkreuzes, nur geben sie
ihm größere Dimensionen bis
zu 5 und 6 m Höhe. Strich-
weise trifft man auch eigen-
artige Kirchhofsmale und mit
ausgesägten Holzornamenten
verzierte Kreuze an. Die Re-

1 U'1/J i > j j tj • Ii r Der Friedhof Popowze ist unier Anlehnung an einen alten Kiefernbestand auf einem
gel bildet jedoen der triednoi flachen Hügel unweit des Szwakszta-Secs gelegen. Einfassung Holzbalkengeländer.

mit einheitlichen Kreuzen, die
sich nur in der Größe unter-
scheiden. Häufig sind die
Grabzeichen schlicht bemalt.
Der Vollständigkeit halber
möchte ich erwähnen, daß ab
und zu begüterte Familien
behauene Granitfindlinge mit
eingegrabenen Namenszügen
und eingelassenen Eisenkreu-
zen aufstellen. Der Grabhügel
selbst wird in der Regel nicht
näher bezeichnet. Nach der
Beerdigung wird oftmals ein
Kreuzmuster aus kleinen
Steinchen auf den frischen
Hügel gelegt, das unter den
Einflüssen der Witterung bald

verfällt; seltener wird eine , ,.

. „ 11. Dieser Friedhot dient der gemeinsamen Benutzung der beiden Dorfer Lopuze und Lodos;

Grabstätte durch ein Holz- er liegt auf einer Anhöhe zwischen diesen beiden Ortschaften und ist mit mächtigen Birken
oder Eisengitter oder durch bepflanzt. Die Skizze zeigt deutlich, wie malerisch sich die Anlage dem Gelände anschmiegt.

eine niedrige Findlingsmauer
eingefaßt.

Wenn noch jemand Zweifel
hegt, daß die Einheitsform
der Grabmale das einfachste
Mittel ist, einem Friedhof
schlichte Ruhe zu verleihen,
dann kann ihm nur geraten
werden, diese Vorbeispiele
natürlicher Formenbeschrän-
kung auf sich wirken zu lassen.

Ein Wort wäre noch über
die Einzäunung der Friedhöfe
anzufügen. Holz wird meist
in Form schlichter, aber mo-
numental wirkender Balken-
einfriedigungen verwendet,
die Granitfindlinge zu niedri-
gen Mauern aufeinander ge- Fam;1;engrabstätte eines benachbarten Rittergutes auf einem Friedhof Lopuze-Lodos.
Schichtet. Die Grabstätte ist mit einer 1 tri hohen Findlingsmauer eingefaßt.

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