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Die Gartenkunst — 30.1917

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Kittel, Josef Balduin: Alte edle Gärten von Würzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0100

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können. Nur einiger der widitigstenStüdke kann
hier gedacht werden.

1. Der Fürsteng arten auf der alten
Festung Marienberg.

Wie der ursprüngliche Wohnsitz der Würz-
burger Fürstbischöfe und altfränkischen Herzoge
auf der alten Trutzburg des Marienbergs stand,
so war dort auch der erste Lustgarten dieser
Herrscher. Oegg (Entwickelungsgeschichte von
Würzburg, Ausgabe von SchäfFler, Seite 368)
berichtet: „Bei dem östlichen Zwinger auf der
Marienburg gegen die Stadt war schon in älteren
Zeiten ein Lustgarten für die Bischöfe angelegt".
Im Jahre 1523 wurde dieser Lustgarten an Stelle
des seitherigen Zaunes mit einer starken Mauer
umfestigt. Ältere Kupferstiche (z. B. der Leypold'-
sche Stich des Marienbergs von 1603) zeigen
schon deutlich die Anlage dieses fürstlichen Lust-
gartens, der sich als enges Tiefparterre zwischen
der Ostfront des Schlosses und der Zwinger-
mauer hinzieht und sowohl an der nördlichen
wie südlichen Schmalseite durch je eine Terrasse
begrenzt ist. Der Schutz gegen den herrschen-
den Westwind durch die Schloßfront und die
überaus prächtige Aussicht auf die Stadt gaben
zweifellos Anlaß zu dieser Anlage des Fürsten-
gartens.

Die heutige Gestalt erhielt der Fürstengarten
unter Fürstbischof Johann Philipp v. GreifFenklau
im Jahre 1700, wenngleich natürlich der Bestand
des Gartenparterres durch die Privatbenutzung
wesentlich geändert erscheinen muß. Gut er-
halten ist aber die äußere Anlage: Auf den seit-
lichen Terrassen stehen reizende achteckige Pa-
villons; zum Tiefparterre führen beiderseits
Doppeltreppen im Halbrund hinab, zwischen
denen je ein Wandbrunnen mit fünf sich ver-
jüngenden Muschelschalen steht. Das Tiefparterre
war wohl von jeher in vier längliche Felder ein-
geteilt, an deren Kreuzung ein Springbrünnchen
steht. Auf den Parterrefeldern stehen vier lebens-
große Figuren antiker Gottheiten und Allegorien,
darunter eine Personifikation der Treue mit dem
Chronostichon „stabo neC CeDaM" (= 1700),
wodurch die Anlage-Periode urkundlich bestätigt
ist: Eine typische Garten-Anlage des Frühba-
rocks! Den Abschluß des Gartens gegen Osten,
wo der Berg steil zur Stadt abfällt, bildet
eine schöne Brüstung mit erkerartigem Aus-
sichtsvorsprung , worauf früher Fechterstatuen
standen. Der Ausblick vom Garten nach der
Stadt ist entzückend.

Leider ist die Feste Marienberg und darum
auch der Fürstengarten gegenwärtig nicht zu-
gänglich, weil die Burg z. Zt. als Haftort ge-
fangener feindlicher Offiziere dient. Immerhin
bietet auch ein Blick von der Stadt aus nach der
Ostfront des Marienbergs eine Übersicht der

äußeren Anlagen dieses ältesten herrschaftlichen
Gartens von Würzburg.

2. Der Garten des Kgl. Juliusspitals.

Der große Fürstbischof Julius Echter von
Mespelbrunn, Gründer der Universität und des
nach ihm benannten Juliusspitals, hielt sich be-
sonders gerne in seiner letzteren Lieblingsstif-
tung auf; dies gab neben dem Erholungszweck
für die Genesenden wohl besonderen Anlaß zur
Anlage eines prächtigen Gartens, der gewisser-
maßen der ältere Hofgarten in der Stadt war.
Der Spitalgarten liegt als rechteckiges Parterre
nördlich unter einer langgestreckten Terrasse
des sog. „Fürstenbaues" (hinter den Spital-
gebäuden). Wie dieser Fürstenbau, so geht auch
die ursprüngliche Gartenanlage auf Fürstbischof
Joh. Phil, von Greiffenklau zurück und ist nur
wenige Jahre jünger als der Fürstengarten auf
dem Marienberg (der Springbrunnen ist 1706,
der Gartenpavillon 1705—1714 gebaut).

Die köstliche gärtnerische Arabesken-Aus-
stattung des Parterres, wie sie z. B. der Stich
Solomon Kleiners von 1740 zeigt, ist freilich
nicht mehr vorhanden. Erhalten sind nur die
architektonischen Schmuckstücke: die Fürsten-
bau-Terrasse (Abbildung bei Schulze-Naumburg,
Kulturarbeiten, ergänz. Bilder zu Bd. 2, Seite 42),
ferner der schöne Barockbrunnen mit den Bild-
nissen von vier Wasser-Gottheiten, Delphinen
und einem als Wasserspeier dienenden, das
Wappen des Stifters haltenden Greifen, endlich
der hoch originelle Gartenpavillon, der seit
1726/27 als „Theatrum anatomicum" einge-
richtet wurde (auch Virchow und Koelliker wirk-
ten an dieser Anatomie und machten hier ihre
weltbewegenden Entdeckungen der Cellular-
pathologie und Entwickelungsgeschichte), jetzt
als Spitalarchiv dient (Abbildungen des Garten-
pavillons und Brunnens bei Göbl, „Würzburg",
4. Aufl. S. 104, ferner bei Mader, „Kunstdenk-
mäler des Königreichs Bayern", Unterfranken
Bd. XII, S. 532-534).

3. Der ehemal. Hutten'sche Garten

(jetzt zerstört).

Der erste öffentliche Lustgarten Würzburgs
war die von Fürstbischof Christoph Franz v.
Hutten (1724-1729) geschaffene Anlage vor
dem Sandertor, zwischen Main und Sanderrasen.
Der genannte Fürstbischof baute für sich selbst
ein Lustschlößchen außerhalb der südlichen Stadt-
mauer und fügte einen großen Garten bei, zu
dem er den Bürgern in freimütiger Weise Zutritt
gestattete; dies bezeugte eine beim Umbau des
Schlößchens leider entfernte Balkon-Inschrift:
„Publicae amoenitati et salubritati" (der allge-
meinen Annehmlichkeit und Wohlfahrt!)

Der Garten stieß, wie sich aus dem Kleiner'-
schen Stich der Stadtansicht vom Nikolausberg

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