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Die Gartenkunst — 30.1917

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Heicke, C.: Die XXIX. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst E. V. Würzburg, 28. bis 30. Juli 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0164

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ein jedes Grab dem einheitlichen Willen unter-
geordnet werden kann. In den weiten Gefilden
Polens immer wiederkehrend, würde diese Aus-
drucksform mehr als jede andere geeignet sein,
die Erinnerung an die Opfer deutschen Blutes
im Kampf um die Befreiung vom Russen]och
mahnend wach zu halten!

Oberleutnant Bromme zeigte im Anschluß
an seinen Bericht anschauliche Bilder aus seinem
engeren Wirkungskreise im Militärgouverne-
ment Lukow mit Beispielen und Gegenbei-
spielen zu dem Gesagten.

Auch Gartenarchitekt Hirsch, welcher in enger
Verbindung mit der Geschäftsstelle des Kunst-
beirates in Warschau arbeitet, legte aus dieser
Wirksamkeit erläuternde Photos undZeichnungen
vor und ergänzte den Bericht Brommes. Er machte
beachtenswerte Mitteilungen über die Schwierig-
keit der Aufgaben, die draußen zu lösen sind,
schwierig wenig er in organisatorischer Beziehung,
worüber sonst von den in der Kriegergräber-
fürsorge tätigen Herrn vielfach geklagt wird,
sondern in künstlerischer Beziehung. Er be-
dauert, daß es bisher nur wenigen der draußen
arbeitenden Gartenarchitekten gelungen sei, für
den Feldfriedhof in Verbindung mit der Eigen-
art der polnischen Landschaft einen wirkungs-
vollen Ausdruck zu finden. Es ist dort nicht leicht
zu arbeiten, aber vor allen Dingen muß man
sich klar sein, daß man die Ausdrucksform des
heimischen bürgerlichen Friedhofs nicht dorthin
tragen dürfe. Man wird danach trachten müs-
sen, aus der Eigenart der Polenlandschaft und
den besonderen Bedingungen des Kriegerfried-
hofs zu Lösungen zu kommen, die auch ohne die
unausgesetzte Pflege, die diesen Feldfriedhöfen
nicht gewidmet werden kann, nach Jahren noch
eindrucks- und stimmungsvolle Bilder gewähren.
Daran fehlt es aber oft. Man findet dort Fried-
höfe von vielen Morgen Größe, die ganz nach
der Art, die sich in den letzten zehn Jahren in
Deutschland eingebürgert hat, angelegt sind,
mit vertieften Rasenflächen, sauber geschnitte-
nen Hecken, scharf gestochenen Wegekanten usw.
Wer will behaupten, daß das der Eigenart der
Feldfriedhöfe, zumal unter den polnischen Ver-
hältnissen entspricht? Wie wird das aussehen,
wenn unsere Verwaltung das Land ein paar
Jahre verlassen haben wird? Nur in der denk-
bar einfachsten Form und mit den einfachsten
Mitteln darf gestaltet werden. Man muß in
Berechnung stellen, daß solche Friedhöfe, gerade
bei dem voraussichtlichen Mangel an geregelter
Pflege nach unserem heimischen Begriffe, erst in
einem gewissen Grade der Verwilderung zum aus-
drucksvollen Kriegergrabmal werden. Dem Vor-
tragendenschweben dabei die alten Hünengräber
in vielen Gegenden unserer Heimat als einfachste
Beispiele vor. Bei solchem Gestalten muß man den
Gärtner ganz zu Hause lassen. Er betont, daß

er nur sehr ungern solche Klagen vorbringe, ist
aber der Meinung, daß, wenn wir nicht selbst
auf derartige Dinge mit dem Finger hinweisen,
es dann von anderer Seite geschieht und leicht
Fehlgriffe Einzelner zum Maßstab der Leistungs-
fähigkeit unseres ganzen Berufs genommen
werden.

Herr Hirsch mußte seine Ausführungen we-
gen der vorgerückten Zeit stark einschränken,
wir haben aber die Zusage erhalten, daß er sich
in der Gartenkunst demnächst ausführlich über
diese Fragen auslassen wird.

Die Versammlung folgte den Mitteilungen
der beiden Herren mit großer Aufmerksamkeit
und beauftragte den Vorstand, im Benehmen
mit den Herren Bromme und Hirsch geeignete
Maßnahmen zu ergreifen, um die durch die
erfolgreichen Bemühungen der Gesellschaft her-
beigeführte Wirksamkeit der Gartenarchitekten
in der Kriegergräberfürsorge weiter auszubauen
und gegen unerwünschte Rückschläge zu sichern.

Damit fand die geschlossene Mitgliederver-
sammlung ihren Abschluß. Es folgte nach einer
kurzen Abendbrot-Pause der Vortrag über den
Kgl. HofgartenVeitshöchheimdes HerrnHof-
rat Dr. Kittel, der seine von gründlicher Kenntnis
des Gegenstandes durchdrungenen Ausführungen
noch durch eine Fülle gut gewählter, ausgezeich-
neterLichtbilder besonders anschaulich zu machen
verstand. Wir verweisen auf den bereits im
Septemberheft der Gartenkunst gebrachten aus-
führlichen Bericht.

* *

III. Öffentliche Versammlung

(Sonntag, 29. Juli, vormittags 10 Uhr).

Kurz nach 10 Uhr vormittags eröffnete Gar-
tendirektor Kube die öffentliche Versammlung,
deren Teilnehmer den Versammlungsraum im
Reichshof bis auf den letzten Platz füllten, mit
folgender Ansprache:

„Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Im Namen des Vorstandes der Deutschen Gesell-
schaft für Gartenkunst heiße ich Sie auf unserer
29. Hauptversammlung herzlichst willkommen
und sage Ihnen besten Dank, daß Sie unserer
Einladung gefolgt sind. Ich gestatte mir, unseren
besonderen Gruß zu entbieten dem Vertreter der
Kgl. Regierung von Unterfranken und Aschaffen-
burg, Herrn Graf Soden, und Herrn Bürgermeister
Brand, dem Vertreter der schönen StadtWürzburg,
deren reiche Schätze kennen zu lernen wir her-
gekommen sind. Wir danken herzlich für ihr
Erscheinen und dürfen wohl mit Recht in der
Vertretung öffentlicher Behörden auf unserer
Tagung eine Anerkennung der Gemeinnützigkeit
unserer Arbeiten und Aufgaben erblicken."

„Ich begrüße ferner die Herren Vertreter der
Städte und Verwaltungen, die Mitglieder unserer

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