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VII. Von den Wirbeln der Ascalabotae.

51



dies

eine

von

zusammen, und stehen hier zugleich mit der Oberfläche des Wirbels in Zusammenhang, indem regelmässig
ein weiter Markraum an der ventralen Fläche des Wirbels sich öffnet (Taf. IV. Fig. 6. x).

Viel beträchtlicher als bei Hemidactylus und Phyllodaclylus ist der Intervertebralknorpel bei Platy-
dactylus entwickelt, er comprimirt hier die Chorda intervertebral, und bedingt Einfaltungen der Chorda-
scheide, so dass sie auf dem senkrechten Querschnitte eine gezackte Figur darstellt. Auf die inlerverte-
brale Verengerung folgt im Anfange des Wirbels wieder eine Erweiterung, die gegen die Mitte des Wirbel-
körpers hin wieder abnimmt. Den bei Phyllodaclylus und Hemidactylus vorhandenen Chordaknorpel finde
ich an den Rumpfwirbeln von Platy dactylus nur in unansehnlichen Resten wieder. Es hat sich nämlich hier
die Markcanalbildung offenbar auch auf jenen Knorpel erstreckt, und es erfolgt von hier aus nach beiden
Enden des Wirbelkörpers eine Zerstörung der Chorda, ganz in ähnlicher Weise wie es bei den Salaman-
drinen der Fall ist. Am Schwänze von Platy dactylus finde ich den Chordaknorpel wie bei den anderen.
Es ist hier die Chorda sogar von einer ansehnlichen Knorpellage umgeben.

Suchen wir nach den Vorgängen, welche die Eigenthümlichkeit dieses Wirbelbaues bedingen, so
liefern uns wiederum die oben für andere Reptilien, z. B. für die Blindschleiche angeführten früheren Bil-
dungszustände die Anhaltepunkte zur Beurtheilung. Es wird auch bei den Geckonen eine aus der skelet-
bildenden Schichte hervorgegangene Knorpellage bestehen, von der die Bogen continuirlich entspringen,
und erst auf dieser Knorpellage, die für Phyllodaclylus wenigstens ein ganz continuirliches Rohr um die
Chorda bilden muss, bildet sich der knöcherne Wirbelkörper. Die ursprüngliche Anlage desselben muss
wieder in der Mitte des Wirbelkörpers, da, wo die Chorda verknorpelt, gesucht werden. Die Geckonen
haben bis hieber mit den übrigen Reptilien und den Amphibien viel Gemeinsames in der Wirbelanlage. Jetzt
tritt aber eine Eigenthümlichkeit auf, die ebenso bestimmt in die Bahn der Amphibien-Wirbelbildung hin-
überleitet, als sie von jener der Reptilien ablenkt. Bei den Reptilien haben wir nämlich eine beträcht-
liche Entwickelung des perichordalen Knorpels constatirt, der nicht bloss intervertebral sich entwickelt,
sondern auch vertebral, und durch seine erste Verkalkung, den knöchernen Wirbelkörper um die Chorda
herum anlegt. Bei den Amphibien fehlt diese Knorpelschichte um den primordialen Wirbelkörper entweder
gänzlich, die perichordale skeletbildende Schichte hat nur intervertebralen Knorpel gebildet (Salamandrinen),
oder es ist eine nur ganz dünne Knorpellage um den primordialen Wirbelkörper vorhanden (Frösche). In
beiden Fällen tritt die Bildung von Faserknochenlamellen dicht auf den vertebralen Abschnitt der Chorda.
So ist es auch bei den Geckonen der Fall, bei denen der, durch den Knorpel ausgezeichnete Abschnitt
der Chorda nur durch eine dünne Knorpellage von den Faserknochenschichten getrennt ist. Bei dem Wachs-
thume des Wirbelkörpers sind bei den Geckonen drei verschiedene Stücke betheiligt, erstlich die knöcherne
Scheide, die an beiden Enden fortwächst, dann der intervertebrale Knorpel, der in demselben Grade, als
die Basen der knöchernen Doppelkegel grösser werden, dieser Volumserweiterung sich adaptirt, und end-
lich drittens die Chorda selbst. Bei Phyllodaclylus muss sie ein ansehnliches intervertebrales Wachslhum
besitzen, denn sie besitzt, abgesehen von der ausserordentlichen Verlängerung, die sj^-.mit dem Längen-
wachsthum der Gesammtvvirbelsäule eingehen muss, einen intervertebralen Querdurchmess.er, der gerade
um das Doppelte so gross ist, als der vertebrale, an dem die ursprüngliche Dicke der Chorda erhalten bleibt.

Hier kann also ebenso wenig, als bei den Perennibranchiaten und Derolremen unter den Amphi-
bien, von einer mittleren vertebralen Einschnürung der Chorda die Rede sein. Es wird die nur miss-
verständlicher Weise so zu deutende Erscheinung vielmehr als eine intervertebrale Fortentwickelung der
Chorda augesehen werden müssen, und eben darin ist eine merkwürdige Differenz von der Entwickelungs-
weise des Reptilienwirbels gegeben. In Phyllodaclylus (und Hemidactylus) bleiben diese Zustände. In den
Wirbelkörpern von Platy dactylus erscheinen sie vorübergehend, denn die intervertebrale Chorda ist ein-
geschnürt, auf das Maass des vertebralen Abschnittes zurückgeführt, durch Einwachsen des Intervertebral-
knorpels; dass sie hier einmal weiter gewesen, das bezeugen die starken Längsfaltungen ihrer Scheide.

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