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DieHerstcllung der Heliogravüren für das besprochene Prachtwerk ersolgte in demk. k. militär-geographischen
Institut in Wien, welches derzeit der Leitung des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Alexander Guran untersteht.
Dieses Institut dient wohl ausschliesslich den Zwecken der Kartographie und hat auf diesem Gebiete einen wohl-
verdienten Weltruf, so dass der berühmte Geograph Petermann ' sich mit Recht äussert, dass dasselbe in „Bezug auf
die Kartographie das Höchste in der Welt leiden dürfte, wie es schon lange Zeit die hohe Schule für Kartentechnik
war." Allein die Leitung des Institutes ist von der richtigen Erkenntniss durchdrungen, dass dasselbe auch
strengen künstlerischen Anforderungen genügen musse, um auf dem ihm fpeciell zugewiesenen Gebiete durchaus
Vollendetes hervorbringen zu können. Desshalb beschränkt man sich dort nicht darauf, die Heliogravüre
zur Hervorbringung von Landkarten anzuwenden, sondern das Institut hat durch unablässige, von dem Sections-
Vorstande Herrn Ritter v. SchSnhaber tresssich durchgeführte Experimente es dahin gebracht, den Lichtkupferstich
— wie man statt des Fremdwortes „Heliogravüre" sagen kann — auch der eigentlich künstlerischen Production in
mustergiltiger Weise dienstbar zu machen. Indem wir uns vorbehalten, über das cinsehlägige technische Verfahren
in der Folge eine ausführliche, fachmännische Darsteilung zu bringen, wollen wir kurz das Entliehen unserer Thier-
gartenbilder schildern. Von der Federzeichnung des Künstlcrs wird mit Hilfe der Photographie eine reliefartig
erhabene Copie und von dieser sodann auf galvanoplastischem Wege ein Niederschlag in Kupfer erzeugt, welcher
selbstverständlich alle Erhabenheiten vertieft enthält. So wird von der Original-Zeichnung eine sogenannte Tief-
platte gewonnen, die sich von einer durch den Kupferstich oder die Radirung hervorgebrachten Platte nicht
wesentlich unterscheidet und gleich einer solchen die Vollendung durch das sogenannte Ausätzen, durch Nach-
radiren, durch Behandlung mit der kalten Nadel u. s. f. zulasst. DerDruck von der fertiggestellten Platte unterscheidet
sich in nichts von dem gewöhnlichen Kupferdruck.
Der Lichtkupferstich hat den grossen Vortheil, dass er absolute Treue in der Wiedergabe der künstlerischen
Vorlage gewährt und Vergrösserungen sowie Verkleinerungen des Formates derselben in einem recht weiten
Spielraum gestattet; namentlich durch Reduction ist, wenn sic nicht zu weit getrieben wird, eine besondere
Schärfe und Eleganz der Reproduction zu erzielen. Was die künstlerische Seite dieser Technik anbelangt, so geben
wir der solgenden, vollkommen zutressenden Aeusserung unseres geschätzten Mitarbeiters, Herrn August Schaeffer,
Raum: „Hat auch vielleicht die Heliogravüre gegenüber der Original-Radirung manche Nachtheile zumal in
der Erscheinung des Striches, der nie so glatt und gleichmässig wird wie auf der radirten Platte — ein Mangel,
welcher auf die, den Zeichnungen anhastenden Zufälligkeiten, als: ungleiche Dichtigkeit der Tusche, oder eine dem
freien Auge freilich kaum sichtbare Ungleichheit der Striche, der Punkte und sogenannten „Drücker" zurückzufuhren
ist — so gibt sie doch auch jenen Schwung, jene Freiheit der Zeichnung wieder, welche der Federstrich vermöge
der Elasticität der Feder und des Papiers vor dem Striche mit der Nadel auf der unelastischen Platte selbstver-
ständlich voraus hat. Für grössere landschaftliche Blätter oder auch sür architektonische Aufnahmen und Veduten
eignet sich die Heliogravüre um so mehr, als die Zeichnung mit der Feder eine unbeschrankte Freiheit gewährt,
welche man, trotz aller erdenklichen Uebung, bei der Radirung nicht in solchem Masse zu erreichen vermag.
Strich für Strich — mit Tönen lässt sich bei diesem Verfahren allerdings nicht arbeiten — bringt die Helio-
gravüre die Zeichnung wieder, so dass sie die Zeichnung des Künstlers direct als Facsimile reproducirt." Wie
treffend diese Bemerkungen des Künstlers sind, beweisen unsere Blätter, deren Ausführung in der That an Freiheit
und Schwung der Zeichnung allen Anforderungen Genüge leistet; auch an entsprechendem Ton fehlt es den-
selben nicht, da die Vorlagen von Vornherein auf farbige Wirkung geschickt berechnet waren. Diese richtig
wiederzugeben, liegt zum Theil in der Hand des Druckers, und wir mussen anerkennen, dass Pifani auch diesmal
dargethan hat, mit welch' feinem Farbengefühl er seine Drucke herzustellen versteht und wie sehr er desshalb
insbesondere Maler-Radirungen zur Geltung bringt.
1 Vgl. Dr. A. Petermann: „Mittheil, aus Justus Perthes geographischer Anstalt u. s. f. 24. Bd. Heft VI. Gotha, Justus Perthes, 1878, S 205.


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