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E

ISIOVEI.

ANSICHTEN AUS DEM KAIS. THIERGARTEN BEI WIEN.
Herausgegeben mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majeßät des Kaifers von Franz Grasen Folliot de Crennevüle, k. k. Oberstkämmerer.
Zwölf Zeichnungen nach der Natur von Anguß Schceffer und Frans v. Paufinger.
Heliogr. vom k. l\ militär-geographifchen Inflitnl. Druck von Ludwig Pifani in Wien.


IT der Ernennung Seiner Excellenz des Herrn Franz Grasen Folliot de Crennevüle
zum k. k. Oberstkämmerer, 1867, ist eine erneuerte Pssege der durch lange Zeit
vernachlässigten graphischen Künste in Oesterreich1 inaugurrrt worden. Unter den
zu diesem Zwecke im k.aiserlichen Auftrage unternommenen Publicationen ist das
Werk über den kaiserlichen Thiergarten bei Wien, der Conception wie der tech-
nischen Ausführung nach, eine der gelungensten und eigenartigsten. Nicht leicht
konnten für einen, die Pssege der graphischen Kunst wie die Herstellung einer
künstlerisch werthvollen Publication gleichmässig bezielenden Auftrag richtigere
Gesichtspunkte ermittelt werden, als dies hierin verständnissvollster Weisegeschehen
Ganz abgesehen von der Wahl des Objectes der Darstellungen, welches von vornherein eine Fülle malerischer
und stosfiich interessanter Motive barg, ist es ein wesentliches Verdienst des Herausgebers der besprochenen
Publication, dass er Originalzeichnungen bestcllte, welche durch die gemeinschaftliche Arbeit zweier, in ihrem
Fache gleichmässig bedeutender Künstler einen Reiz mehr bieten, und dass er für die Vervielfältigung sich der
Heliogravüre bediente, die im vorliegenden Falle nicht blos ihre volle Zweckdienlichkeit, sondern auch eine viel
versprechende Entwicklungsfähigkeit dargethan hat. So ist durch das Thiergarten-Werk das Princip der Maler-
Radirung neuerdings zu Ehren gebracht, und der neuen Technik der Heliogravüre durch eine, in dieser Art
unseres Wittens bisher noch nirgends versuchte Anwendung das künstlerische Gebiet mit einer mustergiltigen,
beispielgebenden Publication in Oesterreich erschlossen worden.
Die Gefellfchaft für vervielfältigende Kunft darf es als Beweis wohlwollender Anerkennung ihres auf die
Hebung der graphischen Künste gerichteten Strebens ansehen, dass Seine Excellenz der Herr k. k. Oberstkämmerer
ihr zwei Blatter des im Handel nicht erschienenen Thiergarten-Werkes für ihre Mitglieder gütigst zur Verfügung
gestellt hat. Diese Blätter, welche August Schcefser,' einer der ausführenden Künstler, mit den vorstehenden
interessanten Schilderungen freundlichst begleitet hat, charakterisiren die ganze Publication in ansprechender
Weise. Unter Festhaltung der für die Auswahl der Darstellungsobjecte massgebenden Motive ist es gelungen, land-
schaftliche Szenerien herauszufinden und sie mit einer Thierstafsage zu versehen, welche nicht blos die natürliche
Beschaffenheit des Wildparkes vollständig ansehaulich machen, sondern auch alle in waidmännischer und sorst-
wirthschaftlicher Beziehung bemerkenswerthen Momente des Lebens im Walde vorsühren. An Schärfe der Aufsassung,
an Feinheit der Naturempsindung und an malerischem Reiz lassen Scliccfser's Landschastsbilder nichts zu wünsehen
übrig; mit ebenbürtiger künstlerischer Meisterschaft und intimer Kenntniss der Lebensgewohnheiten des Wildes hat
Franz v. Paufinger die Stassage in vollen Einklang mit der Landschaft gesetzt, so dass die Bilder unter der Hand
Eines Künstlers entstanden zu sein scheinen. Auch die Technik der Ausführung, welche vom Künstler eine
Federzeichnung in möglichst scharfen, gleichmässigen Strichen fordert, haben sich beide Urheber der besprochenen
Publication in gleichem Grade zu eigen gemacht.

] Vgl. R. v. Eiielberger: „Die Kunstbewegung in Oesterreich seit der Pariser Weltausstellung 1867". Im Auftrage des k. k, Unterrichts-
Ministeriums dargestellt. Wien, k. k. Schulbücher-Verlag 1878, S. 76.
 
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