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Fßter Rhein.


CHWIND ist, wie erwähnt, in der Galerie Schack durch sein grosses Oelbild „Die Rückkehr
des Grafen von Gleichen aus dem Kreuzzuge" nicht bloss am bedeutendsten, sondern auch
dermassen charakteristisch vertreten, dass unter allen seinen anderen Oelgemälden nur wenige
gefunden werden können, welche in ähnlicher Weise die vorzüglichsten Eigenschaften des Meisters zu
erfreulicher Erscheinung bringen. Es war dies ein Stofs, den Schwind seit seiner Jugend mit sich herum-
getragen 1 und als er ihn endlich wenige Jahre vor seinem Tode für die Galerie Schack auf Bestellung
des Besitzers derselben ausführte, mag die Arbeit dem Künstler recht von Herzen gegangen sein.
Die ganze Naivetät und Innigkeit seiner Empfindung, die allezeit jugendfrische Anmuth seiner Dar-
stellung und die liebenswürdige Schalkhaftigkeit seines Humors durchströmen dieses köstliche Bild
„voll poetischen Duftes, das den Beschauer wie ein Gedicht Walthers von der Vogelweide anmuthet;"2
es bedurfte aber auch des vollen Aufgebotes aller dieser Eigenschaften, um im Beschauer reine, heitere
Theilnahme an dem Vorgange wachzurufen und jede peinliche Nebenempfindung zu bannen. Wie die
reizumssossene Burgfrau mit den edlen Zügen, den lichten Augen und Haaren dem heimkehrenden
Gatten in die Arme stürzt und bloss für ihn Augen hat, ohne die Nebenbuhlerin auch nur mit einem
Blick zu streifen, ist sie das Urbild einer bis zur Demuth treuen und hingebenden deutschen Hausfrau,
von der man eine Störung des Hausfriedens auch in dem ganz unerhörten Falle, da sie ihre Rechte
mit einem anderen Weibe zu theilen haben wird, nicht zu besorgen braucht. Aber auch die dunkel-
haarige, gluthäugige Prinzessin aus dem Morgenlande, welche ihren Schleier lüftet, um genauer zu sehen,
blickt nicht eben unfreundlich auf das erste Weib des Mannes, an dem ihr das gleiche Gattenrecht
zusteht, und den Palmzweig in ihrer Hand können wir getrost als Symbol des Friedens betrachten. Einen
heiteren Gegensatz zur selbstbewussten würdigen Haltung, in welcher der heimgekehrte Kreuzritter
seine erste Gattin angesichts der zweiten begrüsst, bildet sein treuer Knappe, dem der Schalk im
Nacken sitzt und dessen verschmitztes Schmunzeln zu erkennen gibt, wie sehr er den Humor der
Situation herausfühlt und überdenkt. Unschwer erkennt man in diesem froho-emuthen Beobachter den

1 Vergl. Holland's cit. Werk, S. 196.
2 Siehe Regnet's cit. Werk, S. 254.
en: Die Galerie Sehack.

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Schwind IV.
 
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